Das Okavangodelta - Savuti, Khwai & Moremi

08. Juni 2019

Good Morning Botswana!!!

Man, hab ich gut geschlafen. Pünktlich um 07:00 Uhr ist die Nacht vorbei und die Sonne steht schon hoch am Himmel. Zwei Nächte in einem richtigen Bett zu schlafen war eine absolute Wohltat. Ausgeruht und voller Elan & Tatendrang kann der 16. Tag unserer Afrika-Tour starten. Wir sind am 23. Mai in Hamburg gestartet und hatten Stopps in Johannesburg und Gaborone. Weiter ging es über Kubu Island mit seinen riesigen Baobas quer durch die Central Kalahri bis weiter im Norden Botswanas nach Guma Lagoon. Nach zwei super Tagen am "Pfannenstiel" des Okavangodeltas führte unsere Route weiter nach Namibia in den Caprivistreifen, den wir in östlicher Richtung längs durchquert haben, bis wir bei Ngoma Bringe wieder nach Botswana eingereist sind und die Chobe Riverfront besucht haben. Heute geht es dann für uns weiter ins Landesinnere nach Savuti. 
Nachdem wir eine sehr entspannte und ruhige Nacht hatten, springe ich unter die Dusche und packe anschließend meine sieben Sachen zusammen. Gestern haben wir unser Auto mal wieder komplett aufgeräumt und neu sortiert, so dass wir heute eigentlich nur noch einsteigen und losfahren müssen. bevor es aber wirklich los geht, trinken wir erstmal ganz entspannt Kaffee und Frühstücken dazu etwas Gebäck. Anschließend bringen wir die geborgte Feuerschale zurück zur Campsite und checken an der Rezeption aus. Wir müssen noch unsere Rechnung über das Abendessen und die Getränke des ersten Abends hier in Mwandi View begleichen und pünktlich um 07:50 Uhr geht das Abenteuer los / weiter. Wir folgen der Transitroad weiter nach Süden Richtung Kachikau. Die Straße ist sehr gut ausgebaut, so dass wir zuversichtlich sind, heute gut voran zu kommen. Bevor wir später die Straße verlassen und weiter über die Sandpiste schaukeln, sollten wir aber noch ausreichend Feuerholz besorgen. 
Gestern haben wir in Kasane unsere Vorräte an Lebensmitteln und Wasser für die nächsten 4 Tage ausreichend aufgestockt, so dass wir da safe sind. Nur Feuerholz fehlt uns noch. Also heißt es Augen auf halten. Es ist wie verhext, wenn man kein Holz braucht, wird es an jeder Ecke angeboten, sucht man danach, gibt es nichts.... Erst nachdem wir schon fast davon ausgegangen sind, das Holz unterwegs selber sammeln zu müssen, sehen wir am Ortsausgang von Kachikau doch noch etwas Holz am Straßenrand liegen. Wir halten direkt an und kaufen dem verwunderten Man direkt alles an Holz ab, was er hat. Damit hat er vermutlich nicht gerechnet, dass er schon um kurz nach 08:00 Uhr morgens sein Tagesgeschäft gemacht hat. Er ist glücklich und hilft uns fleißig beim einladen und wir sind es auch, weil wir uns darum schon mal nicht mehr kümmern müssen.
Als wir unsere Fahrt fortsetzten, verwandelt sich die Transitroad, die zwischenzeitlich zur Schotterpiste wurde, in eine feine weiße Tiefsand Pad. Der relativ schmale Weg führt leicht bergauf und wir entscheiden uns, direkt den Reifendruck zu senken. Also links ran und etwas Luft aus den Reifen ablassen, damit wir nur noch 1,8bar Druck haben. Während wir unser Auto für den Tiefsand vorbereiten kommt uns doch glatt ein großer LKW entgegen. Unfassbar, wie der durch den Sand fährt, als wäre er auf einer normalen Straße unterwegs. Was der kann, können wir auch! Also los geht´s. Einsteigen und langsam losschaukeln. Der Weg ist nur recht schmal und vielleicht 3,5m breit. Auf beiden Seiten sind dichte Dornenbüsche, die so blickdicht sind, dass wir nicht absehen können, was sich dahinter befindet. Auf der Piste sehen wir allerdings immer wieder Elefantenknödel, die vermutlich aus der letzten Nacht stammen. 

Es dauert nicht lange und wir haben uns nach einen kleinen Abzweig festgefahren. Trotz Allradantrieb, trotz niedriger Übersetzung, trotz abgelassener Luft. Wir versuchen noch einmal, ob wir uns vielleicht rückwärts freifahren können. Den Versuch hätten wir uns auch sparen können! Wir fahren uns immer weiter fest. Als ich die Beifahrertür öffne, habe ich fast keine Tritthöhe mehr. Unser Geländewagen hat sich so tief eingegraben, dass wir bereits mit der Bodenplatte komplett aufliegen. Herzlichen Glückwunsch, das hat ja super geklappt. Es ist nicht einmal halb neun, wir sind im Tiefsand keinen Kilmoter weit gekommen und haben uns schon festgefahren. Mist! Aber was soll´s, ändern können wir es nicht, also müssen wir den Wagen freischaufeln. "Leider" haben wir gerade erst das ganze Feuerholz gekauft, was uns jetzt in unserem Canopy total im Weg liegt. Da werden unsere Nerven schon das erstmal gut beansprucht. Es dauert eine ganze Weile, bis wir überhaupt an den Spaten und die beiden Gummimatten kommen, die wir vor die Räder legen können, damit der Wagen sich freifahren kann. Der Sand ist so fein und staubtrocken, dass er immer wieder nachrutscht. So dauert es eine ganze Weile, bis die Räder freigeschaufelt sind und der Wagen auch mit der Bodenplatte nicht mehr aufliegt. Wir rollen die Matten ab und legen sie direkt an den Vorderreifen an. Sven steigt ein, startet den Motor und fährt langsam und vorsichtig an. Der Hilux kämpft sich langsam, aber stetig aus den Löchern.
Die Matten rutschen weiter durch und jetzt bekommen auch die Hinterräder wieder festen Grund zu packen. Sven sieht zu, dass er am Wegesrand eine einigermaßen feste Passarge findet und hält an. Wir packen wieder alles ein und machen uns staubig wie wir sind weiter auf den Weg. Und es kommt, wie es kommen muss: nur wenige Hundert Meter weiter stecken wir schon wieder fest. Der Sand ist so locker und die Fahrspuren so tief, dass Sven keine Chance hat, den Wagen überhaupt in eine Richtung zu steuern. Also das gleiche Spiel von vorn.😤 Zum Glück kommen wir jetzt gut an die Matten und den Spaten um den Wagen erneut freilegen zu können. Wir beschließen, den Reifendruck noch weiter zu senken, damit wir uns hoffentlich nicht direkt wieder festfahren. Wir haben bis zum Ghoha Gate noch knapp 40km vor uns. Von da bis Savuti sind es noch einmal weitere 30 Kilometer. Wenn das so weiter geht, kommen wir da niemals an....
Also, das Auto ist frei, die Matten vor den Vorderrädern platziert und der Reifendruck auf 1,4bar gesenkt. Sven wird, falls wir hier überhaupt raus kommen, die Sandpiste hoch bis zur Kuppe fahren und nicht noch einmal anhalten, da die Gefahr sich am Hang festzufahren bedeutend größer ist, als auf der Rückseite der Kuppe, wo es hoffentlich bergab geht. Der Wagen kämpft sich langsam, aber stetig durch den Sand und Sven fährt sich zum Glück nicht noch einmal fest. Und ich stapfe mit meinem Spaten und den beiden Matten beladen hinterher. Die Matten wiegen ganz gut und ich ziehe sie durch den Sand hinter mir her, was es aber auch nicht wirklich einfacher macht. Der Weg bergauf ist ungefähr 700-800m lang und zieht sich wie Kaugummi. Zu Glück kommt mir Sven entgegen gelaufen und nimmt mir eine der Matten ab. Kein schönes Gefühl, zu Fuß durch Afrika zu laufen, wenn ringsherum nur dichte Dornenbüsche und extrem viele Elefantenknödel rumliegen. Als wir am Auto ankommen, bin ich komplett durchgeschwitzt. Super, jetzt klebt es erst recht, bei dem ganzen Staub hier. Da war die Dusche heute morgen leider für die Katz! Na ja, ich kann es nicht ändern und wenn wir uns im weiteren Verlauf nicht noch öfter festfahren, zahle ich den Tribut gern. Wir verstauen wieder alles im Auto und machen uns erneut auf den Weg.
Es geht jetzt tatsächlich erstmal ein gutes Stück bergab und so schaukeln wir langsam aber sicher weiter Richtung Süden. Nach 20 Kilometern und über einer Stunde Schaukelei kommen wir endlich an einen Abzweig zum Ghoha Gate. Bis zum Gate sind es also noch einmal fast 20km. Zum Glück ist der Untergrund hier jetzt fest, aber dafür auch von tiefen Kratern übersät. Obwohl der Geländewagen sehr groß und vor allem hoch ist, stoße ich mir bei diesen Schlaglöchern nicht nur ein mal den Kopf. Das geht einem echt richtig an die Nerven. Entsprechend ist auch unsere Stimmung. Anfangs war das ja noch ganz lustig, aber mittlerweile ist es nur noch anstrengend; und kein Ende in Sicht. Als wir am Gate ankommen ist es bereits 10:30 Uhr. Wir haben also in 3 Stunden Fahrt ganze 50km Strecke bewältigt. Wow! 😤
Am Gate ist der Ablauf recht einfach und zügig. Wir legen unsere Unterlagen, bzw. E-Mails vor, tragen mal wieder sämtliche Daten ein und dürfen auch schon direkt passieren. Jetzt sind wir im Gebiet "Savuti" im Chobe Nationalpark. Nach einer kurzen PP (Pinkelpause) setzen wir die Fahrt fort. Ich befürchte schon, dass wir für die noch vor uns liegenden 30km noch einmal 2 Stunden benötigen. Die Strecke ändert sich aber schon nach kurzer Zeit völlig. Anfangs ist der Weg noch sehr holprig, wird dann aber zu einer gut befahrbaren Schotterpad, die eine kleine offene Ebene durchquert. Links sehen wir die Gcotha Hills.
Es sind nicht sehr hohe Felsen die von einigen Buschen und Bäumen bewachsen sind. Zwischen den Bäumen können wir die Gebäude der Ghoha Lodge ausmachen. Leider haben wir nicht viel Zeit und machen daher keinen Stopp, sondern sehen zu, die Savuti Campsite zu erreichen. Wenige Kilometer bevor wir das Rest Camp erreichen, liegen vor uns zwei Wasserlöcher.
Oder besser gesagt, ein Matschloch und ein Wasserloch. Hier treffen wir auf einen sehr aufgedrehten einzelnen Elefantenbullen, der sich offensichtlich in der Musth befindet. In dieser Phase, die etwa einmal jährlich durch einen Testosteronschub hervorgerufen wird, sind Elefantenbullen extrem aggressiv & angriffslustig. Man sollte solchen Elefanten nicht zu nahe kommen und immer eine Möglichkeit zum Rückzug haben. Wir halten zu dem Bullen daher einen großen Abstand und beobachten sein Verhalten genau. Ein vorbeikommender Ranger stoppt kurz und gibt uns auch einen entsprechenden Hinweis sehr vorsichtig zu sein.
Der Bulle macht einen extrem rastlosen Eindruck und überquert schließlich einige Meter vor uns die Straße um sich an einem der abgestorbenen Bäume zu scheuern. So aufgewühlt haben wir bisher noch keinen Elefanten gesehen. Kaum auszumalen, was hätte passieren können, als wir an der Chobe Riverfront von den Dickhäutern eingeschlossen waren, wenn da auch ein so aggressives Tier dabei gewesen wäre. Da ist zum Glück noch einmal alles gut gegangen. Heute würden wir es eindeutig nicht so weit kommen lassen. Anhand der Menge an Elefantenhaufen die hier überall liegen, müssen an den Wasserlöchern einige hundert Tiere ihren Durst stillen. Die gesamte weite Fläche ist quasi komplett mit den Hinterlassenschaften übersät.

Wir beobachten den grauen Riesen noch eine ganze Zeit, bis wir entscheiden, die letzten Meter bis zur Savuti Campsite zu fahren. Ganz weit kann es nicht mehr sein. Wir sind bereits fast 70km gefahren und schon einige Stunden unterwegs. Das war bisher der mit Abstand der beschwerlichste Streckenabschnitt den wir bisher hatten. Ursprünglich sind wir in der Planung davon ausgegangen, dass die Fahrt durch die Central Kalahari am heftigsten werden wird, aber die heute bewältigte Offroad Passarge hat uns eines besseren belehrt. Das war noch einiges krasser, als wir es erwartet hatten. Wir fahren vorbei an dem Matsch- und an dem Wasserloch, an dem wir noch einen weiteren Elefantenbullen sehen. Erst auf den zweiten Blick sehen wir, dass mitten im Wasser seelenruhig ein Hippo liegt und sich von dem Bullen nicht stören lässt. Für uns geht es über eine massive Stahlbrücke zum Gate von Savuti. Die übliche Prozedur ist schnell hinter uns gebracht und wir  können auf die Campsite Nr. 8 Fahren. Das Gelände ist so aufgebaut, dass ziemlich mittig ein elefantensicheres Dusch- und WC-Haus errichtet wurde.
Es ist umgeben mit einer ca. 4m Hohen Betonabmauerung, die innenliegend mit Sand angefüllt wurde um die erforderliche Stabilität aufzubringen. Hier ist man definitiv sicher, falls es wirklich einmal eng werden sollte. Rund um die Anlage sind die einzelnen Campsites verteilt. Jede Campsite verfügt über eine abgemauerte Grillstelle mit einem Wasseranschluss, einer Feuerstelle und in Stahlgittern eingebettete Mülleimer, damit die Abfälle nicht von den Affen, Streifenhörnchen, Vögeln und so weiter geplündert werden. Gerade letztere sind hier extrem zutraulich, oder besser gesagt: sehr dreist! Es ist etwa 12:30 Uhr als wir auf der Campsite eintreffen. Mittig ist ein große Baum, unter dem wir unser Auto  platzieren. Da wir heute Morgen nicht gefrühstückt, sondern nur einen Kaffee getrunken haben, ist unser Hunger entsprechend groß und wir  wir möchten erstmal etwas essen, bevor wir uns weiter umsehen. Als wir das Canopy unseres Hilux öffnen, trauen wir allerdings unseren Augen nicht. Es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Der Deckel des Kühlschrank ist abgeflogen und liegt auf der komplett anderen Seite zwischen dem Feuerholz und den Tiefsandmatten. Im Kühlschrank ist dafür Feuerholz und sämtliche Lebensmittel der nächsten 4 Tage schwimmen in Bier und Milch. SCHEIßE! Unsere Stimmung ist von der anstrengenden Fahrt schon auf dem Nullpunkt gewesen, aber das hier setzt dem ganzen noch die Krone auf. Ich räume also erstmal alles aus dem Kühlschrank und versuche zu retten, was noch zu retten ist. Aus den eingeschweißten Fleischpackungen läuft eine ekelhaft stinkende Suppe aus Bier und Flüssigkeit der Steaks. Als ich die Bierflaschen aus dem Kühlschrank nehme kann ich es kaum glaube. Alle Flaschen sind etwa halb leer, aber noch komplett verschlossen. Bei keiner Flasche fehlt der Kronkorken. Durch die extremen Schlaglöcher muss das Bier tatsächlich unter den Kronkorken durchgedrückt sein. In unserer Vorratsschublade sieht es ähnlich aus. Auch hier sind offensichtlich ein paar Flaschen ausgelaufen. Während ich alles trockenlege baut Sven schon einmal Tisch und Stühle und die Gaskocher auf. Als wir unser Brot auspacken stürzen sich die Tokos mit ihren riesigen Schnäbeln direkt auf das Toast. Hier müssen wir höllisch aufpassen und dürfen wirklich nichts aus den Augen lassen. Währen das Kaffeewasser erhitzt, verscheuche ich die Vögel und die kleinen flinken Streifenhörnchen und unseren Lebensmitteln. Endlich ist unser Rührei fertig! Das war jetzt aber auch echt Zeit. Langsam entspannt sich die Lage wieder und wir kommen langsam runter.
Aber auch nur für einen kurzen Augenblick, bis im Gebüsch gegenüber etwas laut knackt und plötzlich ein Elefantenbulle zu Besuch vor uns steht. Das toppt die Situation noch einmal. Das Tier kommt langsam näher und hält direkt auf uns zu. Mir schlägt das Herz bis zum Hals! Nur wenige Meter vor uns unter dem Baum hält der Bulle an, guckt sich um und hängt sich schließlich mit seinem Rüssel und an den Baum um irgendwelche Früchte herunterzuschütteln.
Als Sven aufsteht, spreizt der Elefant als Drohgebärde direkt die Ohren. Zum Glück fallen keine Früchte herunter, sonst hätte der Riese noch das fressen angefangen. So zieht er zum Glück nach einigen Minuten hinter dem Auto entlang in die Büsche weiter. Das war schon wieder eine Situation, die ich nicht beschreiben kann. Eigentlich sind wir ja hier, um genau so etwas zu erleben, aber wenn dann wirklich ein ausgewachsener Elefantenbulle vor uns steht, bleibt mir fast die Luft weg. Das ist eine Mischung aus totaler Faszination, Begeisterung, Respekt, Angst, etc. irgendwie alles. Jedenfalls ist es der totale Wahnsinn! Jetzt bin ich jedenfalls erstmal froh, dass der Kollege weitergezogen ist und wir wieder atmen können. Meine Güte, ich bin immer noch total geflasht! Zum Glück ist das alles gut gegangen.
So packen wir unser Auto zusammen, räumen die Schublade und den Kühlschrank neu ein und schauen uns kurz in unserer "Nachbarschaft" um. Auf dem Weg zur Campsite nebenan liegt eine kleine Antilope im Gras und entspannt sich. Die sonst so schreckhaften Tiere scheinen sich hier schon etwas an die Menschen gewöhnt zu haben und so bleibt der kleine Bock relativ entspannt liegen. Das Duschhaus hat mit seiner hohen Schutzmauer eine gewisse Ähnlichkeit mit einer richtigen Festung. Kein Wunder, wenn hier die Elefanten so herumlaufen! Das Duschhaus macht einen sehr guten Eindruck und erinnert mich an die Einrichtungen in Namibia im vergangenen Jahr. Es ist sehr sauber und gepflegt und hat für Männer und Frauen getrennt einige Duschen und WCs, sowie einen Waschraum und noch ein weiteres Gebäude, was von den Angestellten genutzt wird. So haben wir heute Abend nach diesem aufregenden Tag die Chance auf eine wohltuende Dusche!
Es ist jetzt etwa 14:00 Uhr und wir möchten noch etwas mehr von diesem Gebiet sehen, also packen wir die Lebensmittel zusammen, lassen Tisch und Stühle aber stehen und machen uns auf den Weg.
Wir folgen der Sandpiste ein ganzes Stück bis zum Leopard Rock, sehen unterwegs aber nicht wirklich viel. Die Landschaft ist zum Glück wesentlich übersichtlicher als der Weg hier her. So schaukeln wir langsam über die holprige Piste, bis wir durch das trockene Flussbett des Savuti Chanel langsam zurück Richtung Camp fahren. Hier sehen wir einige Antilopen grasen, Wasser ist aber weit und breit nicht zu sehen. Aber was ist das? Plötzlich liegen vor uns die Knochen eines toten Elefanten. Das Skelett scheint hier aber schon sehr lange zu liegen und es sind nur noch einzelne Knochen und der mächtige Schädel übrig geblieben. Wir fahren vorbei am Camp und über die Stahlbrücke, um noch einmal am Wasserloch zu gucken.
Hier stehen dieses mal wieder zwei Riesige Bullen und pumpen einige Liter Wasser in sich hinein. Die beiden sind zwar ebenfalls riesig groß, machen aber zum Glück einen sehr entspannten Eindruck und scheinen nicht in der Musth zu sein. So können wir sie eine ganze Zeit beobachten und fotografieren, wie sie trinken und sich mit Schlamm und trockenem Boden einstauben. Hin und wieder kommen geführte Safariwagen vorbei, halten kurz und fahren dann direkt weiter. Das hat für uns was von Massenabfertigung und macht eher einen gehetzten Eindruck. Gut, dass wir unsere Zeit selbst einteilen können. Während wir hier so stehen hat Sven ein paar Minuten die Augen zu und döst etwas.
Ich sehe den Tieren zu und hoffe insgeheim, endlich mal Löwen zu sehen. Oder vielleicht Nashörner. Beides haben wir bisher noch gar nicht gesehen und jetzt wo die Zeit schon etwas vorangeschritten ist, könnten sich gut mal andere Tiere hier am Wasserloch zeigen. Leider bleibt das aber  nur ein unerfüllter Wunsch.  Also überlegen wir, noch etwas weiter zu fahren, bevor wir später zu unserer Campsite zurückkehren. Zum Glück habe ich eine sehr detaillierte Karte dabei so dass wir nicht befürchten müssen, uns auf den unzähligen Sandpfaden zu verfahren. Wir fahren eine ganze Weile durch die Prärie, ohne auch nur ein einziges Tier zu sehen. Lediglich zwei, oder drei Safariwagen kommen uns entgegen. Es ist üblich, kurz anzuhalten und sich über mögliche Sichtungen auszutauschen. Irgendwie haben aber auch die Ranger keine nennenswerten Sichtungen gemacht, obwohl sie sicherlich am besten wissen, wo sich Tiere aufhalten.
Außer einem alten Büffelschädel haben wir nichts gefunden, bis wir von einem weiteren Ranger eine Info bekommen, dass nicht weit von hier, am Savuti Flugplatz, ein Rudel Wildhunde entdeckt wurde. Na das ist doch mal was! Afrikanische Wildhunde sind extrem selten zu sehen. Also machen wir uns direkt auf den Weg. Ich navigiere und Sven fährt. Es geht ein ganzes Stück durch losen Tiefsand, bis wir nach ca. 7km den Flugplatz, bzw. eine Landebahn mitten in der Savanne erreichen. Und dann sehen wir auch schon 3, oder 4 Autos am Rand des Flugfeldes stehen.
Da sind wir genau richtig. Im hohen Gras unter einem Busch sehen wir das Rudel liegen. Leider stehen vor uns zwei Autos mit Asiaten, die uns die Sicht versperren. Also müssen wir uns in Geduld üben und abwarten, bis die Wagen nach einer halben Ewigkeit endlich starten und uns den Weg frei machen. Die Hunde liegen anfangs noch sehr faul im Schatten und bewegen sich kaum.
Nach einigen Minuten kommt aber etwas Bewegung in die Gruppe und sie springen auf, spielen und laufen schließlich hin und her. Es scheint, als würden sie sich langsam zur Jagd aufmachen wollen. Wir schießen so viele Bilder, aber leider sind die Lichtverhältnisse nicht die besten und ich bin nicht zu 100% zufrieden. Aber dafür, dass so eine Sichtung schon etwas absolut besonderes ist, bin ich dann doch Glücklich über unsere Ausbeute. Einige der Hunde verschwinden hinter einem Busch, andere des Rudels laufen neben uns in Richtung der Startbahn. Endlich steht einer der Hunde einmal vernünftig im Licht und wir machen doch noch ein paar gute Fotos! Das Warten hat sich heute endlich mal ausgezahlt.
So machen wir uns dann langsam auf den Weg zurück. Die Dämmerung wird schon bald einbrechen und wir müssen noch die Dachzelte aufbauen und wollen auf jeden Fall noch duschen, bevor wir mit dem Abendessen anfangen. Also schlagen wir den direkten Weg ein. Als wir ankommen machen wir als erstes die Zelte fertig und gehen dann nacheinander duschen. Um zur Duschanlage zu gelangen, müssen wir die Campsite vor uns überqueren.
Als ich mich auf den Weg mache, traue ich meinen Augen nicht: Mitten auf der Campsite Nr. 4 steht unser Besuch von heute Mittag; der einsame Elefantenbulle. Er rammt mit voller Kraft seinen Kopf gegen den Baum, so dass die Früchte zu Boden fallen und er fressen kann. Gut, dass das nicht unsere Campsite ist. Hier würde ich definitiv nicht bleiben! Auch als Sven zum Duschen geht, treibt unser Nachbar noch sein Unwesen auf der Campsite. Ob er die wohl gebucht hat??? 😏Mittlerweile geht die Sonne langsam Horizont unter und die Dämmerung bricht herein. Also machen wir das Feuer an, damit wir gleich unser Essen zubereiten können.
Als wir so am Tisch sitzen und uns unterhalten und mit unseren Vorbereitungen anfangen wollen, kommt doch glatt schon wieder Mr. Eli vorbeigeschlendert. Dieses Mal streift er unsere Campsite aber nur kurz und geht dann weiter zu einer der anderen. Der scheint sich tatsächlich den ganzen Tag hier aufzuhalten. Nicht auszudenken, wenn der aggressive Elefant von heute Mittag hier auftauchen würde. Da wären wir auch in unserem Auto nicht sicher und müssten zusehen, in die befestigte Anlage zu kommen. Gar nicht so leicht, weil diese Giganten wirklich schnell  werden können. Heute sind wir echt platt und verschwinden schon kurz nach dem Abendessen in unseren Zelten. Irgendwie habe ich eine gewisse Unruhe in mir, wenn ich an den umherstreifenden Elefanten denke. Jetzt, wo ich im Zelt liege und es draußen dunkel und wesentlich ruhiger ist als tagsüber, kann ich in einiger Entfernung immer wieder das laute grollen und trompeten von Elefanten hören. Es klingt nach einer riesigen Gruppe, die sich nicht ganz einig zu sein scheint. Vermutlich sind die Tiere am Wasserloch, wo wir die ganzen Hinterlassenschaften gesehen haben. Luftlinie ist das Wasserloch sehr nah und vermutlich nicht weiter als maximal 500m von uns entfernt. Hauptsache die Tiere bleiben da und verlagern sich nicht auf die Campsites. So geht erneut ein sehr anstrengender und erlebnisreicher Tag zu Ende.

Heute waren wir etwa 11 Stunden unterwegs und sindinsgesamt ~125km gefahren



09. Juni 2019

Good Morning Savuti!!!

Nachdem ich gestern Abend noch eine ganze Weile der Natur, bzw. den Elefanten zugehört habe, bin ich dann doch endlich in einen tiefen Schlaf gefallen und habe sogar richtig tief und gut geschlafen. So bin ich um 06:30 Uhr top fit und unser Abenteuer darf weitergehen. Sven liegt noch in den Federn während ich schon mal Kaffeewasser aufsetze. Um diese Uhrzeit ist es irgendwie am schönsten. Die Sonne geht langsam auf und der Tag erwacht. Langsam werden auch unsere gefiederten Mitbewohner munter und überall in den Bäumen hören wir ein angenehmes Zwitschern. Jetzt ist auch Sven auf den Beinen und wir trinken in Ruhe unseren obligatorischen Kaffee. Im Anschluss bauen wir unsere Dachzelte ab und sehen schon früh morgens das erste mal aus wie S.... Naja, zum Glück haben wir hier ja ausgesprochen schöne und gepflegte sanitäre Anlagen, so dass wir noch einmal schnell unter die Dusche springen können, bevor wir Savuti verlassen werden.
Um kurz vor 8 Uhr geht es dann los. Wir haben alles verstaut, sind blitzblank sauber, die Kameras griffbereit und die Erwartungen groß. Heute werden wir von Savuti ein Stück weiter ins Okavangodelta fahren. Uns Ziel ist Khwai! So folgen wir der Offroadpiste nach Süden, vorbei am Bushman Hill bis zum Leopard Rock. Hier teilt sich die Piste. Da es extrem trocken ist, entscheiden wir uns für die Marsh-Route, die uns zunächst durch eine sehr trocken und weit einsehbare Ebene führt. Zwischendurch wird es nochmal etwas holprig, allerdings ist das kein Vergleich zu unserer Strecke, die wir gestern bewältigen mussten.
Die Pad ist relativ schmal und rechts und linkts vom hohen trockenen Gras der Savanne eingesäumt. Das Gras ist häufig so hoch, dass wir selbst aus unserem Geländewagen nicht darüber hinaus sehen können und wie durch einen Kanal fahren. Sobald der Bewuchs mal etwas flacher ist, haben wir eine herrliche Aussicht über die weite Savuti Marsh. So wie es hier aussieht, hatten wir uns die Central Kalahari vorgestellt, die aber größten Teils bedeutend dichter bewachsen war. Die Fahrt macht heute richtig Spaß.
Wir kommen gut voran und die Landschaft ist total einladend und schön. In einem der Büsche direkt am Wegesrand sitzt mal wieder einer der bunten Rollerbirds. Dieses mal zeigt er sich in seiner vollen Pracht und schreckt zum Glück auch nicht direkt auf, so dass ich ein durchaus gelungenes Foto schießen kann. An den kleinen Vögeln kann ich mich gar nicht satt sehen. Das extrem bunte Federkleid ist einfach super schön anzusehen. Leider ist der Piepmatz aber nicht ganz so geduldig, wie ich es gern hätte und fliegt dann doch los. Aber auch hier kann ich ihn noch einmal mit der Kamera erwischen!
So geht es für uns weiter durch die weite Steppe und das hohe Gras. Immer wieder halten wir kurz an, machen Fotos, montieren unsere GoPro Actioncam zum filmen, oder genießen einfach, wie schön es hier ist. Der Tag heute ist wirklich kein Vergleich zu gestern. Es macht riesig Spaß das alles erleben zu dürfen und vor allem ist diese Piste bei weitem nicht so anspruchsvoll, wie wir es gestern erlebt haben. Wenn das so bleibt, wird es ein super Tag!
Nach einem weiteren kleinen Stopp, wo uns doch tatsächlich zwei Fahrzeuge entgegenamen, durchfahren wir ein paar Büsche und stehen auf einmal mitten in einer riesigen Büffelherde. Überall sind die Tiere zu sehen, so weit das Auge reicht. In den Büschen, direkt an der Pad, vor uns auf der Pad und auch in der weiten Grasebene links von uns. So viele Büffel habe ich noch nie gesehen! Das ist der Wahnsinn.
Die Büffel, oder auch Kaffernbüffel, hier in Botswana gehören zu den größten Büffeln überhaupt. Sie ziehen nicht selten in so riesigen Herden wir hier durch die Savanne und zeichnen sich durch ihren massigen Körperbau aus. Gerade die männlichen Tiere sind bedeutend größer als die Weibchen und können eine Schulterhöhe von ca. 175cm und ein Gewicht von knapp einer Tonne erreichen. Vorrangig ernähren sich die Büffel von Gräsern, was die Savuti Marsh sicher zu einem Paradies für die Tiere macht. Allerdings soll es hier auch Löwenrudel geben, die sich auf die Jagd von Büffeln spezialisiert hat. Die meisten Tiere ziehen ungestört weiter, ohne uns zu beachten.
Nur ein paar wenige Tiere würdigen uns eines Blickes. Generell sind Büffel nicht zu unterschätzen, sie können durchaus aggressiv sein und legen sich auch mit Löwen an. Außer einem lauten Schnauben passiert hier aber nichts und wir können die Herde in aller Ruhe beobachten. Es ist jetzt 10:20 Uhr und wir sind in den 2 1/2 Stunden, die wir jetzt unterwegs sind, bereits über 50km weit gefahren. Damit sollten wir ungefähr unserer heutigen Etappe geschafft haben. Es folgt ein kurzer etwas dichter bewachsener Abschnitt, bis wir nach wenigen Minuten erneute die weite Ebene erreichen. Dieses mal steht eine Herde Giraffen vor uns. Es sind ungefähr 20 Langhälse, die gemächlich durch die Savanne streifen. Hier treffen wir erneut auf zwei weitere Fahrzeuge, die sich die Herde ansieht. Wenn die wüssten, was Sie gleich noch erwartet...
In diesem Jahr haben wir sehr viele Giraffen gesehen, ob wohl die Tiere mittlerweile ebenfalls als stark bedroht gelten. Zum Glück wird der Artenschutz in Botswana noch groß geschrieben, so dass hier noch ein kleiner Lebensraum für sämtliche Tiere erhalten geblieben ist, was in den meisten anderen Ländern Afrikas leider verloren gegangen ist. Ich kann mich nicht erinnern, ob wir schon einmal eine so große Gruppe Giraffen gesehen haben. Häufig sind es nur einzelne Tiere, oder vielleicht maximal 4-5. Das Gebiet hier scheint offensichtlich schon etwas besonderes zu sein. Entsprechend gut ist unsere Laune auch, als wir die zweite Hälfte unserer Tageetappe antreten. Um kurz vor 11 erreichen wir das Mgabe Gate.
Auch hier müssen wir uns wieder in sämtlichen Listen eintragen und unsere Buchungsbestätigungen vorzeigen. Die Angestellten sind sehr freundlich. Vermutlich ist hier so wenig los, dass sie sich über jeden Gast freuen. Von hier geht es für einige Kilometer über die extrem staubige, aber gut planierte Transit Road. Der Boden ist fast weiß und so staubtrocken, dass wir glauben, über Zement zu fahren. Entsprechend weiß sind auch die Bäume und Büsche direkt am Fahrbahnrand. Wir kommen hier gut vorwärts und ziehen eine riesige weiße Wolke hinter uns her, bis wir nach 5km in die Khwai-Region abbiegen.
Die Landschaft ändert sich schlagartig! Wir fahren durch eine trockene Grassteppe, die übersät ist mit abgestorbenen und vertrockneten Bäumen. Es sieht aus, wie in einer anderen Welt. Obwohl alles abgestorben erscheint, bin ich total begeistert von dem Bild, was sich uns hier bietet. Ich gehe davon aus, dass hier Elefanten gewütet und die Bäume abgebrochen und umgestoßen haben. Es sieht fast so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Die Sandpiste schlängelt sich durch diesen Teil der Khwai-Region, bis wir kurz darauf direkt am Flussufer des Khwai eintreffen. Obwohl der Fluss recht viel Wasserführt und der Uferstreifen sehr saftig und grün ist, scheint der Boden nur wenige Meter entfernt völlig ausgetrocknet zu sein.
Wir fahren auf eine breite Sandfläche direkt am Flussufer und halten einige Meter von einem einzelnen Elefanten an. Der Bulle ist aber nicht allein, sondern wird von einigen Flusspferden, von denen lediglich ein Teil der Köpfe aus dem Wasser ragt, beobachtet. Immer wieder füllt er seinen Rüssel mit Wasser und trinkt eine ganz Weile. Er schaut nur einmal kurz zu unser herüber, wirkt aber absolut friedlich und lässt sich nicht weiter stören. Immer wieder tauchen ein weiteres Flusspferd auf und dafür ein anderes unter. Hier scheinen wirklich viele Hippos zu leben. Nur selten ragt mal etwas mehr, als der Kopf aus dem Wasser. Vermutlich ist die Sonne viel zu intensiv und die Tiere würden direkt ihre Haut verbrennen. Im Hintergrund, ebenfalls direkt am Flussufer sehen wir eine Gruppe Wasserböcke. Sie grasen und trinken und machen ebenfalls eine sehr gelassenen Eindruck auf uns.

Nach einiger Zeit wendet sich der Elefant ab und trottet langsam am Ufer entlang, bis er den Fluss an einer flachen Passarge überquert. Auf der anderen Uferseite staubt er sich erstmal ordentlich mit dem trockenen Sand ein und es zieht eine Staubwolke durch die Luft. Hier gefällt es mir richtig gut. Alles ist grün, überall sind Tiere und die gesamte Situation ist total entspannt. Hier kann ich es gut aushalten!

Weit und breit ist kein anderes Fahrzeug und somit auch kein Mensch zu sehen und wir haben diese Eindrücke für uns allein. Langsam setzen wir unsere Fahrt entlang des Ufer fort. Der Weg führt parallel zum Ufer und wir haben sowohl den Fluss, wie auch das gesamte Ufergebiet gut im Blick. Hinter der nächsten Flussbiegung sehen wir eine wirklich große Gruppe von sicherlich 25-30 Hippos am und im Wasser. Auf der anderen Uferseite sind zig Elefanten zu sehen. Es sind allerdings keine Familienverbände, sondern alles Bullen, die sich zu einer großen Gruppe zusammengeschlossen haben. Die Tiere nehmen uns nicht war, sondern fressen und trinken und wandern entspannt umher. In so großen Gruppen wird es vermutlich häufig mal zu Rängelaien und auch zu ernsteren Auseinandersetzungen kommen.
Bei der Größe und dem Gewicht dieser Elefantenbullen ist das in jeden Fall eine ernst zu nehmende Sache und man sollte immer ausreichend Abstand halten. So folgen wir langsam und unauffällig der Piste und halten hier nicht weiter an. Ein kurzes Stück weiter stehen wir vor einer Wasserdurchfahrt. Tja, was nun? Wir überlegen umzudrehen, oder doch durchzufahren. Die Stelle ist nur einige Meter breit, aber wir können nicht einschätzen, wie tief das Wasser ist, und ob wir da durch kommen.
Es nützt alles hin und her überlegen nichts. Ich steige aus und muss durchs Wasser waten um zu sehen, ob es klappen könnte. Zum Glück habe ich hier eh fast immer meine Trekkingsandalen an. Also los! Langsam und vorsichtig gehe ich zum Wasser. Erstmal gucke ich mich genauestens um und prüfe, dass hier jetzt keine Tiere sind. So ein HappyHippo brauche ich jetzt ganz sicher nicht. Genau so wenig wie einen Elefanten, oder gar ein Krokodil.
Als ich mit den Füßen im Wasser stehe bin ich immer noch unschlüssig, ob ich das wirklich machen soll. Vorsichtig gehe ich Schritt für Schritt weiter. Das Wasser ist doch tiefer, als ich angenommen habe und ich muss meine Hose noch etwas hochziehen.
Das Wasser reicht mir an der tiefsten Stelle etwa bis zur Hälfte des Oberschenkels. Kurz darauf habe ich es geschafft und bin auf der anderen Seite des Wasserlaufs angekommen. Ich gebe Sven ein Zeichen, dass er die Stelle durchfahren kann. Als er durchs Wasser rauscht taucht der Hilux mit der Schnauze fast komplett unter und ich habe Angst, dass er genau in der Mitte stecken bleibt. Doch da  taucht er auf einmal wieder aus der Wasserfontäne auf und hat ebenfalls das Ufer erreicht. Das war ganz schön knapp!😨 Leider hat sich durch den Wasserwiderstand die Frontschürze zum Teil aus den Führungen gezogen und wir müssen erstmal alles wieder richten und die Verkleidung in die entsprechenden Clipse drücken. Nicht auszumalen, wenn wir da steckengeblieben wären! Eine Seilwinde, oder generell ein Seil oder ähnliches hätten wir nicht dabei gehabt. Der Wagen hat auch keinen Ansaugrüssel für tiefere Wasserdurchfahrten. Ganz viel tiefer hätte es auf keinen Fall sein dürfen, sonst hätten wir echt ein großen Problem bekommen.

Ab jetzt geht es leider wieder etwas beschwerlicher vorwärts. die Pisten sind wesentlich huckeliger und enger und hat vor allem sehr enge Kurven. Wir müssen echt vorsichtig fahren, weil wir nicht einsehen können, was uns als nächstes erwartet. Einige Kilometer weiter erreichen wir eine Holzbrücke, die über einen ausgetrockneten Flussarm führt. Das sieht ja nicht sehr vertrauenswürdig aus! Die Brücke besteht aus Pfählen und eigen Quer- und Längshölzern und ist nur mit Seilen befestigt. Und da sollen wir jetzt drüber fahren? Augen zu und durch! Langsam steuert Sven den Wagen auf die Brücke. Unter dem Gewicht hört man die gesamte Konstruktion ächzen und knarrzen und ich fürchte schon, dass es nicht halten wird. Aber auch diese Hürde meistern wir! Was ein Tag! Heute jagt ein Highlight das nächste! So folgen wir den schmalen Wegen durch das Hinterland, bis wir gegen 14:00Uhr eine weitere Holzbrücke und damit das Northgate erreichen. Wir werden von einer sehr netten Dame empfangen und bekommen unsere Campsite Nr. 2 zugewiesen. Die Campsite ist nur wenige Meter vom Gate entfernt und wir beschließen erst einmal eine Pause zu machen und zu frühstücken. Das haben wir uns nach diesen Erlebnissen auch mehr als verdient.
Wir richten uns nur kurz ein, stellen Tisch und Stühle auf und werfen die Kocher an. Genau wie gestern in Savuti flitzen hier überall kleine Streifenhörnchen herrum und wir müssen gut auf unsere Lebensmittel aufpassen. Die kleinen Nager sind echt frech und kommen bis direkt an den Tisch und die Stühle um irgendwas essbares zu ergattern. Unglaublich, die zeigen ja gar keine Scheu. Auch einige Affen haben bereits Lunte gerochen und nähern sich langsam, aber mit einer gewissen Distanz. Nach unserer Stärkung halten wir uns nicht lange auf, sondern spülen schnell ab und machen uns direkt wieder auf den Weg. Heute scheint unser Tag zu sein und wir möchten noch mehr von der Natur und Tierwelt sehen. Also folgen wir der Transit Road ein kurzes Stück südlich, bis wir in eine der Nebenpisten abbiegen. Die Pad schlängelt sich durch die Ebene, wobei sich die Vegetation ständig ändert. Mal durchfahren wir ein kleines Waldgebiet, dann sind wir in einer offenen Ebene und manchmal durchfahren wir eine Buschsavanne. Die Route verläuft in etwa parallel zum Khwai-River, so dass wir immer wieder Wasser sehen können. An einer Abbiegung können wir direkt bis zum Flussufer fahren.
Hier stehen wir jetzt und warten erstmal ab. Von hinten sehen wir einige Elefanten durch das hohe Gras uns nähern. Sie stapfen hintereinander durch einen der typischen schmalen Wege, die nicht einmal einen Meter breit sind. Das kann man sich bei diesen Kolossen kaum vorstellen. Nach und nach treffen die Tiere einige Meter entfernt am Wasser ein und fangen direkt an zu trinken. Wie wir es bereits mehrfach beobachtet haben, passt aber immer eines der ältesten und größten Tiere auf, bis alle ihren Durst gelöscht haben und trinkt erst als letztes. In einiger Entfernung sehen wir noch weitere Elefanten, die auf dem Weg zu einer anderen Flussbiegung sind. Direkt vor uns liegen faul ein paar Flusspferde im Wasser. Zum Glück ist es hier gut einsehbar und wir können relativ gut erkennen, was uns erwartet. Sollten sich allerdings Löwen, oder ein Leopard durch das hohe Gras heranpirschen, würden wir sie garantiert nicht sehen können. Entsprechend vorsichtig sind wir auch und steigen hier besser nicht aus.
Eines der Flusspferde lässt uns nicht aus den Augen und beobachtet genau, was wir machen. Das Tier taucht immer wieder kurz ab, aber sobald es auftaucht hat es und genau im Visier. Hin und wieder hören wir auch ein lautes Grunzen der Hippos, was wir aber nicht als Drohung ansehen. So genießen wir einige Minuten dieses Schauspiel, bevor wir den Wagen wenden und zurück Richtung Sandpiste fahren. Auf dem Weg zur Piste sehen wir noch weitere Elefanten. ein Teil der Gruppe hat das Wasser bereits erreicht, der andere Teil ist noch unterwegs durch die Grassteppe. Es ist jetzt ca. 15:30 Uhr und durch die bereits sinkende Sonne ergibt sich eine tolle Stimmung. Die Farben werden abends wesentlich schöner, als zur Mittagszeit, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. So machen wir hier einige Fotos und sind begeistert, wie viele Tiere wir heute schon gesehen haben. Als wir der Piste etwas folgen, geraten wir genau in eine Gruppe Elefanten. Die Gruppe zählt sicher über 30 Tiere, schätzen wir.
Unser Problem ist, dass ein Teil der Gruppe die Sandpiste bereits überquert hat und frisst, der andere Teil aber noch auf der anderen Seite der Pad ist und wir ihnen mehr, oder weniger den Weg versperren. Die Tiere werden zunehmend nervöser und wedeln schon drohend mit den Ohren. Es nützt nichts, wir müssen langsam und vor allem sehr vorsichtig etwas zurück fahren, ohne die Tiere noch weiter zu provozieren. Langsam entspannt sich die Situation wieder und nach und nach überqueren jetzt auch die restlichen Elefanten vor uns den Weg. Langsam gelangen wir wieder zur Transit Road, deren Name wir nicht wirklich nachvollziehen können. Die Piste ist eine Aneinanderkettung von Schlaglöchern und so schlecht befahrbar, dass man auf den sehr engen Nebenpisten fast schneller voran kommt.
Naja, that´s Africa! Wir folgen der Transitstrecke langsam zurück Richtung North Gate. Der Weg führt meist durch Wald-, oder sehr dichtes Buschgebiet. Aus einiger Entfernung werden wir von Wasserböcken neugierig beobachtet. Die sehr großen Antilopen scheinen genau wie Giraffen extrem scheu zu sein, so dass wir sie fast nur aus größerer Entfernung sehen können. Wir haben heute extrem viel erlebt und wir freuen uns auf eine erfrischende Dusche und unser wohl verdientes Feierabendbierechen aber bevor es soweit ist, wird es noch einmal etwas brenzlig, als wenige Meter vor uns eine aufgebrachte Elefantendame den Weg versperrt. Sie lässt ein Fahrzeug vor uns nicht passieren und posaunt lautstark wobei sie immer wieder drohend die Ohren aufstellt. So angespannt haben wir eine Elefantenkuh bisher noch nicht erlebt. Also legen wir auch hier den Rückwärtsgang ein und fahren ein Stück zurück. Viel weiter können wir aber nicht zurück, weil wir mit dem Heck des Autos schon fast vor einem Baum stehen. Hoffentlich kommt die Lady jetzt nicht näher... Der andere Wagen nutzt einen Augenblick, in dem die Kuh abgelenkt ist und fährt schnell an ihr vorbei. Die Kuh äußerst sich noch einmal lautstark, lässt uns dann aber ebenfalls durch. Erst als wir an ihr vorbei sind, verstehen wir den Grund der Aufregung. Ein Stück weiter zwischen den dichten Büschen ist der Rest Ihrer Herde. Darunter auch einige noch sehr kleine Kälber. Es ist wirklich unglaublich, dass Elefanten so "unsichtbar" sein können. Die Gruppe stand keine 5 Meter von der Strecke in den Büschen und wir haben nicht einen Elefanten sehen können. Für heute reicht es jetzt aber und so kommen wir gegen 17:00Uhr an der gebuchten Campsite an.
Wir platzieren das Auto so, dass wir vor dem Wagen den Tisch und die Stühle platzieren können und davor das Lagerfeuer haben. So sind wir nach hinten sicher und haben nach vorn alles im Blick. So zumindest unser Plan. Nachdem wir den Wagen geparkt haben, baue ich direkt beide Dachzelte auf, während Sven schon die ersten Vorbereitungen fürs Abendessen trifft. Jetzt brauchen wir aber erstmal eine Dusche. Hinter den Büschen gegenüber des Autos ist ein kleines Sanitärhaus. Leider ist es total heruntergekommen und ungepflegt, also werden wir ein paar Meter zum nächsten Haus gehen. Hier ist alles wieder in Ordnung und das die sanitären Einrichtungen sind vergleichbar mit denen in Savuti. Aber was ist das? Gibt es hier kein Licht? Na super, es wird schon langsam dunkel und im inneren sehen wir nach dem Duschen so gut wie gar nichts mehr. Der Boden hier in Khwai ist so extrem trocken und staubig, dass man es gar nicht mehr als Sand bezeichnen kann. Man sackt bei jedem Schritt immer direkt 2-3cm ein, als würde man über einen flauschigen Teppich gehen. Entsprechend sehen unsere Beine nur wenige Minuten nach dem Duschen auch aus....  Obwohl unsere Campsite mitten zwischen den Bäumen gelegen ist, dürfen wir auch heute einen grandiosen Sonnenuntergang genießen. Während das Lagerfeuer schon vor sich hin brennt, gehen wir noch einmal zur Brücke um den Sonnenuntergang zu genießen. Wir haben den größten Teil unserer diesjährigen Tour bereits hinter uns und wollen deshalb die kostbare Zeit best möglich ausnutzen. Zurück am Wagen bereiten wir jetzt wirklich unser Abendessen vor. Wir grillen und  machen dazu wie immer Kartoffeln. Etwas mehr Abwechslung würde mir schon gefallen, aber das ist leider nicht möglich.
So sitzen wir heute richtig lange draußen und unterhalten uns über den sehr aufregenden Tag. Und wir ärgern uns über eine Gruppe, die ein paar hundert Meter weiter Ihr Lager aufgeschlagen hat und einen Krach macht, als wären sie am Ballermann. Tja, Idioten gibt es halt überall! Erst nach über einer Stunde wird es langsam ruhiger und wir hören überall etwas knacken, pfeifen, jaulen, quieken und andere Geräusche. Wenn wir mit unseren Stirnlampen in die Büsche leuchten können wir auch überall das Reflektieren von Augen sehen. Das ist echt unheimlich. Da aber unser Feuer ordentlich brennt, machen wir uns keine weiteren Sorgen und trinken ganz entspannt noch ein Bierchen. Plötzlich wird Sven etwas unruhig und ermahnt mich, dass ich mich nicht bewegen soll, weil direkt hinter mir, bzw. hinter dem Tisch, der hinter mir steht, eine Hyäne sei. Ich glaube ihm natürlich kein Wort, weil das ja eh der running gag des Urlaubs war "Achtung, da steht ein Löwe". Dieses Mal ist es aber ein Gag. Als ich mich langsam umdrehe sehe ich im Kegel meiner Stirnlampe tatsächlich eine Hyäne stehen; nur etwa 3 Meter von mir entfernt. Als sie vom Licht erfasst wird, verzieht sie sich hinter das Auto, bis sie kurz darauf auf der anderen Seite bei Sven wieder auftaucht. Als sie erneut im Lichtkegel der Stirnlampen steht, verzieht sie sich aber zum Glück in die Dunkelheit. Jetzt wissen wir also auch, was das die ganze Zeit für Geräusche waren! Was ein Tag! Erst die Büffel, dann die Giraffen, Hippos, unzählige Elefanten, die Wasserdurchfahrt, noch mehr Elefanten und als krönender Abschluss eine Hyäne direkt neben uns. Wahnsinn!
So fallen wir heute gegen 22:00Uhr todmüde und völlig erschöpft ins Zelt und ich schlafe direkt ein.

Heute waren wir ca. 9 1/2 Stunden unterwegs und sind ~135km gefahren!


 10. Juni 2019

Good Morning Hyäna!

Auf einen aufregenden Tag folgte eine sehr entspannte Nacht! Ich habe nach den Erlebnissen gestern richtig gut geschlafen. Nachts war ich nur einmal kurz wach, weil es mal wieder richtig kalt war. Um 06:40 Uhr bin ich ausgeschlafen und schäle mich langsam aus dem Schlafsack und dem Dachzelt. Heute hätte ich auch gut noch 2 Stunden länger schlafen können...
Sven stehen nur wenige Minuten nach mir auf. Wir sind heute irgendwie etwas lustlos und kommen nicht wirklich in Fahrt. Entsprechend wenig wird gesprochen. Also erstmal Kaffee kochen und Zelte abbauen. Währen das Wasser langsam auf dem Kocher erhitzt, gehen wir rüber zum Sanitärhaus zum Zähneputen. Hier sind wir die einzigen. Allerdings machen sich schon die ersten Leute auf den Weg ins Okavangodelta. Als wir zurück am Auto sind, sitzt doch tatsächlich ein Affe direkt an unserem Tisch und hat unsere Milch aufgerissen und bedient sich frech an ihr. Na das geht ja gut los! Sven bringt die aufgerissene Tüte in den Mülleimer, so dass wir jetzt hoffentlich unsere Ruhe haben. So sitzen wir ein paar Minuten zusammen, trinken Kaffee und überlegen, wie wir heute Fahren wollen. Plan ist es, vom Northgate direkt ins Okavangodelta über Xakanaxa nach 3rd Bridge und anschließend zum Southgate zu fahren. Das klingt doch sehr aufregend, allerdings auch recht anstrengend und anspruchsvoll. Aber das kennen wir ja schon.

Aber was ist das? NEEEIIIN! Der Reifen vorne links ist platt. Das kann doch nicht sein. Gestern Abend war doch noch alles in Ordnung. Wir müssen irgendwo durchgefahren sein, so dass der Reifen über Nacht langsam die Luft verloren hat. Zum Glück haben wir in Kasane den kaputten Reifen Tauschen können, so dass uns 2 Ersatzreifen zur Verfügung stehen. Wir hatten gerade sämtliches Gepäck im Canopy verladen! Man, das brauchen wir wirklich nicht, aber wir können es nicht ändern. Also Highlift Jack und Werkzeug ausladen und Reifen wechseln. "Zum Glück" haben wir mit dem Wagenheber schon unsere Erfahrungen gemacht und wissen, wie das Teil zu bedienen ist und so ist der Reifen schon nach wenigen Minuten gewechselt und wir könnten schon die erste Dusche vertragen. Hoffentlich geht der Tag so nicht weiter!
Um kurz nach 8 Uhr sind wir endlich startklar und brechen in Northgate auf. Es war hier ganz ok, hat mir persönlich aber bei weitem nicht so gut gefallen, wie am Tag zuvor in Savuti. Wir folgen der Sandpiste ein kurzes Stück, bis wir den Abzweig nach Xakanaxa erreichen. Aber hier geht es über eine zunächst extrem schlechte Piste nach Westen. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt und ich befürchte schon das schlimmste, wenn ich an unsere Erfahrungen von vor 2 Tagen denke. Hoffentlich haben wir heute Abend nicht das nächste Malheur mit unseren Lebensmitteln! So tuckern wir ungefähr 1 1/2 Stunden durch größten teils extrem dicht bewachsenes Gelände, bis wir die Paradiese Pools kurz vor Xakanaxa erreichen.
Die Landschaft hier ist völlig bizarr! Wir sind jetzt direkt im Okavangodelta und alles ist sehr saftig und grün. Bis auf die Bäume. Ein großer Teil der Bäume liegt abgestorben und ausgetrocknet am Boden. Das passt irgendwie nicht zusammen. Ähnlich haben wir es gestern schon auf dem Weg nach Khwai gesehen. Wir haben die Hauptpiste verlassen und durchqueren die grüne Landschaft über einen sehr schmalen gewundenen Weg, bis wir nach einigen weiteren Kilometern die Pools erreichen. Hier machen wir eine kurze Pause und genießen die Landschaft. Sven dreht eine Runde mit der Drohne und erst aus der Vogelperspektive sehen wir, dass wir fast vom Wasser umgeben sind. Das haben wir so gar nicht mitbekommen, weil die Sicht häufig durch dichte Büsche und Schilf versperrt war. An den Pools direkt sehen wir eine Herde von etwa 15 Wasserböcken. Die Tiere beobachten uns, scheinen aber auf Grund der Entfernung relativ entspannt zu sein. Im Schilf hinter unserem Hilux hören wir hin und wieder das laute Grunzen eines Flusspferdes.
Das ist mir nicht ganz geheuer, weil wir das Tier nicht sehen können und somit nicht einschätzen können, ob es für uns eine Gefahr darstellen könnte. Also bleiben wir recht nah am Auto um uns im Notfall schnell in Sicherheit bringen zu können. Aus der Luft sehen wir, dass hier so viel Wasser ist, dass wir uns jetzt schon mitten im Delta befinden. Wenn wir doch nur etwas mehr sehen könnten! Naja, das wird hier leider nichts. Also brechen wir auf und machen und langsam auf den Weg zur Xakanaxa Campsite. Kurz bevor wir das Areal befahren, müssen wir uns mal wieder an einem kleinen Gate anmelden. Der Angestellte ist sehr freundlich und wir sind im Nu wieder im Auto. Jetzt sind wir recht unentschlossen. Es gibt zig kleine Pfade, die sich hier durch die Landschaft winden und sicherlich alle sehr interessant sein können.
Ich nehme also meinte Detailkarte zur Hand und navigiere uns einfach mal parallel zur Hauptpiste quer durchs Hinterland. Abgesehen von der schmalen Pad ist hier einfach nichts. Ich fühle mich, als wäre hier noch nie ein Mensch gewesen, so fern ab der Zivilisation. Die Natur hat sich hier völlig frei ohne jeglichen Eingriff entwickeln können und das ist für mich sehr beeindruckend. Kein Wunder, dass im Moremi Nationalpark so extrem viele Tiere leben. Leider haben wir heute davon allerdings bisher nur sehr wenig gesehen. Hier im Bereich Xakanaxa, oder 3rd Bridge wären wir sehr gern für ein, oder zwei Nächste geblieben. Leider war das in unserer Planung aber nicht möglich; unser Zeitfenster hat nicht mehr hergegeben. Außerdem waren zu unserer Reisezeit hier alle Campsites ausgebucht. Deshalb mussten wir es in Kauf nehmen, diese wunderschönen Teile des Moremi in so kurzer Zeit abklappern zu müssen. Wirklich schade. Um ca. 11 Uhr erreichen wir 4th Bridge. Die einzelnen Brücken, die auf der Route rund um Mboma Island liegen, sind einfach aufsteigend durchnummeriert. Sämtliche Brücken sind aus Holzpfählen errichtet und machen einen mehr, oder weniger robusten Eindruck. 4th Bridge ist mit Abstand die Längste der Brücken und tipptopp in Ordnung. Wir machen einen kurzen Fotostopp, bevor wir langsam und vorsichtig über die Brücke auf die andere Seite fahren. Wir überqueren hier eine aktuell trockene Passarge des Okavangodeltas, was aber in regenreichen Jahren durchaus anders aussehen kann.
Obwohl wir quasi von Insel zu Insel fahren, macht die Landschaft jetzt einen völlig ausgedörrten Eindruck. Es ist total trocken und mit den Antilopen erinnert es mich eher an die trockenen Ebenen der Kalahari, als an das wasserreiche Binnendelta.
Da wir mittlerweile schon wieder einige Stunden unterwegs sind, haben wir beschlossen, bei 3rd Bridge eine Rast einzulegen. Bis 3rd Bridge sollte es nicht mehr weit sein und es passt genau in unsere Tagesplanung. Und so taucht schon nach ungefähr einem weiteren Kilometer die Brücke auf, nach der dieser Teil des Parks benannt ist. 3rd Bridge ist also nicht nur eine Brücke, sondern ein kleines Camp mit ein paar wenigen Campsites und einem kleinen Kiosk.

Wir überqueren die Brücke und den wasserreichen Ausläufer des Okavangos und überlegen uns dann, dass wir eigentlich von so einer Überfahrt ein paar Bilder machen könnten. Also steige ich aus, Sven wendet den Wagen und fährt noch einmal zurück. Nachdem er auf der anderen Seite erneut gewendet hat und zurück über die Brücke kommt, werde ich zunehmend nervöser. Im weichen Sand vor mir sehe ich einige markante Pfotenabdrücke, die eindeutig nicht von einem Hund, sondern von weitaus größeren Tieren, vermutlich eher von den Pranken eines Löwen, stammen. Scheiße! Sven, gib Gas!!! Angeblich sollen hier im Bereich der Brücke immer wieder Löwen gesichtet werden, fällt mir erst jetzt ein, gelesen zu haben. Daran habe ich eben gar nicht gedacht. Jetzt ist Sven zwar angekommen, macht aber keine Anstalten anzuhalten und fährt noch einmal einige Meter weiter. Ich laufe hinterher und bin froh, wieder im sicheren Auto zu sitzen.

Als wir das Camp erreichen suchen wir uns eine freie Campsite für unser "Spätstück". Wir haben es beim Einkauf in Kasane sehr gut gemeint und wir haben noch einiges an Fleisch. Also schneiden wir ein Steak in schmale Streifen, die wir scharf mit Zwiebeln anbraten. Dazu gibt es natürlich Rührei und Toast und einen guten Kaffee. Kaffee gehört irgendwie dazu, auch wenn es oftmals echt lange dauert, bis das Wasser auf den Kochern heiß ist. Das ist mal ein leckeres Mittagessen. Wir haben noch etwas Käse und Tomaten und so zaubert Sven ein perfektes Gericht. Da wir morgen Vormittag den Park verlassen wirden, können wir heute richtig schlemmen und müssen nicht großartig für die nächsten Tage sparen.

Gut gestärkt spüle ich noch schnell unser Geschirr, Pfanne, Tassen und so weiter ab und beobachte dabei die kleinen Affen, die hier ihr Unwesen treiben. Sie sitzen unter einem Baum und futtern irgendwelche Lebensmittel, die sie hier und da stibitzt haben. Hoffentlich nicht von uns! Unser Weg führt uns einmal durch das 3rd Bridge Camp, von wo aus wir unseren Rundweg fortsetzen. Das hier ist übrigens das einzige Gate, an dem wir uns nicht anmelden, oder registrieren müssen!
Direkt hinter dem Gate steht ein riesiger Elefantenbulle. Er scheint, wie auch schon der extrem unruhige Bulle bei Savuti, ebenfalls in der Musth zu sein. Wir halten also einen gewissen Sicherheitsabstand und machen nur kurz einige Fotos. Hier ist wieder alles Stabtrocken, obwohl überall das Wasser des Okavangos steht/fließt. Die  jetzt folgenden Kilometer sind eher uninteressant. Zwar sehen wir einige große weite Ebenen in den immer mal wieder einige Tiere stehen, aber irgendwie haben wir davon in den letzten 2 Wochen genug gesehen.

Die Strecke zieht sich für uns relativ langatmig hin. Aus einiger Entfernung sehen wir einige der seltenen Kuhantilopen. Das ist eine nette und willkommene Abwechslung. Immer wieder führt uns unsere Strecke bis direkt an die überfluteten Ausläufer des Okavangos, in denen zum Teil einige Hippos faulenzen, oder auch einige Sattelstörche durch den Morast an den Ufern tapsen. Langsam wird die Zeit eng, in diesem Jahr noch Löwen zu sehen. Bisher haben sich die Katzen wirklich erfolgreich vor uns verstecken können. So fahren wir noch ein kurzes Stück weiter bis wir Xini Lagoon erreichen. 
Hier sollen lt. einem der Angestellten von 3rd Bridge angeblich die meisten Löwen im Moremi Gebiet leben. Wir verlassen also die Hauptpiste auf eine der Nebenstrecken. Hier ist es wieder wesentlich interessanter. Wir sehen direkt eine größere Herde Gnus durch die Steppe ziehen und den Staub aufwirbeln. Auch einige Zebras, die wir jetzt schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen haben, stehen vereinzelt zwischen den Bäumen und Büschen.
Und wir sehen Giraffen. Und zwar so viele, wie auf unserer gesamten Tour noch nicht. Gefühlt steht hinter jedem Busch, Strauch, oder Baum eine Giraffe. Das ist einfach unbeschreiblich, wie viel hier auf einmal los ist. So macht der Tag doch wieder Spaß und wir freuen uns über Xini. Wir umrunden die Lagoon und fahren anschließend noch ein Stück an einem etwas höher gelegenen Waldstück entlang. In einiger Entfernung sehen wir hier 3, oder 4 Elefanten durch das hohe trockene Gras stampfen, aber Löwen haben wir immer noch nicht gesehen. So kurven wir durch das Xini-Gebiet und sind etwas enttäuscht, obwohl es hier richtig schön ist. Die Pisten sind sehr schmal und führen uns durch dichte Savannen bis in eine offene Grassteppe. Tiere gibt es wirklich viele, nur eben leider keine Katzen. Also weder Löwen, noch Geparde, oder Leoparden. Damit müssen wir uns für dieses Jahr wohl leider abfinden. Aber das ist nicht so schlimm, bei den unvorstellbaren Mengen an Elefanten, Hippos, Giraffen, Oryxen und so weiter, die wir sehen durften. So sehen wir heute beispielsweise noch kurz bevor wir den Weg zum Camp antreten eine kleine Gruppe Zebras in der Savanne stehen. Unter den Tieren sind auch einige junge Fohlen, die uns neugierig beobachten, als wir langsam vorbei fahren und ein paar Fotos schießen. Herrlich! Es ist jetzt etwa 14 Uhr und wir haben bis zum Southgate Camp nur noch ein kurzes Stück zu fahren. Heute wollen wir auch nicht all zu spät ankommen, damit wir noch etwas Zeit haben, unser Auto aufzuräumen und alles mal wieder zu sortieren, damit wir morgen ganz entspannt nach dem Frühstück, bzw. unserem Good-Morning-Coffee den Moremi verlassen können. So kommen wir gegen 15 Uhr an und müssen uns mal wieder anmelden. Irgendwie ist das hier aber nicht so einfach. Die Angestellten sind mit unseren E-Mails und Bestätigungen nicht einverstanden und verlangen einen Buchungsvoucher, den wir aber über die Agentur nicht bekommen haben. Wir erklären, wie und wann wir gebucht haben und versuchen es bestmöglich mit den vorliegenden E-Mails zu belegen. Die Angestellte ruft daraufhin bei der Buchungsagentur in Maun an, um den Sachverhalt zu klären. Wir dürfen auf jeden Fall bleiben und fahren nach dem ganzen hin und her genevert auf die gebuchte Campsite.
Bisher scheinen wir allein hier zu sein. Es ist allerdings ja noch relativ früh und es werden sicher noch weitere Gäste eintreffen. So bauen wir als erstes die Zelte und Tisch und Stühle auf. Anschließend sortieren wir sämtliche Sachen. Es wird wahrscheinlich unsere letzte Nacht in den Dachzelten sein und entsprechend möchten wir unsere Sachen morgen früh auch schon verstauen, damit wir nicht nocheinmal an die Zelte müssen. Es ist ja schon beachtlich, was wir alles dabei haben. Allein unsere Kameraausrüstungen und das Zubehör, dann unsere Taschen, bzw. Rucksäcke und dann noch die gesamte Ausstattung des Wagens... Während ich das Auto sortiere und die kleinen aufdringlichen Streifenhörnchen verscheuche, bereitet Sven schon mal einiges für unser Abendessen vor. Auch hier ist es so extrem trocken, dass wir mal wieder komplett eingestaubt sind. Entsprechend fühlen wir uns auch und freuen uns auf eine Dusche. Die sanitären Anlagen sind vergleichbar mit denen, die wie wir sie bereits in den vergangenen Tagen immer wieder vorgefunden haben.
Auch wenn das Gebäude von außen nicht so gut aussieht, ist es von innen alles sehr ordentlich und vor allem sauber. Sowas ist viel Wert. Wenn ich an unsere ersten Nächte in der Central Kalahri denke, wo es keine Duschen gab und wir unsere Campingdusche und das Wasser selbst mitbringen mussten, genieße ich diesen Luxus um so mehr. Also suche ich mir meine Duschzeug und vor allem frische Wäsche und ab geht´s unter die Dusche. Ich glaube, so lange und ausgiebig habe ich in diesem Urlaub noch gar nicht geduscht. Irgendwie ist es heute schon wie ein kleiner Abschluss.
Frisch geduscht fühle ich mich doch gleich viel besser. Ich werde heute nichts mehr machen und lese ein paar Seiten in meinem Buch, um etwas runter zu kommen. Sven hört Musik und entspannt nach einer Dusche ebenfalls, bevor wir gleich das Lagerfeuer anmachen. Es ist schon echt merkwürdig. Wir haben dieses Jahr immer die Campsites Nr. 2, oder Nr. 8 gehabt. Was ein Zufall!
Direkt hinter unserem Hilux endet die Campsite und es grenzt ein dichter Wald an. Wir sehen, dass einige Äste der Büsche und Bäume abgebrochen sind und tippen auf Elefanten, die hier gewütet haben. Meine Gedanken werden auch direkt bestätigt, als es immer wieder kracht und knackt bis auf einmal ein Bulle aus dem Gebüsch auftaucht und auf der Campsite steht. Das nimmt wohl nie ein Ende, bzw. scheint hier an der Tagesordnung zu sein. Der Elefant umrundet quasi unsere Campsite und geht anschließend weiter in Richtung des Duschhauses und danach zu einer anderen Campsite, auf der sich zwischenzeitlich ebenfalls Camper eingerichtet haben. Unglaublich, was für eine letzte Verabschiedung!
Die Sonne steht schon recht tief und wir entzünden unser Feuer. Wir haben noch einiges an Holz und können heute nach dem Essen ein etwas größeres Feuer abbrennen. Ist mir auch ganz recht. Vielleicht können wir damit die Tiere etwas besser auf Abstand halten. Zum Abschluss gibt es noch einmal Steaks, Bratkartoffeln und dazu einen Gurkensalat und kühlen Windhoek Lager! So sitzen wir heute etwas geschafft zusammen und sprechen wesentlich weniger als sonst. Bzw. Sven sitzt und ich wandere. Egal wohin ich gehe, der Wind dreht sich immer so, dass ich mitten im Rauch des Feuers sitze. Das kann doch einfach nicht wahr sein! Während wir so unseren letzten Camping-Abend genießen, huscht plötzlich irgendwas durch den flackernden Lichtkegel des Feuers. Was war das denn? Wir schnappen unsere Stirnlampen und sehen nach. Da sitzt doch tatsächlich ein Honigdachs unter dem Wasseranschluss auf unserer Campsite und trinkt aus der kleinen Pfütze unterhalb des Hahns! Er bleibt noch eine kurze Zeit sitzen und klettert dann den Baum hoch, als wir etwas näher kommen. Auch später sehen wir immer wieder leuchtende Augen im Gebüsch, wenn wir mit unseren Lampen das Gelände ausleuchten. So flitzt zum Beispiel eine sehr seltene  Ginsterkatze an uns vorbei und verschwindet schnell im Dickicht. Aus einiger Entfernung hören wir immer wieder das laute Brechen von Ästen. Der Elefantenbulle scheint also noch irgendwo in der Nähe zu sein und zu fressen. Das könnte mal wieder eine etwas unentspannte Nacht werden. So geht es heute gegen 22:00 Uhr ab ins Bett, bzw. Zelt. Ich kann zwar zunächst gut einschlafen, bin aber ab ca. 2:00 Uhr den Rest der Nacht fast durchgehend wach, weil der hungrige Bulle auf der Campsite sein Unwesen treibt. Immer wieder kann ich das Tier draußen hören. Es klingt, als ob sich der Elefant direkt an dem Baum vor unserem Auto bedient. Und ich werde in meinen Vermutungen bestätigt, als ich am kommenden Morgen aufstehe und die frischen Spuren im Sand entdecke....

Heute waren wir ca. 7 Stunden unterwegs und sind ~ 120 km Gefahren


11. Juni 2019

Good Morning Moremi!!!

Nach einer ausgesprochen unruhigen Nacht stehe ich völlig gerädert um 07:00 Uhr auf. Abgesehen von den Elefantengeräuschen habe ich in einiger Entfernung auch immer wieder das laute Brüllen von Löwen gehört. Sven hatte wie immer seine Ohrstöpsel in den Gehörgängen und von alldem nichts mitbekommen. Was ist jetzt besser? Eine ruhige Nacht, oder die nächtlichen Abenteuer, weshalb wir hier sind?!? 😏 Wir setzen Kaffeewasser auf und packen währenddessen schon einmal alles zusammen. Schlafsäcke, Kopfkissen und Bettbezüge nehmen wir auch direkt aus den Zelten und verstauen es in den entsprechenden Tüten.
Erst jetzt fällt uns auf, dass Svens und Franks Schlafsäcke (wer war nochmal Franki?!?), bedeutend dicker sind, als meiner. Kein Wunder, dass ich fast jede Nacht gefroren haben, bzw. dass es Sven schön warm war. Heute haben wir nur eine relativ kurzes Stück vor uns. Wir werden den Moremi Nationalpark verlassen und etwas weiter südlich nach Maun fahren, wo wir die nächsten beiden Tage bleiben werden. So machen wir uns gegen 08:15 Uhr auf die Reise. Als wir am Gate auschecken möchten, befürchten wir eine Fortsetzung der langen Diskussion von gestern, weil angeblich unsere Reisedokumente nicht ausreichend seien. Aaaaber, es hat sich alles geklärt. Der Angestellten liegt jetzt auch unsere Buchungsnummer vor und im Handumdrehen haben wir alle Formalitäten erledigt und wir machen uns auf den Weg.

Fazit zum Moremi-Gebiet:
Savuti: Extrem anspruchsvolle anfahrt, die sich aber im nachhinein absolut gelohnt hat.
Khwai: Der Weg hier her hat mir suoer gefallen, die Campsite an sich aber weniger. Könnte aber auch daran gelegen haben, dass der Tag einfach sehr anstrengend war.
Southgate: Würde ich nicht noch einmal buchen. Ich würde etwas anders planen und den Park so verlassen, dass man noch bis nach Maun kommt.
Moremi Nationalpark: Unbeschreiblich vielseitig und schön. Die Natur ist überwältigend und es sich unvorstellbar viele Tiere zu sehen. Ein abolsutes Highlight!




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