Die Chobe Riverfront

05. Juni 2019

Good Morning Namibia!!!

Wir sind mittlerweile schon seit  2 Wochen unterwegs und haben sehr viel gesehen und erlebt. Zu letzt waren wir einige Tage im Caprivistreifen im Norden Namibias unterwegs. Nach zwei entspannten Tagen im Camp Kwando werden wir heute Namibia verlassen und wieder nach Botswana reisen.

Nach einem ausgezeichneten Frühstück und einer sehr netten Verabschiedung  verlassen wir um kurz nach 08:00 Uhr Camp Kwando. Nach einer kurzen Fahrt über die Schotterpiste gelangen wir schnell auf die C49. Wir haben entschieden den Weg über Kongola zu nehmen, wo wir noch einmal tanken möchten. Geplant war ursprünglich die Schleife südlich zu fahren, was uns aber zu lange dauert. Also fahren wir gut gelaunt und ganz entspannt los. Schon nach wenigen Kilometern sehen wir am Straßenrand einen großen Menschauflauf. Auch 3, oder 4 Autos stehen hier. Die Straße ist zum Teil gesperrt und wir fahren sehr langsam. Hier muss irgendetwas passiert sein. Und dann sehen wir es. Eines der spielen Kinder wurde offenbar von einem der Autos erfasst und überfahren. Wir sind total geschockt, als wir einen einzelnen Schuh und die bereits abgedeckte Leiche des Kindes auf der Straße liegen sehen. Das ist richtig schlimm! Puuuuh, das müssen wir erstmal verdauen...

Wir fahren vorsichtig weiter nach Kongola zur Engen Tankstelle, wo wir noch einmal ausreichend tanken, um bis nach Kasane zu kommen. In Botswana ist der Diesel wesentlich günstiger als hier in Namibia, also werden wir erst in Kasane wieder volltanken. Weiter geht es zunächst östlich bis wir nach ungefähr 100km Katima Mulilo erreichen. Die Fahrt bis hier ist absolut unspektakulär und wir sind froh, zügig voran zu kommen. Von hier sind es noch einmal  70km bis zum Grenzübergang "Ngoma Bridge", wo wir gegen 10:15 Uhr eintreffen. Hier ist nicht sehr viel los und wir haben die Formalitäten auf namibischer Seite schnell erledigt. Weiter geht es über eine Brücke, die über den Kwando führt, bis zum Grenzposten auf botswanischer Seite. Von der Brücke aus können wir zu beiden Seiten über die weiten Flächen des Flussufers blicken und in einiger Entfernung irgendwelche Tiere erkennen. Wir können aber nicht ausmachen, ob es sich um größere Antilopen, Zebras, oder vielleicht Büffel handelt. An diesem Grenzposten ist einiges mehr los, als eben in Namibia. Allerdings stehen auch nur zwei Schalter zur Verfügung. Wir tragen uns wie immer in den Listen ein, melden das Auto an und müssen auch unser nächstes Reiseziel angeben. 
Hier ist auch eine kleine Gruppe von WWF-Mitarbeitern, die gerade ebenfalls nach Botswana einreisen. Vermutlich sind die Männer auf irgendeiner Expedition. Das ist bestimmt richtig interessant! Nachdem wir alles geregelt haben, müssen wir den Vet-Fence passieren. Also langsam mit dem Wagen durch ein Desinfektionsbad fahren und auch mit den Schuhen auf eine entsprechend getränkte Matte gehen. Hier wird auch von einem der Mitarbeiter ein Blick in unser Auto geworfen. Generell ist es nicht erlaubt, "rohe" Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Milch etc. nach Botswana einzuführen. Damit soll die Verbreitung der Maul- und Klauensäuche unterbunden werden. Auch Feuerholz darf nicht eingeführt werden, wie wir hier erfahren. Der Mitarbeiter drückt aber ein Auge zu, weil wir außer einer halben Tüte Milch, etwas Käse und einem kleinen Bund Holz nichts dabei haben. Im Vergangenen Jahr mussten wir auch schon einmal einiges an Lebensmitteln entsorgen. Das ganze Prozedere dauert fast 45 Minuten, bis wir endlich in Botswana sind und unsere Fahrt fortsetzen dürfen.
Aber schon nach nur 2 Kilometern müssen wir erneut anhalten. Was ist das denn?!? Jetzt sind wir am Gate des Chobe Nationalparks. Hier müssen wir uns ebenfalls registrieren, auch wenn wir nur den Park nur über die A33 durchqueren. Diese ganzen Verfahren sind echt speziell und können auch sehr nervig sein. Permanent sind irgendwelche Kontrollpunkte, wo man sich eintragen muss; kontrolliert wird aber nichts. Also durchfahren wir den Park, bis wir kurz vor Kasane einen weiteren Kontrollpunkt erreichen und uns wieder austragen müssen. Jetzt kommt hoffentlich erstmal keine weitere Kontrolle mehr. Wir umfahren Kasane über die A33 und steuern als erstes unseren Autovermieter Bushlore an. Nachdem wir den CKGR verlassen haben, haben wir an einem Schlagloch leider einen Reifen kaputt gefahren und einen zweiten Beschädigt. Als wir in Guma Lagoon waren, habe ich bereits mit Bushlore telefoniert und wir haben abgestimmt, hier einen neuen Reifen zu bekommen. Also ist das unsere erste Station in Kasane. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich. Wir bekommen den vereinbarten Reifen. Ein zweiter Reifen ist leider nicht verfügbar. Aber der beschädigte Reifen wird als Ersatzreifen wieder hinten am Fahrzeug montiert, so dass wir jetzt zwei vernünftige Reifen haben und keinen Platzer befürchten müssen. Wir bekommen auch direkt zwei neue Gasflaschen und müssen uns darum schon mal nicht mehr kümmern. Sven packt auch direkt noch ein Grillrost ein, was wir leider nicht dabei hatten. Jetzt müssen wir noch tanken und vor allem einkaufen. Also fahren wir ersteinmal in den Ort. Wir kommen an einigen Lodges und Camps vorbei und sehen hin und wieder Paviane in den Bäumen, oder am Straßenrand. Mitten im Ort laufen sogar ein paar Warzenschweine über die Straße! Kasane ist mit knapp 10.000 Einwohnern relativ groß und liegt in unmittelbarer Nähe zu Namibia, Sambia und Simbabwe. Von hier starten täglich Ausflüge zu den bekannten Viktoriafällen. Leider kriegen wir das zeitlich nicht eingebaut! 
Im Ortskern sehen wir einen kleinen Mark mit sehr einfachen Hütten. Hier werden von den Einheimischen typische afrikanische Accessoires angeboten. Viel Deko, teilweise Kleidung und kleine Mitbringsel. Heute gucken wir uns hier aber nicht weiter um sondern steuern direkt den Spar-Markt an. Der Supermarkt ist sehr groß und es gibt wirklich alles. Auch hier haben wir wieder das Gefühl, in einem deutschen Supermarkt zu sein und nicht mitten in Afrika. In Deutschland hat man echt ein völlig falsches Bild von Ländern wie Namibia, Botswana, Südafrika und so weiter. Gerade in etwas größeren Ortschaften wie in Kasane sind die Geschäfte bestens ausgestattet. Wir kaufen heute aber nur das Nötigste ein und werden in zwei Tagen, bevor wir weiter ins Okavangodelta fahren, noch einmal einen Großeinkauf machen. Wasser, Fleisch, Milch, etwas Gemüse und so weiter sind schnell besorgt und im Auto verstaut.
Es ist schon 13:00 Uhr und wir haben Hunger. Also laufen wir zu KFC, direkt neben dem Spar. Es gibt Burger mit Pommes! Ich habe zwar schon mal besser gegessen, aber auf die Schnelle zwischendurch war das ganz ok. Nachdem wir noch kurz an der Puma Tankstelle getankt haben, fahren wir jetzt zu unserer nächsten Unterkunft. In so einen Doppeltank passt echt ordentlich was rein. In Namibia haben wir heute Vormittag 25 Liter getankt. Jetzt noch einmal 112 Liter (91,-€). Insgesammt fasst der Doppeltank 160 Liter Diesel!
Für eine Nacht werden wir im Senyati Camp bleiben und mal wieder in unseren Dachzelten schlafen. Ich habe im Internet in einigen Reiseberichten sehr viel über das Camp gelesen. Es wurde immer wieder wärmstens empfohlen. Hier sollen angeblich so gut wie jeden Abend einige Elefanten sehr dicht an das Camp zum Wasserloch kommen. Also schlagen wir den Weg voller Erwartung ein. Um 14:15 Uhr treffen wir nach 15km an dem kleinen Abzweig zum Camp ein. Auf dem hier her haben wir schon die ersten Elefanten sehen können. eine Kuh, mit ihrem jungen. Der "Zwerg" war noch echt klein und vermutlich erst ein paar Wochen alt. Das ist ja schon mal ein guter Anfang. Vor einigen Tagen haben wir ein Pärchen getroffen, die hier in Senyati waren. Sie haben total von dem Camp geschwärmt und waren absolut begeistert. Sie meinten, die Campsite Nr. 2 sei die Beste und wir sollten versuchen, da unterzukommen. Also verlassen wir die A33 über die Tiefsandpiste zum Camp. Die Strecke hat es echt in sich.
Vom Abzweig sind es zwar nicht einmal 2 Kilometer, aber die sind echt anspruchsvoll. Schon nach wenigen Metern verstehen wir den Hinweis, dass dieser Abschnitt nur für Geländewagen mit 4 x 4 Antrieb geeignet ist. Anderen Fahrzeuge, oder Wohnwagen wird eine Zufahrt ein kleines Stück weiter empfohlen. Wir haben nicht nur Tiefsand, sondern nach ein paar Hundert Metern auch noch ein ordentliches Gefälle. Hier sollen wir morgen wieder hoch fahren? Hoffentlich geht das gut. Und hoffentlich kommt uns hier niemand entgegen... Es geht aber gut und wir kommen ohne Probleme im Camp an. Die Anlage besteht aus einigen kleinen Unterkünften, einem Rezeptionsgebäude, ein paar Campsites, die jeweils ein eigenes Dusch- und WC-Häuschen und einen Stromanschluss haben und weiter vorn eine separates Gebäude mit einer Bar und Toiletten. Von hier hat man einen direkten Blick auf das nur wenige Meter entfernte Wasserloch. Es führt sogar ein unterirdischer Gang durch einen Tunnel in einen Bunker, der noch etwas näher am Wasserloch ist. Kein Wunder, dass wir so viel positives von Senyati gelesen und gehört haben!
Wir parken erstmal und melden uns an. Die Dame ist sehr nett und wir müssen auch hier nur für zwei und nicht für drei Personen bezahlen. Also wieder etwas Geld gespart! Wir sprechen kurz mit ihr, tragen uns mal wieder in sämtlichen Listen ein und bekommen ohne Nachfrage direkt Campsite Nr. 2 zugewiesen. Das ist ja super! Wir freuen uns und sind gespannt, was uns hier erwartet. Also fahren wir erstmal rüber und sehen uns etwas um, bevor wir die Zelte aufbauen. Uns gefällt es wirklich gut. Also die Lage der Campsite, die direkt hinter den beiden Chalets in zweiter Rehe liegt und auch das kleine Häuschen. Es ist tiptop sauber und macht einen wirklich guten Eindruck. Direkt neben unserem Platz scheint das Gelände auch schon zu enden. Hier ist nur noch die Sandzufahrt für die hinteren Unterkünfte und danach schließt schon das relativ dicht bewachsene Buschwerk an. Wir parken den Hilux quer zum Gebäude, so dass wir aus unseren Dachzelten auf die weite Ebene gegenüber der der Anlage blicken können. Und genau dahin werden wir jetzt erstmal gehen und uns etwas umsehen. Wir können an den beiden Chalets, die direkt in erster Reihe liegen vorbei gehen. Das ist natürlich die perfekte Lage! Beide Häuser sind mit Terrassen direkt zur Savanne ausgestattet und man hat alles im Blick! Die Savanne grenzt direkt an die Gebäude. Nur wenige Meter entfernt ist ein kleiner Wasserlauf zu sehen, der im Wasserloch mündet.
Außer ein paar Vögeln und zwei, drei Pavianen ist hier bisher nicht viel los. Wir haben schon gesehen, dass alle Mülleimer auf dem Gelände in verschlossenen Gitterboxen stehen. Vermutlich damit die Affen nicht an die Abfälle gelangen. Wir gehen am Wasserloch vorbei zur Bar. Das Gebäude hat in der 1. Etage eine Theke und einige Sitzgelegenheiten und man hat eine super Aussicht über das Gelände. Am Horizont sehen wir weit entfernt Rauch aufsteigen. Da ist vermutlich ein Steppenbrand, oder ähnliches. Scheint auf jeden Fall ein größeres Feuer zu sein. 
Auf dem großen Tisch in der Mitte liegen zig Bücher und einige Ferngläser bereit um die Tiere zu beobachten und bestimmen zu können. Das ist eine gute Idee, habe ich so bisher noch nicht gesehen. Abends, oder früh morgens wird hier am Wasserloch vermutlich einiges zu beobachten sein. Vor dem offenen Gebäude ist der Fußabdruck eines Elefanten im Beton zu sehen. Der hat sicher Schuhgröße 120+! Durch die sehr große Fläche der Füße und die gute Polsterung bewegen sie die Riesen nahezu lautlos. Ich setze mich an einen der Tische und mache schon mal ein paar Fotos. Hier gefällt es mir wirklich gut. Man hat seine Ruhe und kann einfach alles genießen und beobachten. Auf der Fläche direkt vor mir sehen ich wieder einen einzelnen Pavian. Der ist schon ordentlich groß. Er läuft völlig entspannt an der Terrasse entlang und verschwindet hinter der Rezeption auf dem Geländer des Camps. Also haben wir mit unserer Vermutung bezüglich der Mülltonnen Recht gehabt. Paviane sind in der Regel extrem zutraulich und kommen sehr nah, wenn sie irgendwas essbares in der Nase haben.
 Am Wasserloch steht ein einzelner Bau, in dem einige Rollerbirds nisten. Sven ist von solchen Vögeln eher gelangweilt, aber ich mag die bunten Piepmätze. Einer von ihnen fliegt permanent hin und her, kommt immer wieder zum Baum zurück und flattert direkt wieder los. Vermutlich hat er ein paar hungrige Schnäbel zu versorgen und sucht in einer Tour nach kleinen Insekten. Ich kann sogar ein Foto von ihm machen, als er mal wieder vom Baum lossegelt. Gar nicht so leicht, so schnell wie der ist! Direkt unter mir sind zwei dunkle gepunktete Vögel. Leider kann ich die nicht knipsen, weil sie nie still sitzen bleiben, oder ich direkt gegen die Sonne fotografieren müsste. Etwas weiter entfernt steht ein großer Reiher an dem Zulauf des Wasserlochs, watet durch den Schlamm und pickt immer wieder darin herum. Nach einer guten Stunde habe ich erstmal genug gesehen und einige Fotos machen können und ich mache mich langsam auf den Weg zurück zu unserer Campsite. Kaum habe ich meinen Platz verlassen und bin auf der freien Fläche vor dem Wasserloch, landet direkt ein Toko vor mir im Gras. Das ist doch ein schönes Motiv und endlich mal eine recht gute Bedingung zum Fotografieren. Die haben aber auch einen riesigen Schnabel!!!
Zurück am Auto hat Sven schon einiges vorbereitet. Tisch und Stühle stehen schon und das Ladekabel für die Akkus hat er auch schon eingesteckt. Wir bauen direkt die Dachzelte auf und gönnen uns anschließend eine Dusche. Obwohl wir heute gar nicht so viel im Staub unterwegs waren, knirscht es schon wieder überall.
So, jetzt können wir uns langsam um unser Abendessen kümmern. Wir grillen mal wieder und machen dazu Bratkartoffeln. Quasi unser Standardessen in Afrika! Es ist aber auch echt lecker, einfach zu zubereiten und schmeckt gut. So brauchen wir den Einkauf nicht großartig planen und es geht gerade abends in der Dämmerung immer zügig.
Als wir so zusammen am Tisch sitzen und Kartoffeln schälen und Zwiebeln schneiden, kommt doch direkt am Chalet vor uns der große Pavian, den ich eben schon einmal gesehen habe vorbei. Er springt auf eine der Gitterboxen und versucht an die Abfälle zu kommen. Klappt aber nicht. Also hier darf man wirklich nichts unbeobachtet liegen lassen! Er guckt einmal zu unser rüber, streift dann aber direkt weiter. Mittlerweile sind auch unsere Nachbarn eingetroffen, die die Campsite Nr. 1 neben uns belegt haben. Auch sie bereiten gerade alles Mögliche vor und sind etwas erschrocken, als sie den großen Affen sehen. Es ist jetzt ungefähr 17:00 Uhr und für das Abendessen das meiste vorbereitet. Also entscheiden wir uns, noch einmal am Wasserloch zu gucken. Mit unseren Kameras gehen wir also los und haben Glück. Ein großer einzelner Elefantenbulle steht gerade direkt am Wasser und stillt seinen Durst! Wir nähern uns langsam und sind total begeistert, so eine Koloss direkt vor der Linse zu haben. Wir machen einige Aufnahmen und gehen vorsichtig noch etwas näher ran. 
Ich kann nur schwer einschätzen, wie weit, bzw. wie nah der graue Riese von uns entfernt ist. Ich schätzen mal auf maximal 10-12 Meter. Der Bulle ist aber offenbar echt entspannt und es stört ihn gar nicht, dass wir ihn beobachten. Er bleibt eine ganze Weile hier, trinkt wieder, scheuert sich an einem Baumstumpf und trinkt wieder. Angeblich brauchen Elefanten bis zu 150 Liter Wasser am Tag, was ungefähr einer Badewanne voll entspricht. Das ist echt heftig, wenn man bedenkt, wie trocken es hier überall ist. 
Wir fotografieren noch etwas und er scheint sich nur für uns immer wieder in Pose zu bringen. So können wir viele schöne Aufnahmen machen, mal von vorn, mal seitlich im Profil. Bevor es zurück zur Campsite geht. Wir haben und Hunger und wollen langsam mal das Feuer anmachen, damit wir gleich grillen können. Das harte Holz hier in Afrika braucht immer eine halbe Ewigkeit, bis es endlich so weit durchgebrannt ist, um auf der heißen Glut grillen zu können. Das Feuer ist bald an und Sven kümmert sich noch etwas um das Fleisch und schneidet ein paar Tomaten auf. Wir unterhalten uns etwas, trinken in Ruhe ein Bierchen (bestes Hansa!) dabei und freuen uns, hier zu sein. 
Sven schickt mich noch einmal zu Wasserloch um zu gucken, was los ist. Ich kann ihm hier jetzt sowieso nicht weiter helfen, also schnappe ich mir mal wieder meine Kamera und gehe. Kaum komme ich um die Ecke, kann ich es kaum glauben. Wo eben noch ein einzelner Bulle stand, sind jetzt auf einmal über 20 Elefanten direkt am Wasserloch. Wo kommen die den auf einmal her und warum haben wir davon nichts mitbekommen???😱 Das Wasserloch ist doch nicht einmal 100m von unserer Campsite entfernt!!! Das ist echt der Wahnsinn! Jetzt kann ich verstehen, warum so viel von Senyati geschwärmt wurde.

Langsam und vorsichtig bewege ich mich bis zum Eingang des Tunnels um im Bunker noch näher an das Wasserloch und die Tiere zu gelangen. Ist das aufregend! So nah habe ich Elefanten in der freien Wildbahn bisher in so großer Zahl noch nie gesehen. Nur im Vergangenen Jahr im Etosha Nationalpark in Namibia ist ein riesiger Bulle einmal direkt vor unserem Auto über die Straße gewandert. Aber das hier ist echt unbeschreiblich!
In dem kleinen Bunker ist außer mir nur eine ältere Dame. Sie kommt aus der Schweiz und ist jedes Jahr für einige Tage hier im Camp. Sie kann mir einiges erzählen; zum Beispiel sind so gut wie jeden Tag ab 17 Uhr die Elefanten hier am Wasser Teilweise sogar die ganze Nacht über. Genau so was haben wir uns erhofft, konnten es uns aber gar nicht wirklich vorstellen. Jetzt bin ich einfach sprachlos! Es ist eine große Familie, die mit ihren kleinen hier am Wasser ist. Alle dürfen der Reihe nach ans Wasser um den Durst zu löschen. Eine der großen Kühe steht immer etwas abseits und passt auf. Erst nachdem alle anderen fertig sind, geht auch sie zum Wasser um zu trinken. Die ganz kleinen scheine absolute Narrenfreiheit zu haben und laufen zwischen den Halbwüchsigen und ausgewachsenen Tieren kreuz und quer durch die Gegend. Bei den älteren Elefanten gibt es dagegen aber klare Hierarchien und Rangordnungen. Hin und wieder kommt es zu einem kleinen Gerangel und einige Tiere trompeten laut. Andere nehmen ein ausgiebiges Schlammbad. Aber immer hält ein Tier "Wache" und beobachtet die Umgebung.
So geht das eine ganze Zeit. Mittlerweile haben sich auch noch weitere Gäste hier im Bunker eingefunden. Bis auf ein paar Franzosen sagt keiner einen Mucks. Leider gibt es immer und überall Menschen, die null Rücksicht nehmen und auch gar nicht merken, dass sie andere stören! Die Elefanten lassen sie zum Glück nicht stören und sind so lange hier am Wasserloch, bis plötzlich von links eine weitere Gruppe eintrifft. Die Tiere lösen sich am Wasserloch quasi ab und so ist jetzt die nächste Familie am Zug und trinkt und badet, während die erste Gruppe den Rückzug antritt. Einige Tiere die neu eintreffen kommen uns so nah, dass wir selbst hier im Bunker bis an die Rückwand zurückweichen. Ich habe mir so was nicht erträumt und kann es einfach nicht glauben. Wer hat schon das Glück, überhaupt einmal einen freilebenden Elefanten in der Natur zu sehen. Aber so viele und so nah, das ist wirklich irre!
Jetzt habe ich aber erstmal genug gesehen und beschieße zurück zum Auto zu gehen. Nachdem ich den Bunker, bzw. den unterirdischen Gang verlassen habe, sehe ich erst, wie viele Tiere es wirklich sind. Ich stehe jetzt völlig ungeschützt vor dem Freisitz. Das ist schon ein heftiges Gefühl. Die Gruppe hat sicher ebenfalls um die 20 Tiere und ist nur wenige Meter von mir entfernt. Ich lasse die Tiere nicht aus den Augen und gehe ganz vorsichtig und langsam in Richtung der Chalets. Hier ist auch Sven mit seiner Kamera und knipst wie ein Weltmeister. Er ist ebenfalls total begeistert! Mir fehlen einfach die Worte um zu beschrieben, was in mir vorgeht!
Zurück am Auto wird jetzt aber erstmal gegessen. Wir haben beide guten Appetit und schlagen ordentlich zu. Mittlerweile ist es stockdunkel geworden und wir sehen nichts mehr. Hin und wieder ist allerdings das Trompeten der Elefanten am Wasserloch zu hören. Einige Gruppen stapfen nicht weit von uns entfernt durch die Büsche. Wir sehen sie aber nicht, sondern können lediglich das knacken von brechenden Ästen hören. Nachdem ich schnell das Geschirr gespült habe, beobachten wir noch einmal die Elefanten am beleuchteten Wasserloch. Es ist nach wie vor ein Kommen und Gehen der unterschiedlichen Gruppen. Die Gruppen wechseln sich ab, ohne sich irgendwie ins Gehege zu kommen. Das ist schon echt beeindruckend. So geht ein weiterer Tag unserer Tour dem Ende entgegen. Zufrieden und erschöpft verschwinden wir gegen 21 Uhr in unsere Zelte.

Heute waren wir 7 Stunden unterwegs und sind ~350km gefahren.



06. Juni 2019

Good Morning Senyati!!!

Pünktlich um 06:00 Uhr ist eine sehr kalte Nacht zu Ende. Ich habe leider nur sehr wenig geschlafen, weil ich entweder so in meinem Schlafsack gefroren habe, oder weil gefühlt direkt neben unserem Auto eine Elefantenherde nach der anderen durch die Büsche gezogen ist. Auch wenn die Tiere an sich sehr friedlich sind, ist es irgendwie ein mulmiges Gefühl, wenn man weiß, dass zig dieser Riesen direkt an unserem Auto vorbeiziehen und man dazu das Schnauben, oder das Brechen der Äste hört.

Jetzt ist allerdings kein Elefant mehr zu sehen und wir bereiten ein kleines Frühstück vor. Während das Wasser für den Kaffee auf dem Kocher steht, packen wir schon einmal einige Dinge zusammen. Als ich unser Ladekabel ausziehen und aufwickeln möchte, erschrecke ich mich allerdings ordentlich. Direkt an der Spüle, wo das Kabel eingesteckt ist und auch unser Müllbeutel hängt, steht der große Pavian von gestern vor mir! Er scheint aber genau so erschrocken zu sein wie ich und flüchtet direkt. Heftig! So nah war ich einem Affen noch nie! Wir trinken entspannt unseren heißen Kaffee und essen dazu ein paar gefüllte Croissants, die wir gestern gekauft haben. Die sehen besser aus, als sie schmecken... Naja, so haben wir zumindest eine Kleinigkeit im Magen. Es ist immer noch sehr frisch und der Kaffee tut entsprechend gut. Bevor wir uns zeitig auf den Weg machen, gucken wir noch einmal kurz am Wasserloch vorbei, wo allerdings kein einziges Tier weit und breit zu sehen ist. Also packen wir nur noch schnell Tisch und Stühle ein und verlassen um 07:15 Uhr das Senyati Camp. Erstmal liegen jetzt anstrengende 1,5km bis zur Hauptstraße, der A33, vor uns. Also 4WD an und versuchen, die Tiefsandpiste hoch zu kommen, ohne uns festzufahren. Es ruckelt und schaukelt ganz ordentlich und Sven hat Mühe, den Wagen überhaupt in der Spur zu halten. Durch die tiefen Fahrspuren zieht der Hilux immer von allein in die Fahrrinnen, ohne dass wir die Richtung großartig beeinflussen können. Aaaaber, wir kommen ohne größere Probleme oben an! Senyati hat uns super gefallen. Die Anlage an sich, das eigene WC- und Duschhaus und natürlich die ganzen Elefanten. Angeblich sind auch hin und wieder einige Löwen am Wasserloch, weshalb nachts regelmäßig von einem Angestellten eine kleine Runde durch das Camp Streife gelaufen wird. Den Job möchte ich nicht haben...
Wir folgen der A33 vorbei an Kasane und biegen nach eine halben Stunde Fahrt rechts in den Chobe Nationalpark ab. Wie immer müssen wir uns natürlich in die bekannten Listen eintragen, bevor es losgeht. Ich bin gespannt, was uns hier heute erwartet. Sven war vor zwei Jahren ja schon einmal hier und ist absolut begeistert von den ganzen Elefanten und anderen Tieren.
Hier am Gate sind ein paar Fahrzeuge von organisierten Reisegruppen, die ebenfalls in den Park möchten. Wir sind froh, uns die Zeit hier so einteilen zu können wir wir es möchten und für richtig halten und nicht nach einem festen Plan durch den Park zu fahren. Vom Gate fahren wir zunächst in kurzes Stück durch sehr dichtes Waldgebiet. Schon nach kurzer Zeit schlängelt sich der Weg entlang einer kleinen Schlucht des Sidudu Rivers, bis wir die offene Ebene der bekannten Chobe Riverfront erreichen. Links von uns liegt etwas erhöht das relativ dicht bewachsene Buschland, rechts windet sich in der weiten offenen und vor allem sehr grünen Fläche der Chobe durch die Ebene und vor uns liegt eine sehr breite nahezu weiße Sandpiste, die fast an einen Strand in der Karibik erinnert. Es ist gerade mal 08:45 Uhr, als wir hier ankommen. Leider zu spät, um die Tiere früh morgens beobachten zu können und viel zu früh, für die Beobachtungen am Nachmittag. In der Regel sieht man die meisten Tiere in Afrika tatsächlich nur morgens, oder Abends kurz bevor die Sonne untergeht. In der Zeit dazwischen, wenn es meist sehr heiß wird, verziehen sie sämtliche Tiere in den Schatten. Wir haben heute unseren gesamten Tag hier eingeplant und uns drängt absolut nichts. Also fahren wir ganz langsam auf der weichen Piste und halten sehr oft an. In einiger Entfernung sehen wir auch Tiere wie beispielsweise eine große Gruppe Marabus. Das sind aber auch hässliche Vögel und riesig groß!!! Marabus erreichen stehend eine Größe von bis zu 150cm und haben eine Spannweite von über 3m. Vereinzelt haben wir diese Vögel schon mal gesehen, aber nicht in so einer großen Gruppe. Marabus gehören zur Familie der Störche, ernähren sich aber in erster Linie von Aas. Sie sehen mit ihren kahlen Köpfen auch eher aus wie Geier...
Nur ein paar Meter weiter sehen wir unser erstes Flusspferd grasen. Das ist recht untypisch, weil die Tiere in der Regel tagsüber im Wasser, oder Schlamm liegen um nicht zu überhitzen. Wenn wir genauer hinsehen, sind sogar mehrere Hippos zu sehen, allerdings sehr weit weg. Zum Glück habe ich mein Sigma-Objektiv an der Canon Kamera und kann damit die Tiere etwas ranzoomen. Eines der Tiere hat oberhalb der rechten Schulter ein großes Loch, was vermutlich von einem der heftigen Kämpfe untereinander stammt. Wir warten ein paar Minuten und beobachten die Tiere. Außer ein paar Grunzern passiert aber nichts. Hinter uns kommen gerade zwei Safarifahrzeuge angefahren. Die Guides haben die Flusspferde ebenfalls gesehen, halten aber nicht an sondern fahren direkt weiter. Gut für uns! So haben wir wenigstens unsere Ruhe.
Nach der nächsten Biegung sehen wir ein großes Krokodil auf einer der kleinen Inseln im Fluss liegen und sich in der Sonne wärmen. Krokodile bewegen sich so gut wie gar nicht und man könnte den Eindruck bekommen, dass sie permanent schlafen. Aber dann auf einmal schnappen sie blitzschnell zu, oder verziehen sich ins Wasser. Langsam fahren wir entlang des Flusses, sehen aber nur wenige Tiere. Irgendwie habe ich mir von der Riverfront etwas mehr erhofft. Aber es ist ja noch früh und wir haben noch fast den ganzen Tag vor uns. Also warte ich mal ab, was da noch kommt. Wir tuckern gemütlich weiter, halten hin und wieder an, wenn wir etwas gesehen haben, oder es zumindest glauben, lassen andere Fahrzeuge vorbeifahren und sind froh, hier nicht so durchhetzen zu müssen. Auf einer der etwas festeren Flächen sehen wir ein paar Gazellen grasen. Hier in der offenen Fläche würden sie mögliche Angreifer wie Löwen oder Leoparden schon von weitem sehen und so sind sie relativ entspannt. Zwischendurch flitzen ein paar Warzenschweine über die Wiesen. Wir sehen also doch einige Tiere, sind aber vermutlich schon sehr verwöhnt und haben uns deshalb noch mehr und vor allem die Tiere um einiges näher erhofft. Hier direkt am Fluss kommen wir jetzt nicht weiter, also fahren wir die Böschung hinauf und parallel zum Flusslauf durch die Savanne.
Wir sehen einige Giraffen ihre Hälse recken und auf den freien Flächen ein paar Springböcke. Da es mittlerweile sehr warm ist, verziehen sich auch die letzten Tiere immer weiter ins Dickicht und werden vermutlich auch erst zum Nachmittag wieder zum Vorschein kommen. Gegen 10:15 Uhr erreichen wir eine Picknick-Stelle und beschließen eine kleine Pause einzulegen. Also anhalten und erstmal die Beine vertreten. Wir sind jetzt seit dem Gate in ungefähr 2 Stunden knapp 16 km gefahren. Irgendwie bin ich heute etwas lustlos. Könnte wirklich daran liegen, dass ich sehr verwöhnt bin und man ja immer eine Steigerung zu dem bisher erlebten haben möchte, könnte aber auch an der letzten, nahezu schlaflosen Nacht liegen, die mir etwas in den Knochen steckt. Aber jetzt wird erstmal Pause gemacht. Hier können wir ungestört aussteigen und haben eine prima Aussicht über einen kurzen Abschnitt des Chobe. Auf gegenüberliegender Seite sehen wir einige landwirtschaftliche Gebäude. Direkt vor uns fährt jemand mit einem kleinen Boot über den Fluss. Ich glaube, dabei hätte ich kein gutes Gefühl, wenn ich an die ganzen Hippos und Krokodile denke.
Der Fluss ist hier im Vergleich zu den Abschnitten, die wir eben noch gesehen haben, sehr breit. Es ist auch keine Fahrspur entlang des Ufers mehr erkennbar. Auf einem einzelnen Baumstumpf mitten im Fluss wärmt sich ein schwarzer "Snakebird" mit ausgebreiteten Flügeln in der Sonne.
Auch einige Krokodile können wir von hier oben sehen. Die Panzerechsen liegen ebenfalls in der Sonne und scheinen die Wärme zu genießen. Sie bewegen sich wirklich keinen Millimeter. Nach einer guten halben Stunde machen wir uns wieder auf den Weg. Wir hoffen, später noch einige Elefanten sehen zu können. Gerade im Norden Botswanas leben über 100.000 Elefanten und hier am Fluss soll die Dichte besonders groß sein. So hat Sven es ja auch vor 2 Jahren erlebt und immer wieder davon geschwärmt. Bis jetzt glaube ich allerdings, dass er mich auf den Arm nehmen will!
Nach ein paar Kurven und Abzweigungen führt uns der Weg wieder runter zum Flussufer, wo auf einmal mal wieder Pumba vor uns steht und uns neugierig anstarrt. Erst als wir etwas näher kommen flüchtet der Kollege hinter den nächsten Busch und ist verschwunden.
Vor uns entdecke ich in einem der abgestorbenen Bäume zwei Weißkopfseeadler. Obwohl Sven ja eigentlich keine Vögel mag, ist er so gnädig und hält an und ich habe eine gute Gelegenheit ein paar Bilder von den beiden zu machen. Adler haben wir bisher noch gar nicht gesehen, oder zumindest nicht bewusst wahrgenommen. Ich bin echt begeistert! Die Vögel sind sehr beeindruckend und fast so groß wie einige Geier, die wir schon gesehen haben.
Hier im Chobe Nationalpark gibt es einige Adler, aber die meisten waren bisher entweder zu weit weg, oder saßen gut versteckt in den Bäumen, so dass wir sie immer nur zum Teil sehen konnten. Deshalb freue ich mich über dieses Pärchen um so mehr.  Auch als wir langsam weiter und unter dem Baum hindurch fahren, bleiben die beiden völlig regungslos sitzen.

Ein kurzes Stück weiter steht mal wieder eine Giraffe zwischen den Büschen und beobachtet uns neugierig. Ausnahmsweise nimmt sie mal nicht direkt reißaus, sondern geht sogar etwas in Pose. Sven sitzt sehr passend und kann von der Fahrerseite aus zwei, drei super Nahaufnahmen machen. Irgendwie gucken die ja doch etwas hohl aus der Wäsche! Sie kaut vor sich hin und wundert sich vermutlich, weil wir sie dabei so interessiert beobachten. Auch einige Impalas flitzen hier durch die Graslandschaft zwischen den Büschen und springen in großen Sätzen schnell weg, sobald wir uns nähern.
Vielleicht sollten wir uns einfach mal für eine Stunde irgendwo hinstellen, sehr ruhig verhalten und abwarten, was passiert. Mit etwas Glück kommen die scheuen Springböcke dann ja doch etwas näher. Aber so viel Ruhe haben wir nicht. Wir möchten ja eigentlich Elefanten sehen und nicht "nur" Antilopen. Erstmal brauchen wir jetzt aber eine Stärkung und steuern die nächste Campsite an. Es wird die CS Nr. 8, die ziemlich dicht umschlossen von Büschen und Bäumen etwas abseits der Sandpiste liegt. Anfangs ist mir dabei nicht sehr wohl, weil man überhaupt keinen Überblick hat. Um die sehr scheuen Antilopen mache ich mir da weniger Sorgen, aber auf ein hungriges Löwenrudel, was sich über unser Essen, oder sogar über UNS hermacht, kann ich gut verzichten. Wir bauen uns also so auf, dass wir unseren Geländewagen im Rücken haben. Tisch & Stühle platzieren wir direkt davor. So sind wir von hinten recht gut geschützt und können nach vorn so weit es geht alles einsehen.
Wir schneiden ein paar Zwiebeln klein und bereiten unser typisches "Afrika-Frühstück" mit Rührei und Toast zu. Dieses mal bereiten wir das Rührei allerdings nicht mit Thunfisch zu, sondern schneiden zwei Steaks in schmale Streifen und braten sie scharf an. Dazu gibt es die letzten Reste Käse und Wurst und natürlich einen Kaffee. Es ist noch nicht einmal 12:00 Uhr, es kommt mir aber schon bedeutend später vor. Irgendwie finde ich den Tag heute echt anstrengend, obwohl wir nur ganz entspannt am Fluss entlang fahren und uns die Tiere und die Natur ansehen. Naja, so ein kleiner Durchhänger kann ja mal sein. Während wir hier sitzen und essen, sprechen wir nicht viel. Wir machen nur ein, zwei Witze über Franki, wie es wohl wäre, wenn er jetzt noch dabei wäre und sich von einem Büffel jagen lässt. Nachdem wir aufgegessen haben, packen wir das benutzte Geschirr in einen großen Müllsack. Wir werden das heute Abend ganz in Ruhe spülen, wenn wir unsere nächste Unterkunft Mwandi View erreicht haben. Also verstauen wir Tisch und Stühle, das benutzte Geschirr und unsere Abfälle im Auto und starten nach nur knapp 40 Minuten Pause wieder. Wir fahren das kurze Stück zurück auf die Sandpiste an der Chobe Riverfront. Auf den weiten Flächen sehen wir einige sehr weit entfernte Tiere. Es könnten Büffel, oder auch Zebras sein. So genau können wir das auf die Entfernung aber nicht erkennen.

An einer keinen Flussbiegung machen wir einen kurzen Fotostopp. Hier steht einer der markanten Baobab Bäume. Die Bäume sind einfach gigantisch. Riesig groß mit unbeschreiblich dicken Stämmen! Den bisher größten Baobab haben wir bisher in Kubu Island zu Beginn unserer Reise gesehen. Der Stamm des Baums hatten in etwa einen Durchmesser, wie unser Hilux lang ist. Im Fluss können wir kurz ein Hippo beobachten, was aber schon bald abtaucht und für uns verschwunden ist. Viel mehr sehen wir hier nicht. Allerdings sind hier auffällig viele abgestorbene trockene Bäume, die uns sehr ans Dead Vlei in Namibia erinnern. Das Dead Vlei ist bekannt für die abgestorbenen Bäume und wir haben vergangenes Jahr einige von Ihnen gesehen. Teilweise sollen die Bäume mehrere hundert Jahre als sehen. Das war auf unserer letzten Tour eines der Highlights überhaupt.
Außer uns ist weit und breit keine Menschenseele. Das letzte Auto haben wir heute Vormittag am  Picknick Platz gesehen, das ist allerdings mittlerweile schon ungefähr 3 Stunden her. Also packt Sven die Mücken aus und fliegt eine kleine Runde. Wir sind uns nicht sicher, ob wir das überhaupt dürfen, oder ob es verboten ist. In der Regel wird in Flugverbotszonen von DJI eine Sperre eingestellt, damit die Drohne gar nicht erst gestartet werden kann. Hier funktioniert aber alles einwandfrei. Von oben sieht die Welt noch einmal ganz anders aus. Er fliegt relativ hoch und dreht eine große Runde auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. Auf dem Bild sieht man einmal, wie weit dieses Gelände ist und wie sich der Fluss durch die Ebene schlängelt. Zwischendurch wird Sven etwas nervös und ist kurz davor, die Nerven zu verlieren, weil er die Mücken nicht mehr sehen und auch nicht mehr hören kann. Er braucht eindeutig mal etwas Nervennahrung => Schokolade! Ein paar Augenblicke später ist die Drohne aber wieder da und alles ist gut. Leider halten die Akkus immer nur 15-20 Minuten und entsprechend kurz kann er nur fliegen. Aber die Eindrücke sind natürlich super! Wir packen alles zusammen und wollen uns gleich direkt am Wasser einen kleinen Platz suchen und mal etwas abwarten. Auf dem Weg dahin sehen wir aber erstmal einen stattlichen Kudubullen, der mit seinen beiden Damen durch die Prärie streift.
Der Bock schaut nur einmal kurz zu uns rüber und trottet dann gelangweilt vor uns über die Straße. Die gesamte Tierwelt scheint gerade im Schlafmodus zu sein. Egal welches Tier wir sehen, jedes sieht gelangweilt und träge aus. Um diese Uhrzeit ist es einfach zu warm, um sich schnell zu bewegen. Nur einen kurzen Augenblick und eine Flussbiegung weiter sieht das allerdings schon ganz anders aus. Am Ufer sehen wir ein Flusspferd, was keineswegs einen müden Eindruck macht. Das Tier reißt als Drohgebärde  sein riesiges Maul so weit es geht auf und brüllt laut, bis es letztlich komplett ins Wasser rauscht. Sind das riesige Zähne. Kein wunder, dass Hippos zu den gefährlichsten Tieren Afrikas zählen!

Als wir einen kleinen Pfad die Böschung hinab fahren, finden wir einen guten Platz, um auf die riesigen, sagenumwobenen Elefantenherden zu warten! Also fahren wir unseren Wagen auf die weite Fläche zwischen dem etwas höher liegenden Buschland und dem Ufer des Chobe. Wir haben von hier aus eine super Sicht auf beides. Wir sehen alle Tiere, die sich am Wasser aufhalten und wir sehen auch alle Tiere, die aus dem Dickicht zum Wasser wollen, bzw. wieder zurück ins Dickicht ziehen. Nur leider sind hier bisher kaum Tiere.😕
Es ist jetzt ca 14:00 Uhr und wir machen einfach mal nichts. Am Wasser sehen wir ein paar Giraffen ihren Durst löschen. Das sieht immer extrem unbeholfen aus, wenn sie ihre langen Beine spreizen um ans Wasser zu gelangen. Giraffen sind in dieser Position eine relativ leichte Beute für Löwen. Deshalb sind sie gerade beim trinken übervorsichtig und noch schreckhafter als sonst. Erst dann, wenn sie sich absolut sicher fühlen, trinken sie, sind aber auch dann extrem wachsam. 
Direkt neben den Langhälsen sehen wir eine etwas andere Art Langhälse und zwar einige afrikanische Sattelstörche. Sie sehen den uns bekannten Störchen sehr ähnlich, haben aber einen wesentlich dickeren Schnabel, der direkt am Ansatz Gelb, anschließend schwarz und nur an der vorderen Hälfte rot leuchtet. Sattelstörche können fast 150cm groß werden und eine Spannweite von 250cm erreichen und gehören damit zu den größten flugfähigen Vögeln. Er kommt in den sumpfigen Gebieten im südlichen Afrika relativ häufig vor. Auf der gegenüberliegenden Uferseite sehen wir drei Wasserböcke im Gras liegen und vor sich hin schmatzen. Sie sind aber so weit weg, dass sie sich von uns gar nicht gestört fühlen und sich nicht weiter regen. So sehen wir den einzelnen Tieren zu und warten und warten und warten. Außer ein paar sehr nervigen Fliegen tut sich aber nichts. Zwischendurch kommen zwei einzelne Fahrzeuge vorbei, machen aber keinen Halt, sondern schaukeln gemütlich weiter. Hier ist aber auch wirklich gar nichts los! Sven döst vor sich hin, ich vertrete mir etwas die Beine und mache ein paar Fotos und das war´s dann auch schon. Über zwei Stunden stehen wir hier bis wir entscheiden, das ganze abzubrechen und uns auf den Weg nach Mwandi zu machen. Der Park schließt um 18 Uhr und bis zum Gate haben wir noch eine gute Strecke vor uns. Nachdem wir einige Kilometer gefahren sind, sehen wir 3 einzelne Elefanten am Flussufer stehen. Das soll also eine der riesigen Herden sein?!? 😆 Jetzt haben wir auch noch den Abzweig zum Gate verpasst und müssen auf der schmalen Pad den großen Wagen drehen. Ich steige besser mal aus um zu gucken, nicht dass hier noch etwas passiert. Auf dem Rückweg zum Abzweig sehen wir noch ein paar Paviane in den Felsen sitzen und klettern. Jetzt geht es noch einmal durch eine anspruchsvolle Tiefsandpassarge, bis wir nur wenige Minuten vor 18:00 Uhr das Gate erreichen. 
Von hier haben wir bis zur Unterkunft noch etwa 20km vor uns. Zum Glück ist die Strecke aber asphaltiert, so dass wir hier zügig voran kommen. Es ist schon recht spät und die Sonne ist bereits am Horizont untergegangen. Es ist nur noch ein orange-gelber Streifen zu sehen, der sich im blau verliert. Als wir in Mwandi View ankommen ist es bereits komplett dunkel. Wir haben absolut keine Lust mehr heute Abend noch zu kochen, also fragen wir direkt beim einchecken, ob wir vor Ort abendessen können. Zum Glück sind wir noch so zeitig dran, dass das kein Problem ist. Wir haben hier leider keine Möglichkeit, unsere Unterkunft zu ändern und so haben wir das größte der Zelthäuser mit 3 sehr großen Betten und einem angebundenen Bad. Wir können direkt am Zelt parken. Nachdem wir das wichtigste ausgeladen haben, gönnen wir uns eine Dusche und machen uns direkt auf den Weg zum Hauptgebäude zum Abendessen. Wir sitzen an einem der beiden großen Tische mit einem deutschen und einem holländischen Pärchen. Die 4 unterhalten sich sehr angeregt, was wir eher anstrengend finden. Zum Glück ticken Sven und ich da gleich. Man kann sich unterhalten, muss man aber nicht! Wir sehen und erleben jeden Tag so viel, dass einfach mal etwas Ruhe sehr gut tut. So verabschieden wir uns nach dem Essen auch recht zügig und machen uns auf den Weg zurück zum Zelt. Wir haben noch ein paar Dinge zu erledigen, wie zum Beispiel das Geschirr von heute Mittag spülen, uns einrichten, die staubige Wäsche waschen....

Heute sind wir ca. 80 km gefahren und waren ungefähr 11 Stunden unterwegs.


07. Juni 2019

Happy Birthday Sveeeeen!!!!!

Ja genau, heute hat mein Reisebuddy Sven Geburtstag. Er wird 49 Jahre alt! Es gibt vermutlich kaum  etwas schöneres, als seinen Geburtstag hier in Afrika in der Wildnis und Natur erleben zu dürfen!?  Heute haben wir mal etwas länger geschlafen und stehen erst um 07:30 Uhr auf. Es tat mal richtig gut in so einem gemütlichen Bett zu schlafen und es war angenehm warm. Entsprechend ausgeruht und fit bin ich auch. 
Heute werden wir den Tag ganz locker und entspannt beginnen und frühstücken erstmal ganz in Ruhe. Vor unserem Zelthaus haben wir unseren Tisch und Stühle aufgebaut und sitzen auf der Rasenfläche. Das Kaffeewasser blubbert schon auf dem Kocher, sämtliche Ladegeräte sind angeschlossen und die ersten Speicherkarten auf die Festplatten überspielt. Auch die letzte Wäsche haben wir bereits gewaschen und zum trocknen aufgehängt. Uns treibt nichts und so machen wir ganz in Ruhe alles fertig. Ich gehe mal rüber zur Rezeption und zum Hauptgebäude und mache ein paar Fotos. So viel Zeit haben wir nicht häufig; aber es tut auch mal richtig gut, nicht immer nur im Stress zu sein. Wir packen und sortieren einige Dinge neu. Vor allem mein Fotorucksack sieht immer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Man greift permanent darauf zu, benötigt hier etwas, benötigt da etwas, muss ein Objektiv wechseln, ein Ladekabel raussuchen, etc. Entsprechend durcheinander ist es halt auch immer. Also erstmal etwas Ordnung schaffen. 
Auch im Zelt räumen wir etwas auf, nachdem wir gestern so spät angekommen sind und nur schnell alles ins Zelt geschafft und überall verteilt haben. Mir gefällt es hier richtig gut. Das Zelt ist riesig groß, hat eine feste Holzkonstruktion und einen festen Fußboden. Durch die Pfahlbauweise steht es etwas höher und wir haben eine kleine Terrasse mit einer Miniküchenzeile, die mit einer Spüle und einem Kühlschrank ausgestattet ist. Da wir ja eigentlich zu dritt anreisen wollten, haben wir auch 3 Kingsize Betten mit jeweils einem kleinen Nachttisch und Moskitonetz. Jedes Bett hat auch einen separaten Stromanschluss. Das angrenzende Badezimmer ist ebenfalls sehr geräumig. Wir haben neben WC, Waschbecken und einer vernünftigen Dusche auch noch ein paar Ablagemöglichkeiten und einen großen Standspiegel. Das außenliegende Badezimmer können wir durch einen Reißverschluss vom Zelt abtrennen, damit abends keine Mücken reinkommen. Erst in so einem Urlaub mit viel Anstrengungen, viel Schweiß und vor allem extrem viel Staub, lernt man eine Dusche richtig zu schätzen. Es ist immer wieder eine Wohltat, wenn man dann auch noch einigermaßen warmes Wasser hat. Der Blick nach vorn aus dem Zelt heraus ist aber mindestens genau so schön. Vor uns liegt eine weite Fläche, in der zur Regenzeit sicherlich alles grün ist und angeblich einige Elefanten und Antilopen grasen. Heute ist das etwas anders. Zum einen ist alles recht trocken, weil es in diesem Jahr kein Wasser gab, zum anderen wird die schöne Aussicht von unserer frisch gewaschenen Wäsche verhängt. Neben unserer Unterkunft sind noch 3 weitere vergleichbare, allerdings etwas kleinere  Zelte. Davor stehen noch einmal 3 Zelte, die aber offenbar etwas einfacher sind. Schade, dass wir hier nichts mehr ändern, also auf 2 Personen umbuchen, konnten. Immerhin zahlen wir für unsere Unterkunft fast 300,-€ für zwei Nächte. Egal, es ist ja zum Glück bereits alles bezahlt und wir bleiben nicht auf den Kosten sitzen. Das wäre dann schon ärgerlich! Das Thema Franki kommt hin und wieder natürlich immer noch auf. Allerdings schon wesentlich weniger. Wir machen uns auch keine Gedanken mehr, ob unsere Entscheidung wirklich die richtige war. Sie war es! Wir sind mittlerweile in unserem Urlaubsmodus angekommen, den wir auch im vergangenen Jahr bereits hatten. Jeder hat seine Aufgaben und weiß was zu tun ist und wir erledigen alles gemeinsam. Das ist in den ersten 10 Tagen unserer diesjährigen Tour leider völlig anders gewesen und hat zu den bekannten Spannungen geführt.
Heute machen wir uns darum aber keine Gedanken mehr und hoffen, zu Svens Geburtstag besonders viele Tiere zu sehen. Bevor es aber in den Chobe NP geht, müssen wir noch einiges einkaufen. Ab morgen fahren wir weiter südlich ins Okavangodelta. Also müssen wir heute sämtliche Lebensmittel für die bevorstehenden Tage planen und beschaffen. So machen wir uns gegen 11:30 Uhr auf den Weg nach Kasane. Natürlich müssen wir uns wieder am Ngoma-Gate anmelden um den Park durchfahren zu können. Auf der A33 ist immer relativ viel Verkehr da es die Hauptverkehrsroute nach Kasane ist. Die Straße ist sehr gut ausgebaut und teil den Chobe NP in diesem Bereich in zwei Gebiete. Die Tiere lassen sich davon aber in der Regel nicht stören; genau so dürfen wir es heute live miterleben. Etwa auf halber Strecke zwischen dem Gate und Kasane sehen wir in den Büschen direkt neben der Straße einen Elefanten. Wir bremsen ab und halten am Straßenrand an. Direkt vor uns überquert eine Elefantenkuh mit ihrem Jungen die Straße. So eine Kuh ist aber in der Regel nicht allein unterwegs. Und genau so kommt es. Nach und nach folgen immer mehr Elefanten aus dem Dickicht und überqueren die Straße Richtung Fluss, wo wir gestern keinen einzigen Elefanten gesehen haben. Ist das krass! Die Gruppe hat sicher um die 20 Tiere, die nach und nach zum Vorschein kommen. Das ist doch eine gelungene Geburtstagsüberraschung 😉.
Wir sind total begeistert, als wir gegen 13:00 Uhr in Kasane ankommen. Der Tag war bisher schon mal super; so kann es bleiben! Wir sehen uns zunächst einmal auf dem Markt um. Die kleinen Stände bieten neben den typischen Souvenirs auch Kleidung und Schuhe an. Aber irgendwie ist es nicht das, was wir uns vorstellen. Gerade Sven ist ja ein kleiner Souvenirjäger und möchte einiges als Deko für zu Hause mitbringen. Wir gucken zwar an jedem der Stände kurz, sind aber schnell durch, weil es nur ein paar wenige Stände sind. Wir werden sicher an anderer Stelle einen besseren Markt finden... 

Also konzentrieren wir uns auf das Wesentliche und steuern den Spar-Markt an, in dem wir vor zwei Tagen bereits zum einkaufen waren. Wir brauchen auf jeden Fall Brot & Aufschnitt, viel Wasser und Grillfleisch. Es gäbe sogar Tiefkühlpizza von Dr. Oetker aus der Heimat. Unglaublich! Wir brauchen aber auch noch ein paar Snacks, Tomaten & Gurken und ganz wichtig Haushaltsrolle. So was scheint in Afrika irgendwie etwas ganz besonderes zu sein. In der Regel scheint die Haushaltsrolle hier nur eine Breite von 10cm zu haben und nennt sich Toilettenpapier. Aber hier haben wir Erfolg und es gibt wirklich alles, was wir brauchen. Im Getränkemarkt neben an kaufen wir noch Dosenbier (Dosenbier macht ja bekanntlich schlau👆) und dann geht es endlich los. Unser Plan ist es, heute vom Gate nur bis zur Riverfront zu fahren. Wir wollen den Park nicht noch einmal komplett durchfahren, so wie wir es gestern gemacht haben, sondern uns hauptsächlich im oberen Teil aufhalten.
Da wir das Prozedere der Anmeldungen mittlerweile im Schlaf können, sind wir schnell im Park und steuern durch die Büsche und entlang des Sidudus bis wir schon kurz darauf den breiten Sandweg des Chobe erreichen. Zwischen den Büschen auf der Landseite sehen wir ein paar Giraffen. Zwischen den trockenen Ästen der Bäume fallen die langen Hälse kaum auf. 
Unten am Fluss sehen wir auch schon die ersten Elefanten. Heute haben wir eindeutig mehr Glück als gestern! Es sind immer wieder kleinere Gruppen mit 3, 4, oder 5 Tieren zu beobachten, die entlang der Piste parallel zum Ufer laufen. Genau so haben wir es uns erhofft! Wir halten an und machen schon die ersten Fotos. Leider steht die Sonne relativ hoch, so dass wir nicht die besten Lichtverhältnisse haben. Das ist aber nicht schlimm, bei so einem Erlebnis.
Wir sind jetzt schon hellauf begeistert und fotografieren was das Zeug hält.  Es sind wirklich einige Tiere hier, die sich auch relativ nah an uns heran trauen. Wir haben den Motor abgestellt, damit wir die Tiere mit unserem Trecker nicht stören. Außer uns sind hier leider noch einige andere Autos unterwegs, die nicht so eine Rücksicht nehmen wie wir und unbeeindruckt von den Tieren einfach weiterfahren. Kann ich überhaupt nicht verstehen! So was ist doch nur wirklich etwas besonderes! Vor unserem Auto bleibt eine Kuh mit ihren beiden jungen stehen. Die beiden scheinen gleich alt und vermutlich Zwillinge zu sein. Zwillinge gibt bei Elefanten sehr selten und ich freue mich, solche Eindrücke mit nach Hause nehmen zu dürfen. 
Langsam und vorsichtig starten wir den Motor um auch ein kleines Stück weiter zu fahren. Entlang des breiten Sandstreifens sehen wir jetzt wirklich viele Elefanten. Genau das, was wir gestern vermisst haben. Aus einiger Entfernung sehen wir einen einzelnen Bullen auf uns zukommen. Bullen sind wirklich imposant; noch einiges größer als die Leitkühe und häufig als Einzelgänger allein unterwegs. Der Riese ist recht schnell unterwegs und kommt genau auf uns zu gelaufen. Das gibt es doch gar nicht! Wir bleiben nahezu regungslos im Auto sitzen und warten ab. Er hält weiter auf uns zu und wir befürchten schon, dass wir ihm mitten im Weg stehen und er mit unserem Auto Fußball spielt. Kurz vor uns ändert er aber dann doch die Richtung und zieht zügig an uns vorbei. Ich habe eine totale Gänsehaut! Das war schon mal heftig!


Wir fahren noch ein kurzes Stück weiter und platzieren uns mit Blickrichtung zum Fluss. Hinter uns führt die breite Sandpiste entlang und da hinter ist dann die etwas höher gelegene Savanne mit den relativ dichten Büschen. Direkt vor uns sind jetzt einige Elefanten am Wasser und stillen Ihren Durst. Ein Bulle geht komplett ins Wasser und badet und scheint tatsächlich vor unser her zu schwimmen. Aus dem Dickicht hinter uns kommen jetzt immer mehr der grauen Riesen, so dass wir in unmittelbarer Nähe locker 50-60 Elefanten vor uns haben. Unter ihnen sind auch einige noch sehr kleine Tiere. Gerade die kleinen sind zwar tollpatschig wie sie sind, sehr süß, aber auch sehr gefährlich. Sie sind halt recht neugierig und kommen uns relativ nahe. Dann stellen sich direkt die größeren Kühe dazwischen, um die kleinen zu beschützen. 
Zum Glück haben die Elis aber immer einen gewissen Abstand gehalten. Da wir mittlerweile komplett von Elefanten umgeben sind, haben wir keine Möglichkeit wegzufahren. Selbst das Starten des Motors könnte jetzt ein großer Fehler sein. Das ist eine Situation, die ich nicht beschreiben kann. Ich bin total überwältigt davon, so viele Elefanten in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen; und dann auch noch so nah. Aber die Situation ist auch nicht ganz ohne, weil wir wirklich von ihnen eingeschlossen sind. Wir wissen nicht, wie die Tiere auf uns reagieren. Einige Elefanten recken Ihre Rüssel in die Höhe, als sie uns gewittert haben, reagieren aber sonst nicht und ziehen zum Glück weiter.

Als eine der Gruppen vom Wasser zurück in die Büsche ziehen will, haben wir ein kleines, etwa 3m großes Problem. Die Gruppe kommt direkt auf uns zu. Da genau jetzt aus den Büschen hinter uns die nächste Gruppe ankommt, stehen sich die Gruppen gegenüber und es liegt eine gewisse Spannung in der Luft. Die von hinten kommende Gruppe zieht direkt an der Beifahrerseite, wo ich sitze an uns vorbei. Die andere Gruppe entscheidet sich für die Fahrerseite.
Die Elefanten auf der Fahrerseite kommen uns so nah, das Sven sie hätte anfassen können, wenn er den Arm ausgestreckt hätte. Das ist unbeschreiblich und der absolute Wahnsinn! Eine der Kühe bleibt direkt vor dem offenen Fenster stehen und guckt uns neugierig an. Mir schlägt das Herz bis zum Hals und Sven redet beruhigend auf den Kollos ein. Was für eine Situation!!! Die Dame bleibt noch etwas stehen, bis sie gemächlich weiter zieht. Einige Meter entfernt stehen zwei Fahrzeuge mit Touristen, die eine geführte Tour gebucht haben. Die Leute sind ebenfalls total angespannt und beobachten nicht mehr die ganzen Tiere hier am Fluss, sondern ausschließlich uns. Die Zeit scheint in diesem Augenblick stillzustehen. Als die Tiere dann langsam weiterziehen, lässt auch die Spannung entsprechend nach, was aber nur eine kurze Zeit anhält. Wenige Meter vor uns steht ein junger Bulle, der aber sicher auch schon über 2m groß ist und aufgeregt mit den Ohren wedelt. Er kommt langsam direkt auf uns zu. Dieses mal dreht er aber nicht kurz vor unserem Auto ab, sondern drückt mit seinem Rüssel und einem Stoßzahn direkt in unsere Motorhaube. Das gibt´s doch gar nicht!!! Das ganze Auto wackelt einmal und mir stockt der Atmen! Zum Glück zieht aber auch er direkt weiter und lässt vom Auto ab. Das waren jetzt in kürzester Zeit zwei Situationen, die auch schnell hätten ins Auge gehen können. "Endlich" ziehen jetzt die einzelnen Gruppen weiter und wir können den Motor starten um etwas aus der Schusslinie zu fahren. Also Tiere live erleben zu dürfen, auch sehr nah, ist wirklich beeindruckend. Aber so etwas, wie wir es gerade hier an der Chobe Riverfront erlebt haben, das ist noch eine ganz andere Nummer....
Wir fahren nur ein paar Meter weiter zu einer Stelle, von der wir den gesamten Abschnitt besser überblicken können. Hier stehen wir auch nicht mehr so nah am Wasser, bzw. an den Büschen hinter uns. Vor dem eigentlichen Fluss ist hier ein Sumpfgebiet. Direkt am Rande des Morasts liegt ein Hippo im Matsch und döst vor sich hin. Erst beim zweiten, oder dritten Blick erkenne ich direkt neben dem Hippo ein kleines, offenbar erst wenige Tage altes Hoppibaby. Die beiden sind ganz dicht aneinander gekuschelt und lassen sich nicht stören. Weder von uns, noch von den Elefanten, die doch sehr nahe kommen. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass die Mutter nicht so entspannt bleibt und ihr junges verteidigen will.

Die Elefanten lieben diesen Morast ebenfalls und suhlen sich ausgiebig darin. Der Schlamm kühlt nicht nur, sondern bildet auch eine Schutzschicht auf der Haut, die bei der Sonne sonst verbrennen könnte. Auch wenn hier noch so viele Elefanten, Flusspferde, Giraffen, Büffel und andere Tiere sind, gibt es für alle ausreichend Wasser und viel Grün zum fressen.
Ein kleines Stück weiter dem Fluss folgend sehen wir noch ein paar weitere Flusspferde. Sie sind allerdings nicht im Wasser, sondern gerade an Land und liegen in der prallen Sonne. Wenn man die dicken Bäuche und kurzen stämmigen Beine der Tiere sieht, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die so schnell sind. Es ist jetzt etwa 16:00 Uhr und wir haben heute so extrem viele Tiere gesehen und einige echt heftige Situationen erlebt, wie an noch keinem anderen Tag auf unserer Tour.
Ich kann es einfach nicht so in Worte fassen, dass es meine realen Gefühle und meine aktuell Stimmung nur annähernd wiedergeben könnte. Wir beschließen langsam umzudrehen und den Rückweg nach Mwandi View anzutreten. Also machen wir auf dem breiten weißen Sandstreifen kehrt und fahren an den riesigen Elefanten Herden entlang. Ein gutes Stück weiter, kurz bevor wir das Ufergebiet verlassen werden, sehen wir einige Paviane entlang der Pad ziehen. Eine Paviandame trägt ihr junges auf dem Rücken. Der Knirps scheint tief und fest zu schlafen und von dem ganzen Spektakel hier nichts mitzubekommen. Die Paviane laufen direkt vor und neben uns über die weite Sandfläche. Sie scheinen die Autos hier schon gewohnt zu sein, jedenfalls schrecken sie überhaupt nicht zurück, auch als wir direkt neben ihnen entlang fahren. Die meisten Tiere würden in so einer Situation direkt flüchten.
Die 3 Giraffen vor uns beispielsweise lassen uns keine Sekunde aus den Augen. Zumindest die beiden erwachsenen Tiere sind sehr auf der Hut und passen auf, dass dem Kalb nichts zustößt. Das Jungtier wiederum ist von uns eher gelangweilt und würdigt uns keines Blickes. Breitbeinig steht die "kleine" Giraffe an der Wasserstelle und trinkt in aller Ruhe. An den Hälsen sitzen einige "Madenhacker" Vögel. Die Vögel ernähren sich vorrangig von kleineren Insekten. Sie sind häufig auf dem Rücken größerer Tiere zu finden und befreien sie von den Plagegeistern. Das Verhalten wird auch Putzsymbiose genannt, wodurch beide Seite profitieren.
Gerade an den langen Hälsen der Giraffen sieht man die relativ kleinen Vögel ständig und nicht selten auch in größerer Menge. So ist es keine Ausnahme, wenn an einem Hals auch mal mehr als 10 Vögel im Fell sitzen und picken. Es ist schon relativ spät und wir beschließen, uns langsam auf den Rückweg zum Camp zu machen. Es sind ja noch einige Kilometer Fahrt vor uns und wir brauchen noch Feuerholz für das Geburtstagsessen heute Abend. Also folgen wir der Sandpiste weg von der Riverfront durch die immer dichter werdenen Büsche bis wir schon nach wenigen Minuten das Gate und damit die Parkausfahrt erreicht haben. Von hier folgen wir zunächst der A33 nach Ngoma, bis wir kurz vor der Grenze nach Namibia Richtung Süden der Transit Road folgen. Nachdem wir Legothwana passiert haben finden wir auf der rechten Straßenseite einige abgestorbene Bäume. Auf dem Asphalt der Straße sind zig Hinterlassenschaften von Elefanten zu finden. Hier muss erst vor kurzem eine größere Gruppe durchgezogen sein. Zum Glück ist jetzt aber kein Elefant zu sehen, so dass wir in Ruhe Feuerholz sammeln können.
Passend zur Einbrauch der Dämmerung erreichen wir Mwandi View. Bevor wir uns um unser Abendessen kümmern, springe ich schnell unter die Dusche. Den Luxus lasse ich mir nicht nehmen; vor allem weil ich weiß, dass ich die nächsten Tage vermutlich nicht in den Genuss kommen werde! Sven hat schon ein kleines Lagerfeuer in der Grillschale gemacht, die wir von einer leeren Campsite nebenan "geborgt" haben.
Während das Holz langsam runterbrennt, dürfen wir mal wieder einen fantastischen Sonnenuntergang miterleben. Die Sonne wird bereits zum Teil vom Horizont verschluckt und der Himmel färbt sich in ein leuchtendes orange - rot. Weiter oben ist der Himmel tief blau und es sind auch schon die ersten Sterne zu sehen. Das gesammelte Holz ist nicht ganz so hart, wie das Holz der Mopane Bäume und brennt bedeutend Besser. Anschließend können wir auf der Glut grillen. Zur Feier des Tages gibt es heute Rinder Filet mit Toast und dazu eine großen frischen Salat. Das Fleisch ist super zart und schmeckt fast wie im Steakhouse zu Hause. Dazu gönnen wir uns eine Flasche Rum, die ich Sven zum Geburtstag geschenkt habe. Heute war ein super Tag. Es ging ganz entspannt los und unsere Hoffnungen und Wünsche was die Tierbeobachtungen angeht, wurden mehr als erfüllt. Es ist angenehm warm und wir sitzen heute wirklich lange zusammen und unterhalten uns viel über das erlebte und über die Planung der nächsten Tage. Morgen geht es für uns weiter nach Süden Richtung Okavangodelta. Wir können überhaupt nicht einschätzen, was uns da erwartet, haben aber sehr große Erwartungen an den Moremi Nationalpark.

Heute waren wir 6 Stunden unterwegs und sind ~160km gefahren!

Mein Fazit zur Chobe Riverfront:
Senyati: Absolut zu empfehlen!!! Diese Nähe zu den Elefanten und eine Campsite mit eigenem Dusch- und WC-Haus ist einfach perfekt. Hier hätte ich gern zwei, oder drei Tage verbracht um ganz entspannt die Natur zu genießen und vielleicht mal etwas runterzukommen.
Mwandi View: Die Unterkunft ist nicht schlecht, hat mit ~150,-€ / Nacht aber auch seinen Preis. Da gibt es vermutlich günstigere und vielleicht auch schönere Alternativen. 
Chobe Riverfront NP: Hier ist wirklich viel zu sehen. Man sollte viel Zeit mitbringen, damit man die Tierwelt Botswanas voll erleben kann. Mit Sicherheit ein Highlight unserer diesjährigen Tour!





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