Pünktlich um 06:30 bin ich auf den Beinen. Mache mich fertig, schmeiße den Kocher an und koche Kaffee-Wasser. Sven ist auch zeitig aus den Federn und wir entschließen, heute nicht großartig zu frühstücken, sondern später irgendwann zu essen. Also gibt´s nur kurz einen Kaffee. Leider sind Tisch, Stühle und alles andere total zugestaubt und wir machen alles erstmal sauber, bevor wir die Zelte abbauen und das Auto beladen. Wir müssen noch einmal zum bezahlen zur Lodge. Ich fahre schon mal langsam vor und Sven verfolgt mich mit den Mücken und nimmt ein recht cooles Video auf.
Nachdem alles geregelt ist, machen wir uns um 08:45Uhr auf den Weg vom Brandberg über die D2319 und weiter über die C35 Richtung Khorixas. Auf dem Weg nach Norden ist es wesentlich bewachsener als an den vergangenen 3 Tagen am Brandberg und der Spitzkoppe. Direkt nach Abfahrt überqueren drei Strauße vor uns die Straße. Wir sehen noch einige kleine Springböcke, ein Digdig und verschiedene Vögel.
Nach einiger Zeit auf der C35 sehen wir schon von weitem einen Grader bei der Arbeit. Er zieht eine riesige Staubwolke hinter sich her. Kurz bevor wir ihn erreichen, kreuzt eine Esel-Familie unseren Weg. Die laufen hier echt überall rum. Auf Rooiklip haben wir von Lore gelernt, dass Esel extrem zäh sind und auch vor Leoparden nicht zurückschrecken, sondern sich und Ihre Herde verteidigen. Das erklärt vermutlich auch, warum es in Namibia so viele freilebende Esel gibt. Aber auch als Arbeitstiere werden Esel hier sehr häufig eingesetzt. Beispielsweise als Zugtiere für die einfachen Karren.
Nach rund 2 Stunden Fahrt erreichen wir die C39 und schlagen den Weg nach Khorixas ein. Wir wollen noch einmal tanken und Bargeld abheben. Khorixas liegt in der Region Kunene und hat etwa 7.000 Einwohner. Es ist ein sehr einfacher Ort, der aber über verschiedene Schulen, eine Bank, Supermärkte, eine große Tankstelle und einige einfache Unterkünfte am Randbereich verfügt. Auf Grund seiner Nähe zum Brandberg und Twyfelfontein ist Khorixas ein guter Ausgangspunkt für Touristen.
An der Tankstelle ist es sehr voll und ich muss eine ganze Zeit warten. Die Autos hier in Namibia, sind größtenteils mit Doppeltanks ausgestattet, so dass es beim volltanken von bis zu 160L Diesel schon mal etwas dauern kann. An den Zapfsäulen kümmern sich Tankwarte um die Kunden.
Es werden immer der Reifendruck geprüft und die Scheiben sauber gemacht. Im Gebäude der Tankstelle ist ein kleiner Shop mit Imbiss untergebracht. Wir beschießen noch schnell zu frühstücken und kaufen uns einen "Burger", oder zumindest sowas ähnliches. Es ist ein warmes Brötchen mit Salat, Tomaten und einem Fleischpatty und schmeckt wirklich gut.
Nach unserer kurzen Pause geht es dann wieder auf die C39 zurück, bis wir an den Abzweig auf die D2743 stoßen. Da wir sehr früh dran sind, entscheiden wir, den Umweg und nicht den direkten Weg zur Bambatsi Guestfarm zu nehmen. Die Gravelroad führt uns durch dicht bewachsenes Buschland und ist auf einer Länge von 70km der schlechteste Streckenabschnitt auf unserer Reise. Die Straße ist übersäht mit tiefen Schlaglöchern, so dass wir nur sehr langsam voran kommen. Nach etwa einer Stunde erreichen wir die Vingerklip. Es handelt sich dabei um einen freistehend Fels mit einer Höhe von 35m, der wie ein Finger aus der Landschaft rangt. In diesem Gebiet sind noch einige Tafelberge, die uns an das bekannte Monument Valley in den USA erinnern.
Wir klettern bis zum Fuß des Vingerklip-Felsens und sind mal wieder von der wahnsinns Aussicht überwältigt. In einiger Entfernung sehen wir die Vingerklip-Lodge am Fuß eines Tafelberges liegen. Auf dem Berg ist ein Restaurant, welches über eine Treppe erreicht werden kann. Wir bleiben allerdings nicht hier, sondern machen uns auf den Weg zur gebuchten Bambatsi Guestfarm. Unterwegs sehen wir noch einige Paviane in einiger Entfernung, die allerdings sehr scheu sind und sich kaum sehen lassen. Der Weg von der Vingerklip bis zum Farm-Tor ist nicht sehr weit und so fahren wir um 14:00Uhr auf das Farmgelände.
Die Zufahrt ist ca. 12km lang und so fahren wir über das dicht bewachse Gelände und halten Ausschau nach Tieren. Leider sehen wir nichts, sind aber dafür von der sehr schönen Farm und den Bungalows begeistert. Hier blüht alles, die Bungalows sind sehr schön eingerichtet, die Badezimmer neu renoviert und alles ist tip top sauber. Das Farmgebäude liegt auf einem Felsen etwas erhaben, so dass man einen super Ausblick über das gesamte Farmland hat. Wir werden von Inge begrüßt und bekommen von ihr kurze Einweisungen und Infos zur Farm. Kurz darauf lernen wir ihren Mann Gerald kennen. Die beiden sind deutsch-namibier und haben die Bambatsi vor einigen Jahren übernommen.
Es ist wirklich interessant, sich mit den beiden zu unterhalten, weil wir so viel über die Landschaft und das Farmleben erfahren. Die Farm ist völlig autark und kann sich komplett selbst versorgen. So unterhalten wir uns bei Kaffee & Kuchen eine ganze Zeit. Wir können uns auf dem rund 1.000ha großen Farmgelände frei bewegen. Also schnappe ich mir meine Kamera und mache mich auf den Weg zum etwas tiefer liegenden Wasserloch. Ich gehe etwa 30 Minuten durch den Busch, bis ich ankomme.
Es ist ein aufregendes Gefühl, hier alleine durch die Büsche und das hohe Gras zu streifen. Am Wasserloch ist ein Hochsitz mit 2 Stühlen eingerichtet. Hier mache ich es mir mehr, oder weniger bequem und warte einfach mal ab.
Überall höre ich Vögel zwitschern und es im umliegenden Gebüsch knacken. Aus einiger Entfernung sehe ich einige Antilopen im Gebüsch, die aber so gut getarnt sind, dass ich sie kaum ausmachen kann. So sitze ich hier eine ganze Weile und beobachte die Tiere.
Obwohl es in dem kleinen Hochsitz sehr stickig und warm ist, macht es Spaß, dem Treiben am Wasserloch zuzusehen. Es kommen einige Warzenschweine zum trinken vorbei. Dann ein Adler-Pärchen, das sich auf dem Baum gegenüber niederlässt. So ist hier ein ständiges Kommen und Gehen. Leider sehe ich aber keine größeren Tiere, wie die hier lebenden Zebras, Giraffen oder Eland Antilopen. Gerald hat an verschiedenen Stellen Wildkameras aufgestellt und auf den Aufnahmen auch schon Leoparden und Geparden gesehen.
Mit Anbruch der Dämmerung mache ich mich auf den Rückweg zum Bungalow. Es wird Zeit, da es um 20:00Uhr Abendessen gibt. Die Mahlzeiten werden im Hauptgebäude eingenommen. Hier sitzen alle Gäste an einem großen Tisch zusammen und wir kommen sehr schnell mit einer Reisegruppe ins Gespräch. Inge kocht hier jeden Tag für alle Gäste das Essen selber und es schmeckt großartig. Anschließend sitzen wir noch etwas draußen am Lagerfeuer und haben einen Ausblick auf das beleuchtete Wasserloch. In der Ferne sind 3 Giraffen zu sehen. Leider habe ich aber keine Kamera dabei. Naja, nicht so schlimm, die Gelegenheit werden wir sicher noch einmal bekommen.
Heute sind wir 200km gefahren und waren von 08:45 - 14:30 unterwegs.
Um 4:00Uhr klingelt mein Wecker und ich stehe auf, um den Sternenhimmel zu fotografieren. Leider ist der Mond viel zu hell und es klappt nicht. Also lege ich mich nochmal hin, bis der Wecker um 7:00 Uhr erneut klingelt. Ich mache mich auf den Weg zum Wasserloch und hoffe, heute etwas mehr Glück zu haben und ein paar Tiere vor die Linse zu bekommen.
Leider tut sich aber nicht viel und so bin ich pünktlich um 08:30 beim Frühstück. Es gibt leckeres selbstgebackenes Brot, Käse, Aufschnitt etc. Gerald erzählt, dass der die Giraffen-Salami und den Giraffen-Schinken selbst gemacht hat. Es schmeckt einfach lecker. Sehr intensiv im Geschmack und ist ganz zart.
Nach den Frühstück wollen wir in die Natur. Wir machen uns fertig, schnappen uns die Kameras und streifen zu Fuß durch das Gelände. Es geht vorbei am Wasserloch, über einen schmalen Pfad, durch ein trockenes Flussbett, bis wir zum äußeren Zaun des Farmgeländes gelangen. Von hier gehen wir querfeldein und sehen unzählige Spuren im Sand. Wir haben eine Karte mit den Unterschiedlichen Hufabdrücken dabei und können Giraffen und Elandspuren ausmachen und zig Abdrücke von den wesentlich kleineren Springböcken.
Kurz darauf finden wir einen Oryx-Schädel mit Geweih und einige Knochen. Leider sehen wir aber außer den Spuren im Sand und den Überresten keine Tiere. Es ist aber trotzdem super interessant und aufregend hier in der Natur. Ich komme mir dabei wie im Fernsehen bei Daktari vor. Es ist generell alles naturbelassen und nur an den wenigsten stellen wurde eingegriffen. Deshalb bleiben auch umgefallene und abgestorbene Bäume, das Geweih, und alle anderen Dinge so, wie es die Natur hinterlassen hat.
Um 11:00 sind wir zurück am Hauptgebäude und beschließen, einen entspannten Tag am Pool zu verbringen. Leider sind hier extrem viele nervige Fliegen, aber auch einige Vögel wie der Toko, der Graulärmvogen, der seinem Namen wirklich alle Ehre macht, Glanzstare und einige kleine quirlige Piepmätze flattern hier rum. Und zwei, drei Erdhörnchen flitzen über die Terrasse.
So verbringen wir den gesamten Tag, lesen, entspannen und genießen einfach mal den Urlaub, ohne viel zu unternehmen. Das tut auch wirklich mal gut, weil wir in den vergangenen Tage so viel erlebt und gesehen haben, dass Sesriem und Swakopmund beispielsweise schon wieder ganz weit weg sind. Zum Glück mache ich mir zur Erinnerung immer ein paar Stichpunkte, sonst würde mir sicher wesentlich schwerer Fallen, diesen Blog zu schreiben.
In der Sonne ist es richtig warm, ob wohl wir Ende Mai haben und hier in Namibia der Winter vor der Tür steht. Wir sind froh, dass wir nicht im November hier sind, wenn es am heißesten ist. Dann ist es vermutlich kaum auszuhalten. Zwischendurch springe ich mal in den Pool, der aber nicht beheizt und deshalb wirklich frisch ist. Aber so eine kleine Abkühlung tut echt ganz gut!
Um 15:30 Uhr gibt es wie immer Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Inge kümmert sich wirklich bestens um uns und verwöhnt uns mit dem besten Essen. Sie und Gerald sprechen, wie auch schon Manni und Lothar in Swakopmund, bestes Hochdeutsch, so dass wir keinen Unterschied zu uns feststellen. Die beiden haben eine 16jährige Tochter, die allerdings gerade für ein Jahr in Deutschland zu einem Schüleraustausch ist. So lassen wir den Tag ausklingen und genießen den sagenhaften Sonnenuntergang. Der Himmel färbt sich von einem tiefen blau bis zu orange und gelb am Horizont und wir haben eine tolle aus Fernsicht über das Farmgelände.
Abends sitzen wir wieder gemeinsam im Hautgebäude zusammen und haben einen netten Abend mit tollen Gesprächen. Wir lernen ein Pärchen kennen, die ebenfalls aus Deutschland kommen und Ihren Urlaub hier verbringen. Er ist beruflich Jäger und hat hier in Namibia einmal für 3 Monate auf einer Farm gelebt. Jetzt zeigt er seiner Freundin das Land und die Farm, auf der er einmal war. Die beiden sind wirklich nett. Dann lernen wir noch ein Ehepaar kennen, das mit seinen beiden Kindern hier unterwegs ist. Alle sind genau wie wir als Selbstfahrer unterwegs und haben sehr ähnliche Routen. Allerdings bevorzugen die anderen Gäste feste Unterkünfte und campen nicht.
Nach einem vorzüglichen Essen geht es wieder nach draußen ans Lagerfeuer. So sitzen wir in einer großen Runde und unterhalten uns lange. Hin und wieder sehen wir am Wasserloch Zebras, Elands und Giraffen. Schade, dass die Tiere fast nur früh morgens, oder abends in der Dunkelheit zu sehen sind.
Wir sitzen bis ca. 22:30Uhr zusammen und gehen dann ins Bett. Morgen geht es dann weiter Richtung Etosha Nationalpark. Wir freuen uns und hoffen, da endlich mal mehr Tiere zu sehen.