Die Central Kalahri (CKGR)

27. Mai 2019

Moin Kubu!!!

Es ist 05:50 Uhr und noch stockdunkel, als ich aufwache und schon völlig ausgeschlafen bin. Ich habe total gut geschlafen und meine erste Campingnacht im Dachzelt sehr gut verbracht. Die Zelte haben einen festen Holzboden und eine recht feste Matratze, so dass man wie im richtigen Bett schläft, was kein Vergleich mit einer Dünnen Matte in einem Zelt auf dem Boden ist. Es war auch angenehm warm in der vergangenen Nacht, so das ich nicht frieren musste, was sich aber im Laufe unserer Tour sicherlich noch ändern wird.

So schäle ich mich aus meinem Schlafsack, mache mich schnell frisch, putze die Zähne und wundere mich, wo unser Müllbeutel geblieben ist. Gestern Abend konnte ich aus dem Zelt direkt am Lagerfeuer noch einen Schakal rumstreunen sehen, der sich vermutlich an unseren leichtfertig liegen gelassenen Abfällen bedient hat. Rund 50m vom Auto entfernt finde ich den Müll hinter einem Busch. Hier hat der Kollege also sein Nachtmahl gehalten! Ich suche schnell alles zusammen, damit keine Rückstände hierbleiben und speichere für mich, in Zukunft nachts sämtliche Dinge immer ins Auto zu räumen. Mittlerweile sind auch Sven und Franki auf den Beinen, die sich zum meinem großen Glück das etwas breitere Dachzelt teilen.

So habe ich ein Zelt für mich allein, worüber ich mich wirklich freue. So langsam merke ich, dass Franki doch recht speziell ist und wir sicherlich noch aneinander geraten werden, wenn sich sein Verhalten nicht ändert. Er beteiligt sich irgendwie nirgends, so dass die gesamte Arbeit an Sven und mir hängen bleibt. Wie beispielsweise genau jetzt das Abbauen der Dachzelte und das Vorbereiten des Kaffees, etc. Ich mache schnell ein Foto von dem riesigen Baobab, der gar nicht weit von unserer Campsite entfernt steht. Im Hintergrund färbt sich der Himmel durch die langsam aufgehende Sonne in den afrikatypischen Farben; von orange-rot über gelb bis zu einem tiefen blau. So könnte ich jeden morgen das Farbenspiel bei einem Kaffee genießen!

Nachdem wir Tisch und Stühle verstaut haben und wir ein neues "Packsystem" ausprobieren, geht es gegen 07:20 Uhr los zurück in die Salzpfannen.  Wir fahren nur eine kurzes Stück und halten dann noch einmal zum fotografieren an. Es ist einfach wunderschön hier, obwohl ja eigentlich nichts da ist. Aber genau das macht es aus! Der Boden sieht von dem sehr spärlichen Regen im April aus wie helles Nappaleder und die Gräser rechts und links des Weges sind so blass und trocken, als hätte es gar nicht geregnet. Ich knipse etwas, Franki steht im Weg und Sven dreht ne runde mit der Drohne. Das sind wie schon im vergangenen Jahr super aufnahmen geworden. Leider kann ich das alles gar nicht in Worten wiedergeben, was wir hier empfinden. Herrlich!

Nach bisher 4 Tagen stressiger Fahrerei und schon recht vielen Kilometern sind wir jetzt endlich in Afrika und im lang ersehnten Urlaub angekommen. Wir müssen ein gutes Stück zurück durch die Ebenen und anschließend durchs dichte Buschland fahren, bis wir nach rund 50km wieder auf die geteerte A30 gelangen.

Es geht über die Autobahn Richtung Westen nach Orapa. Bereits nach wenigen Minuten erreichen wir einen Kontrollpunkt und sind etwas verwirrt, weil wir der Straße nicht weiter folgen dürfen und Orapa komplett umfahren müssen. Nach unserer Reise habe ich erfahren, dass die Stadt für Touristen gesperrt ist und nur mit Sondergenehmigungen der Zutritt gewährt wird, da es sich hier die weltgrößte Diamantenmine befindet.
Naja, also hier kommen wir nicht weiter und müssen deshalb die Ausweichroute über die A14 und anschließend weiter über die die B300 nehmen. Da wir heute noch in die Central Kalahari fahren werden, so zumindest unser Plan, müssen wir auch jeden Fall noch einmal tanken und evtl. noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Tankstellen gibt es unterwegs einige, wenn auch recht weit auseinander, aber die Möglichkeiten einzukaufen, sind schon bedeutend geringer. Bei Mopipi wird erstmal der Doppeltank unseres Hilux gefüllt. Der Shop neben der Tankstelle zeigt leider nur komplett leere Regale, so dass wir hier keinen Erfolg haben und beschließen, noch rund 70km weiter bis nach Rakops zu fahren. Da erhoffen wir uns einiges mehr an Einkaufsmöglichkeiten. Also weiter geht´s! Die Straßen sind hier wirklich gut ausgebaut und wir kommen heute sehr gut voran und erreichen Rakops bereits um 11:30.


Irgendwie haben wir uns von diesem Ort doch wesentlich mehr versprochen. Rakops hat rund 5.000 Einwohner und besteht aus sehr einfachen Häusern und Shops. Einen "richtigen" Supermarkt, oder ähnliches finden wir hier nicht. Egal, wir machen eine kurze Pause um sämtliche Akkus noch einmal zu laden und in Ruhe einen Kaffee zu trinken.
Also steuern wir mitten im Ort einen Imbiss an. Franki möchte noch einmal etwas "ordentliches" futtern, Sven und ich trinken nur einen Kaffee, während unsere Akkus vor der Tür draußen laden. Wir konnten unsere Ladegeräte einfach an einer Steckdose anschließen, an der auch der Kühlschrank draußen angeschlossen ist. Ich sehe mich draußen noch etwas um und finde in 2. Reihe tatsächlich einen kleinen Shop und einen Metzger im typischen Afrika-Style.
Die Türen sind mit starken Gittern ausgestattet und es wirkt alles sehr runtergekommen. Bevor wir endgültig in den CKGR (Central Kalahari Game Reserve) aufbrechen kaufen wir dennoch noch ein paar Kanister Wasser und decken uns mit wirklich riesigen Steaks ein, die in der Fleischtheke sehr ansprechend aussehen. Mittlerweile sind auch die Akkus komplett geladen und wir machen uns startklar für unser ersten großen Abenteuer auf unserer Afrikatour.
Wir verlassen Rakops nach einer guten Stunde und biegen um genau 13:00Uhr von der B300 in die Central Kalahari ab!

Ab jetzt liegen einige Hundert Kilometer Wildnis, viel Tiefsand, extrem holprige Pisten und Staub ohne Ende vor uns. Schon nach wenigen Kilometern merken wir, dass wir so nicht weiter kommen und senken erstmal unseren Reifendruck auf unter 2 bar ab. Allein die Strecke bis zum Gate dauert rund 90 Minuten und wir haben schon einen kleinen Eindruck dafür bekommen, was uns hier in den nächsten Tagen erwarten wird.

Am Matswere-Gate werden wir von eine sehr netten Mitarbeiterin empfangen. Leider wurde unserer Buchungsbestätigung kein Voucher für den Park und die die gebuchten Campsites  beigelegt, so dass die Dame etwas mehr Arbeit mit unserer Abfertigung hat. Sie führt einige Telefonate, aber wir bekommen dann nach einigem Warten doch grünes Licht und dürfen in den Park fahren.
So schaukeln wir weiter durch die zunächst sehr dicht bewachse Landschaft. Rechts und links der Piste sind durchgehend sehr große Dornenbüsche, die mit ihren langen nagelartigen Dornen über den Lack des Autos kratzen, dass es laut quietscht. Der Pfad ist tatsächlich nur maximal so breit wie unser Geländewagen. Hoffentlich kommt uns jetzt kein Fahrzeug entgegen! Aber weit gefehlt, wir werden in den nächsten Tagen insgesamt nur 5 Autos sehen und sind somit so gut wie alleine in diesem riesigen Gebiet unterwegs.

Nach einigen Kilometern entdecken wir unsere erste Giraffe, als sich die Büsche etwas lichten und wir einen kleinen Einblick ins Hinterland ergattern können. Zunächst steht sie seelenruhig an einem der Büsche und frisst. Da die Langhälse aber generell sehr ängstlich und schreckhaft sind, ergreift sie die Flucht, sobald wir uns ihr weiter nähern. Sehr schade, dass man die meisten Tiere oftmals nur aus einigen Metern Entfernung beobachten kann. Aber auch das wird sich im Laufe unserer Tour vielleicht noch ändern 😉.

16:45 Uhr! Wir erreichen unsere vorabgebuchte Campsite "Kori 1". Das Platz liegt mitten in der wilden Landschaft der Kalahri Halbwüste und verfügt über eine Feuerstelle und zwei schneckenartige Holzkonstrukte, die als Toilette und Dusche dienen. Wasser und "Duschkopf", also einen schwarzen Kunststoffbeutel, den man mit Wasser befüllen kann, müssen allerdings selbst mitgebracht werden.

So richten wir uns ein, platzieren das Auto so, wie wir es als sinnvollstem empfinden, schlagen die Dachzelte auf und starten direkt mit den Vorbereitungen für das Abendessen. Als soweit alles erledigt ist und das Feuer brennt, gönnen wir uns der Reihe nach eine kurze, sehr spartanische Dusche.

Irgendwie haben wir alle ein sehr angespanntes Gefühl, weil hier nichts eingezäunt und die Landschaft auch nur sehr schlecht einsehbar ist. So wirklich entspannt ist die Situation nicht, weil wir nicht einschätzen können, ob und was uns hier erwartet. Bei dem obligatorischen Sundowner sehen wir den Vögeln zu und genießen den typischen afrikanischen Sonnenuntergang. Es ist immer wieder ein Highlight!

Das ist hier immer sehr schnell und vor allem früh dunkel ist, bereiten wir zeitig unser Essen vor. Es gibt die in Rakops gekauften Steaks und dazu Bratkartoffeln. Leider sind die Steaks doch nicht so köstlich, wie sie aussahen und hatten eine gewissen Ähnlichkeit mit Schuhsohlen. Zäh wie Leder trifft es wohl am besten! Aber satt werden wir auf jeden Fall und und diskutieren noch eine ganze Zeit über das heute erlebte. Es waren schon wieder so viele Eindrücke, die wir hier und jetzt noch gar nicht verarbeiten können. Das kommt tatsächlich erst einige Wochen nachdem wir wieder zurück sind und etwas Abstand haben.

Heute haben wir noch einmal einen atemberaubenden Sternenhimmel und genießen den klaren Blick auf die Milchstraße!

Wir waren rund 9 1/2 Stunden unterwegs und sind etwa 300km gefahren. Davon ca. 140km offroad



28. Mai 2019

Good Morning Kalahari!!!

Man, war das eine Nacht!!! Wir waren gestern nach einem anstrengenden Tag zeitig im Zelt. Ich konnte auch recht gut einschlafen, bin aber nachts wach geworden, weil ich so gefroren habe. Trotz langer Skiunterwäsche und einem Schlafsack war es unerträglich kalt. Im Zelt hatten wir nur 2°C; draußen vermutlich sogar noch etwas weniger!


Wie immer stehen wir zeitig gegen 06:00 Uhr auf. Bei einer Katzenwäsche am Auto frieren mir fast die Finger ein, so kalt ist es an diesem Morgen. Unvorstellbar, bei Tagestemperaturen von ca. 30°C! Wir kochen etwas Wasser und bereiten nur auf die Schnelle einen Kaffee zu. Richtig frühstücken möchten wir jetzt noch nicht. So entscheiden wir, direkt alles zusammenzupacken und starten gegen 07:20 Uhr Richtung Südosten durch den CKGR. 

Deception Pan
Direkt am ersten Abzweig entscheiden wir uns für den Deception Loop. Hier sehen wir bereits die ersten Herden Oryxantilopen. Damit haben wir in dieser Form nicht gerechnet. Im vergangenen Jahr in Namibia haben wir schon einige Oryxe gesehen, aber bei Weitem nicht so viele, wie es hier in diesem Jahr sind. Die Landschaft ist mittlerweile auch viel offener als gestern. So wechseln sich Buschlandschaft und freie
Grassteppen ab und wir sehen einige Tiere, unter anderem auch einen leeren Panzer einer Schildkröte. Wem die wohl zum Opfer gefallen ist... 
Im Deception Loop durchqueren wir einen nahezu schwarzen Streifen. Der Boden sieht hier aus, als würden wir über Lavagestein fahren. 
Wir folgen dem Pfad weiter bis in die Letiahau Pan. Hier soll es einige Löwen geben, die gerade morgens aktiv sind. Leider sehen wir aber keinen einzigen von ihnen. Dafür aber um so mehr Antilopen, die in sehr großen Herden durch die freie Steppe ziehen und in aller Ruhe grasen. Irgendwo müssen doch die Katzen sein. Allerdings sind sie so gut getarnt, dass wir sie auch mit unseren Kameras nicht entdecken können. Lediglich einige Schakale streifen hier umher.

Frühstückspause auf der Letiahau Campsite Nr. 6
Gegen 10:00 Uhr erreichen wir die Letiahau Campsite (Nr. 6) und entscheiden uns, hier eine Rast einzulegen und zu frühstücken. Also Tisch, Stühle, Kocher, etc. aus dem Auto und los geht´s. Franki sucht noch etwas Feuerholz während Sven und ich uns um den Rest kümmern. Wir machen Rührei mit Toast und kochen nochmal Kaffee. Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel
 und es wird schon wieder recht warm. Wir spülen noch schnell das Geschirr, packen wieder alles zusammen und machen und weiter auf den Weg. Bisher sind wir heute sehr gut voran gekommen und entscheiden daher, an der gebuchten Campsite weiter zu fahren um noch mehr zu sehen. Leider sind die Beschilderungen und Karten aus diesem Gebiet nicht wirklich gut und so nehmen wir einen Abzweig, den wir vielleicht besser nicht genommen hätten. Wir fahren über 20km ohne Anhaltspunkt und zu wissen, wo wir überhaupt sind. Teilweise können wir die Spur kaum noch erkennen und sind gar nicht sicher, ob wir überhaupt weiter kommen. Die Dornen zerkratzen an beiden Seiten das Auto und wir haben Befürchtungen, uns einen platten Reifen zu fahren. Aber zum Glück bleibt uns das hier und heute erspart!

Irgendwo im Nirgendwo!
Giraffen in der Nähe der Tau Pan

Nach einer gefühlten Ewigkeit gelangen wir endlich wieder auf einen Abzweig und eine etwas bessere und vor allem breitere Straße, wenn mann überhaupt von Straße sprechen kann. Hier treffen wir auf eine Gruppe Giraffen, die uns neugierig beäugt. Die wundern sich wohl auch, wer da auf einmal aus dem Nichts aufgetaucht ist!

Zeltplatz in der Kalahari
Nach einigen Kilometern entlang der weiten Tau Pan erkennen wir auf deinem Hügel in einiger Entfernung die gleichnamige Lodge. Da es mittlerweile schon recht spät ist und wir rund 40km, also über 2 Stunden Fahrt, von der Phokoje Campsite entfernt sind, fragen wir dort nach, ob wir hier für eine Nacht campen dürfen. Dürfen wir natürlich nicht und so machen wir uns weiter auf den Weg. Da wir unser Ziel bei Tageslicht nicht mehr erreichen können, entscheiden wir uns, unsere Zelte am Rande der Phukwi Pan unter einem recht großen Baum aufzuschlagen. Ganz wohl ist uns bei der Sache nicht, aber immer noch besser, als bei Dunkelheit so eine Strecke zurückzulegen. Es ist jetzt bereits nach 17:00 Uhr und die Sonne steht schon relativ tief, als wir endlich so weit sind. Das haben wir uns etwas einfacher und entspannter vorgestellt. So bereiten wir uns Essen zu und sind heute um 20:00 Uhr in unseren Zelten verschwunden.  

Heute waren wir rund 9 Stunden unterwegs und sind ~170km gefahren!



29. Mai 2019

Guten Morgen Afrika!

Nach einer erneut sehr kalten Nacht dürfen wir heute morgen einen atemberaubenden Sonnenaufgang erleben. Es ist gerade einmal 06:00 Uhr als wir aufstehen. Kurz darauf geht am Horizont die Sonne auf und taucht den Himmel in die schönsten Farben. Sowas muss man einfach live erleben. Das kann man nicht in Worte fassen! Auch heute gibt es nur eine kurze Katzenwäsche und Zähneputzen direkt am Auto. Mit unserem Wasser müssen wir sehr sparsam sein. Das Auto hat eine Wassertank von 50 Litern, die für 3 Personen 5 Tage halten müssen. Zum Glück haben wir noch einige 5 Liter Wasserkanister dabei, die aber eigentlich nur zum trinken und kochen gedacht sind.

Es gibt wie immer einen schnellen Kaffee und um kurz nach 07:00 starten wir. Es ist aktuell gerade mal 3°C warm und wir drehen die Heizung im Auto erstmal voll auf. Nach wenigen Minuten Fahrt kommen wir an den Abzweig Richtung Richtung Passarge Valley und Motopi Campsite. Als wir dem Pad folgen trauen wir unseren Augen nicht. Genau vor uns steht mitten auf der Piste ein Leopard. Er zeigt keinerlei Scheu und streif langsam vor uns ins nächste Gebüsch. 

Wir wenden und wollen ihn noch einmal aus der Nähe sehen und ein paar Fotos machen. BEEINDRUCKEND! Damit haben wir nicht gerechnet. Und siehe da, er kommt tatsächlich wieder raus uns zieht über den harten Lehmboden weiter entlang der Büsche. Wir können das imposante Kätzchen eine ganze Zeit verfolgen und dabei wirklich gelungene Aufnahmen machen. Wenn das mal kein perfekter Start in den Tag ist! Gut gelaunt fahren wir noch ein kurzes Stück weiter zum "Passarge Wasserloch". Hier sind anfangs einige Giraffen, die entlang des Ebene ins Dickicht ziehen. Ansonsten ist leider nicht viel los. 
Wir warten eine geraume Zeit und sehen aus einiger Entfernung einen Kudubullen, der eine kleine Herde um sich schart. Langsam nähern sich die Tiere dem Wasserloch. Wir dürfen uns kaum bewegen, da die großen Antilopen so extrem scheu sind und sich bei der kleinsten Regung direkt wieder ins Dickicht zurückziehen. Aus einiger Entfernung sehen wir einige Strauße, die sich aber nicht näher trauen, oder schon am Wasserloch waren. Jedenfalls beäugen sie uns eine ganze Weile, bis sie irgendwann in den Büschen aus unserem Sichtfeld verschwinden. Das Wasserloch wird durch einen kleinen Zulauf gespeist, so dass es auch in sehr trockenen Jahren, wie in diesem Jahr, immer ausreichend Wasser hat. Dennoch sind hier nur sehr wenige Tiere zu sehen, was uns etwas wundert. Lediglich einige Vögel flattern permanent um das Wasserloch.



Es ist jetzt ca. 09:00 Uhr und wir haben über eine Stunde gewartet, ohne dass sich, abgesehen von den Kudus, irgendwelche Tiere zum Wasserloch verirren. Vermutlich ist es schon zu spät und die meisten Tiere haben schon ihren Durst gestillt. Also machen wir uns auf den Weg zurück zum Abzweig, wo wir eben den Leoparden gesehen haben, biegen jetzt aber Richtung Norden zum Passarge Valley ab.

Die Rollenverteilung ist auf unserer Tour ähnlich wie im vergangenen Jahr, allerdings hat es sich so eingespielt, dass Sven der Fahrer ist, ich fotografiere und navigiere und Frank ist da. Der bevorstehende Abschnitt ist relativ uninteressant, aber dafür recht anspruchsvoll zu fahren. Das Gelände ist etwas hügelig und wir können teilweise einige hundert Meter im Voraus sehen, was uns erwartet. Unterwegs sehen wir auf einer kleinen freien Fläche auf einmal eine Staubwolke, die wir anfangs nicht so recht deuten können. Auf einmal sehen wir es: Ein Honigdachs buddelt in der trockenen Erde und lässt sich von uns gar nicht stören, als wir mit unserem Hilx immer näher heranschaukeln.

Die Piste an sich ist extrem tiefsandig und dabei sehr uneben, so dass wir ordentlich durchgeschüttelt werden und wie in den vergangen beiden Tagen nur sehr langsam voran kommen. So sind wir für knapp 30km fast zwei stunden unterwegs, bis wir an unserer gebuchten Campsite eintreffen um zu frühstücken.

Hier ist es wirklich schön! Es gibt wieder Holzverschläge die als Dusche und WC dienen, eine Feuerstelle und da wir etwas höher liegen, eine tolle Aussicht über die Ebene. Wir sind einigermaßen zeitig dran und haben für heute nicht mehr viel geplant, also entscheiden wir uns, nach einer ordentlichen Stärkung sämtliche Daten, wie Fotos und Videos der vergangenen Tage zu sichern. Es hat sich in den vergangenen Tagen bereits einiges angesammelt und so dauert es über eine Stunde, bis alle Daten doppelt auf unseren externen Festplatten gespeichert sind. Während der Svens Laptop vor sich hin surrt, entspannen wir uns und genießen die Ruhe und die warme Sonne. Es ist einfach schön, mal nichts, außer der Natur zu erleben und die Geräusche, Gerüche und Eindrücke auf sich einwirken zu lassen und genießen zu können.

Nach unserer ausgiebigen Pause hängen wir noch schnell unsere Campingdusche  in der "Holzschnecke" auf, damit wir später warmes Wasser haben. Aber jetzt wollen wir noch ein wenig mehr vom Passarge Valley erkunden und folgen der Sandpiste weiter nördlich. Am Rande einer sehr weiten offenen Grasebene liegen zunächst ein einsamen Oryx und etwas weiter ein einzelnes Gnu im Schatten. In der Mittagssonne ist es auch im Winter recht heiß und anstrengend, so dass sich alle Tiere in den Schatten verzogen haben und dösen.
Unter ein paar Büschen sehen wir eine recht große Herde Springböcke. Erst beim zweiten, oder dritten hinsehen bemerken wir, dass die Tiere über die ganze Ebene verteilt sind. Zwischen den kleinen Büschen und teils hohen Gräsern sind die Antilopen wirklich schnell zu übersehen.
Etwas weiter sehen wir dann auch eine etwas größere Herde Gnus, die sich in den Schatten einiger Bäume zurückgezogen haben und durch uns aufgeschreckt werden. Nachdem wir noch ein gutes Stück gefahren sind,
aber nichts wirklich interessantes mehr entdecken konnten, wenden wir und machen uns auf den Weg zurück zur Campsite. In einem der Büsche am Wegesrand sitzt ein Falke, der auf Beute lauert.


Wir fahren sehr langsam um ihn nicht aufzuschrecken und ich kann sogar ein einigermaßen brauchbares Bild schießen. Anschließend geht´s vorbei an der riesigen Springbockherde, einigen Oryxen und Gnus. Wir stoppen lediglich, um noch etwas trockenes Feuerholz, was direkt vor uns auf der Pad liegt, einzusammeln. Also wir um kurz nach 16:00 Uhr auf unserer Campsite ankommen, freuen wir uns schon auf unser wohl verdientes Feierabendbierchen und aufs grillen. Aber weit gefehlt... Die Sonne steht schon recht tief und so starten wir direkt durch, nachdem wir angekommen sind. Erstmal muss das ganze Feuerholz aus dem Auto geladen werden. Dann die Stühle, etc. Während Sven sich um das Feuer kümmert, baue ich unsere Dachzelte auf. Aber was ist das? Überall summt es und wir sind mitten in einem sehr aggressiven Bienenschwarm.😱 In kürzester Zeit haben wir einige Stiche davongetragen. Es nützt nichts, trotz des Feuers verschwinden die Viecher nicht. Hier können wir nicht bleiben! Also brechen wir im wahrsten Sinne die Zelte wieder ab und packen in Windeseile wieder alles ins Auto. So eine Sch...! Das Feuer lassen wir so wie es ist brennen. Fast hätten wir in der Eile unsere Dusche vergessen. Als Sven sie holen will, traut er seinen Augen nicht. Der gesamte Beutel inkl. Schlauch und Brausekopf ist von Bienen besetzt! Nur mit mühe gelingt es, das Teil von dem Seilzug zu lösen, ohne komplett zerstochen zu werden. Selbst im Auto sind mittlerweile einige der stechwütigen Biester. Also nichts wie weg zur Campsite Nr. 3. Hoffentlich ist die Campsite frei und wir können ungestört da übernachten.

Zum Glück sind es nur wenige Kilometer bis wir gegen 17:15Uhr auf einer komplett freien und wunderschönen Platz eintreffen. Jetzt fängt das Spiel noch einmal von vorn an. Alles ausladen, feuer machen, Zelte aufbauen, Essen zubereiten, etc. Außerdem wird es mal wieder Zeit für eine Dusche! Unsere Wasserreserven neiden sich langsam dem Ende und nachdem Franki als erster geduscht hat, ist der Wassertank unseres Autos leer. Also müssen Sven und ich auf unsere Reserven aus den Kanistern zurückgreifen. Zum Glück kommen wir mit den 5 Litern aus, so dass wir noch ausreichend Trinkwasser für mindestens 2-3 Tage haben. Wir diskutieren heute Abend wieder lange über die ganzen Eindrücke des Tages. Der Leopard, die Giraffen, sehr viele Oryxe und Gnus. Der Dachs am Vormittag, einige Streifen-, oder Erdhörnchen, die Bienen-Attacke und natürlich wieder ein unbeschreiblicher Sonnenuntergang.

Sven und ich unterhalten uns noch eine Zeit zu zweit und sind beide mit unserer Gesamtsituation nicht wirklich glücklich. Irgendwie bleibt alles an uns hängen und Franki kümmert sich um gar nichts. Ganz im Gegenteil. Permanent müssen wir für ihn mitdenken und seine Aufgaben mit übernehmen. Nur bei ausdrücklicher Aufforderung kommt er mal in Bewegung. Das kann bei so einem Urlaub nicht funktionieren. Wir müssen einfach alle anpacken und uns zu 100% aufeinander verlassen können. Wir werden wohl morgen noch einmal ernsthaft mit ihm sprechen müssen!

Heute waren wir wieder über 9 Stunden unterwegs und haben ~140km zurückgelegt.



30. Mai 2019

Guten Morgen Wildnis!!!

Wie jeden Morgen stehen wir nach einer wieder sehr kalten Nacht pünktlich um 6 Uhr auf. Wir kochen direkt Kaffeewasser, bauen die Zelte ab und packen das gröbste zusammen. Bei einem Kaffee und ein paar Keksen besprechen wir uns, bevor es weiter geht. Leider haben wir uns alle einiges mehr von der Kalahri versprochen und es uns völlig anders vorgestellt. Wir haben hier beispielsweise keinen einigen Elefanten, oder Löwen gesehen und sind bis auf ein paar Ausnahmen sehr viel durch die Einöde gefahren, ohne wirklich viel von der Natur erleben zu können. 
So beschließen wir, nicht noch eine Nacht im CKGR zu bleiben, sondern den Park schon einen Tag eher als geplant zu verlassen und uns schon Richtung Norden auf den Weg zu machen. Je nach dem, wie wir im Laufe des Tages durchkommen, werden wir uns kurzfristig nach einer Campsite, oder anderen Übernachtungsmöglichkeit umsehen. Bis dahin liegt allerdings noch einiges vor uns und so verlassen wir um kurz nach 7 Uhr diesen wirklich schönen Platz in Richtung Tsau Gate
Bis zum Gate haben wir ungefähr 100km vor uns, also haben wir keine Zeit zu verlieren. Am Abzweig Richtung Gate sind von der letzten Regenzeit tiefe Fahrrillen im Boden, die bei der Trockenheit betonhart geworden sind. Bei so festem Boden kommen wir heute zum Glück etwas besser voran und passieren schon sehr früh das Passarge-Wasserloch. Da hier wieder keine Tiere zu sehen sind halten wir uns gar nicht länger auf, sondern fahren direkt weiter. 
Die Büsche werden in diesem Bereich der Central Kalahri wieder wesentlich dichter und die Dornen kratzen wieder am Lack des Autos. Am Himmel und in einigen Bäumen sehen wir auffällig viele Geier. Allerdings haben wir leider keine Möglichkeit nach irgendwelchen Kadavern ausschau zu halten. Dafür ist die Vegetation einfach zu dicht und wir können nur diesem einen Pfad folgen. 
Es ist echt unvorstellbar, wie groß Geier sind. Obwohl die Vögel doch relativ weit entfernt sind, gelingen ein paar ganz gut Aufnahmen


Nach einigen Kilometern erreichen wir die Motopi Pan. Eine weite, sehr gut einsehbare Fläche, auf der sich einige Tiere tummeln. Am Straßenrand liegt ein großes Geweih eines Kudubullen. Das würde sich prima als Kühlerdeko an unserem Geländewagen machen!

Der Bulle muss schon ein beachtliches Tier gewesen sein, wenn wir die Größe der Hörner betrachten.  In unmittelbarer Nähe sehen wir einige Oryxantilopen im gelben Gras stehen, die sich aber von uns nicht stören lassen und gemächlich durch die Steppe streifen. 

Auch einige Kuhantilopen, Warzenschweine, Schakale, etliche Perlhühner und einige Gnus finden wir hier und am nahen Motopi-Wasserloch. Wir beobachten das rege Treiben eine ganze Zeit und hoffen bei den vielen und noch sehr frischen Elefantenhaufen endlich mal einige Dickhäuter zu Gesicht zu bekommen. Daraus wird aber leider auch hier nichts. Im Vorfeld haben wir bereits gelesen, dass wir nicht zu besten Reisezeit hier im CKGR sind, um viele Tiere beobachten zu können und waren durchaus darauf vorbereitet. Aber irgendwie sind wir dennoch etwas enttäuscht. Da wir aber aktuell erst seit 1 Woche unterwegs sind und noch rund 2 1/2 Wochen vor uns liegen, haben wir aber sicher noch viele Chancen auf Elefanten und Co.!



Langsam wird es Zeit für ein Frühstück. Zum Glück ist es nicht mehr weit zur Motopi Campsite, wo wir eine letzte Rast im Park einlegen. Wir bereiten Rührei mit Zwiebeln und Thunfisch. Dazu gibt es Toast mit Käse und Wurst. Die Wurst trifft allerdings nicht ganz unseren Geschmack. 
Da wir nur noch wenig Wasser haben und möglichst wenig davon verschwenden möchten, packen wir das benutze Geschirr und Besteck in eine Tüte und werden es später spülen, wenn wir mehr Wasser haben. Auf der Campsite ist zur Deko ein bunt bemaltes Kudugeweih. Sowas könnte ich mir auch gut als Deko zu Hause vorstellen. 

Gut gestärkt starten wir und gelangen nach weiteren 50km gegen 12:30 Uhr an das Tsau-Gate, wo wie die Central Kalahri verlassen. Das Gebäude wird gerade grundsaniert und so sehen wir neben den Außenwänden nur noch das Gerippe eines Dachstuhls. Die hier typische Schilfdach wurde bereits entfernt und die neuen Bündel liegen schon neben dem Gebäude bereit. 
Das "Büro" wurde übergangsweise draußen unter einem offenen Zelt errichtet. Hier müssen wir noch einmal unsere Unterlagen vorlegen und uns austragen. Generell wird hier in jedem Park alles in sehr großen Büchern festgehalten. Bei Ein- und Ausfahrt müssen Fahrzeugdetails, Kennzeichen, Anzahl der mitreisenden Personen und so weiter eingetragen werden. Es geht alles sehr zügig und wir können direkt weiter westlich fahren wo wir nach weiteren 40km endlich wieder auf eine fest asphaltierte Straße, die A3 gelangen. Ist das eine Wohltat, nach so vielen Schlaglöchern, sehr tiefen Sandpassargen und Offroad eine normale Straße nutzen zu können. Bevor es von hier Richtung Sehithwa geht, müssen wir aber unsere Reifen wieder auf 2,4 Bar aufpumpen. Das ist zum Glück sehr schnell gemacht und es geht wirklich zügig voran, bis auf der Straße einige üble Schlaglöcher auftauchen und wir direkt einen platten Reifen fahren.
Das braucht doch wirklich kein Mensch! Wir wollen heute noch einiges schaffen um abends in einer vernünftigen Unterkunft übernachten zu können und dann sowas. Also links (nicht rechts) ran gefahren, das halbe Auto ausladen, damit wir an unser Werkzeug kommen und los geht´s! Sven und ich bocken mit dem Highjack-Lift den Wagen auf. Franki versucht während dessen schon einmal das Ersatzrad an der Heckklappe zu lösen. So haben wir schnell eine halbe Stunde Zeit verloren und sind komplett eingestaubt und dreckig, als wir unsere Fahrt fortsetzen können. Der Tag ist wirklich mega anstrengend und entsprechend angespannt ist die Stimmung und  unsere Laune zu diesem Zeitpunkt. So eine Panne macht es da nicht unbedingt besser. Aber zum Glück wird sich das ein wenig später alles wieder legen...

Fazit zu Kalahari:
Es war absolut eine Erfahrung wert und sicher eine Herausforderung. allerdings haben wir von diesem riesigen und vor allem sehr unberührtem Gebiet wesentlich mehr versprochen. Vielleicht war tatsächlich der gewählte Reisezeitraum sehr ungünstig. Wir haben insgesamt rund 600km Offroad  in 4 Tagen zurückgelegt.



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