Wie fast jeden Morgen stehen wir gegen 7Uhr auf. Wir haben sehr gut geschlafen. Es war eine absolute Stille und die Temperaturen waren heute Nacht sehr angenehm. Nach einer Katzenwäsche am Auto entschließen wir uns, nur schnell einen Kaffee zu trinken und erst später zu frühstücken. So können wir die unbeschreiblichen Farbspiele am Himmel bei aufsteigender Sonne genießen. Es sind schon einige andere Besucher auf den Beinen und auf dem Weg an unserer Campsite vorbei Richtung Parkausfahrt. Schnell bauen wir die Dachzelte ab, während das Wasser auf dem Kocher langsam heiß wird. Sobald auch nur etwas Wind aufkommt, bringt der Kocher fast keine Leistung mehr und es dauert ´ne halbe Ewigkeit, bis das Wasser kocht.
Jetzt geht´s für noch einmal zu einem Streifzug über das Gelände. Sven schnappt sich seine "Tüte Mücken" und klettert etwa in der Richtung die Spitzkoppe hoch, wo ich gestern auch schon unterwegs war. Aber auch er erreicht die Spalte im Felsen nicht und stürzt auf dem Weg dahin fast ab. Glück gehabt, es passiert Gott sei Dank nichts!
Ich mache mich auf den Weg zur Vorderseite der großen Spitzkoppe. Hier sind in dem weitläufigen Gelände einige flachere Felsen, die aber immer noch locker an die 50-60m hoch sind. Von einem der Felsen habe ich eine super Aussicht direkt auf das gesamte Bergmassiv. Es sieht aus der Entfernung so klein aus, das man sich die wahre Größe gar nicht vorstellen kann. In den Spalten zwischen den Felsen sind wieder ein paar Klippschliefer unterwegs. Außerdem sehe ich die Knochen von einem Antilopenbein und den Huf.
Zurück in der Ebene sind zig relativ frische Spuren von Tieren im Sand erkennbar. Wir haben gestern schon auf dem Weg zur Campsite einige Pferde gesehen. Es scheint sich dabei tatsächlich um ausgewilderte Pferde zu handeln, die hier frei in der Natur leben. Zu dieser Jahreszeit, quasi direkt nach der Regenzeit, ist es hier vergleichsweise grün. In ein paar Wochen, oder Monaten sieht das dann sicher ganz anders aus. Es ist schon ein Wunder, dass hier dennoch so viele Tiere leben.
Nachdem wir einiges gesehen haben, treffen wir uns um 10:30Uhr am Wagen und frühstücken. Dabei flattern und hüpfen einige Glanzstare direkt vor unseren Füßen rum und picken die heruntergefallenen Brotkrumen auf. Unsere Anwesenheit scheint sich nicht wirklich zu stören. Nur bei schnelleren Bewegungen schrecken sie kurz auf, sind aber sofort wieder da.
Eine gute Stunde später machen wir uns um 11:30Uhr auf den Weg. An der Parkausfahren halten wir kurz an und waschen noch einmal schnell die Hände und das Gesicht. Es ist echt unglaublich, wie staubig hier alles ist. Wir verlassen den Park über die D3716 und die D1930 in nördlicher Richtung. Am Straßenrand sehen wir einige Ruinen und wieder kleine bewohnte Hütten. Die Landschaft hat sich ab der Spitzkoppe von einer nahezu tristen Mondlandschaft in recht dicht bewachsenes Buschland gewandelt.
Wir sehen auch endlich mal wieder einzelne Tiere. Antilopen, wilde Esel und mal einen Schakal.
Die Gravelroad wird hier gerade durch den Grader plan geschoben und ist deshalb in einem top Zustand. Wir kommen zügig voran und sind gegen 13:00Uhr etwa in Uis. Uis ist eine kleine Siedlung etwa 30km südöstlich vom Brandberg. Hier gibt es lediglich eine große Engen-Tankstelle, eine Schule, einen Supermarkt und ein paar Häuser. Von hier sehen wir schon das große Massiv des Brandberg, der mit über 2.500m das höchste Bergmassiv Namibias ist. Über die C35 und anschließend die D2359 sind wir zügig auf der Ebene vor dem Brandberg. Die Zufahrtstraße ist als solches teilweise kaum erkennbar. Hier befinden wir uns in einer sehr weiten Grassteppe die sogar etwas grün schimmert.
Wir überholen 2 Eselkarren und kommen gegen 14:00 an der Brandberg White Lady Lodge an. Die Lodge liegt direkt am Fuß einiger Felsen und wirkt wie eine grüne Oase in der weiten Steppe. Hinter dem Lodge-Gebäude ist eine ausladende Rasenfläche mit 2 Pools und einigen Sitzgelegenheiten.
Wir haben sofort entscheiden, dass wir hier den Nachmittag verbringen wollen. Also beziehen wir schnell unsere Campsite, packen unsere Badesachen und alles was an Akkus geladen werden muss ein und gehen die rund einen Kilometer lange Strecke zu Fuß durch den weichen losen Sand zur Lodge. Wir genießen die Sonne und machen mal einfach nichts und entspannen. Das tut nach den letzten Tagen, in denen wir ja wirklich viel unterwegs waren und sehr viel gesehen und erlebt haben, richtig gut.
Die Campsite ist extrem weitläufig und befindet sich in und an einem trockenen Flussbett. Es sind einige WC- und Duschhäuser auf dem Gelände verteilt. Das Areal ist so weitläufig, dass man gar nicht merkt, dass noch weitere Gäste hier sind und campen. Der Boden ist sandig, aber trotzdem ist hier alles grün. Es sind überall Büsche und größere Baume, in denen laut kreischende Vögel sitzen.
Hier ziehen sehr regelmäßig die seltenen Wüstenelefanten durch, die sich dann direkt auf der Campsite, also auch zwischen den Gästen, aufhalten. Leider haben wir dieses Glück nicht und sehen nur deren Hinterlassenschaften.
Kurz vor Einbruch der Dämmerung machen wir uns auf den Weg zur Campsite und schlagen unser Lager auf. Der Weg durch die grüne Landschaft ist richtig schön, allerdings haben wir irgendwie ein komisches Gefühl, weil hier vor kurzem noch ein Rudel Löwen war.
Das Prozedere auf der Site ist wie jeden Abend: Zelte aufbauen, Feuer machen, Essen zubereiten. Heute machen wir in dem Gusseisernen Potji-Topf Nudeln mit einer Dose Chakalaka, Paprika & Zwiebeln und Geschnetzeltem. Das Essen köchelt eine ganze Zeit vor sich hin und schmeckt richtig gut!
Heute sind wir 120km gefahren und waren von 11:30-14:00Uhr unterwegs
Es ist 07:00Uhr und wir hatten eine relativ kurze Nacht, da wir nachts ein paar Aufnahmen vom Sternenhimmel gemacht haben. Der Himmel ist um diese Uhrzeit einfach grandios und reicht vom hellen Horizont bis in ein dunkles Violett. Leider kann man sowas auf Bilder nicht wirklich rüberbringen.
Wir sind noch nicht ganz fit und kochen erstmal einen Kaffee.
Währen wir uns fertig und unsere Kameras startklar machen, bekommen wir Besuch auf unserer Campsite. Völlig unerwartet steht auf einmal ein alter abgemagerter Esel vor mir und beobachtet mich. Genau so geräuschlos, wie er gekommen ist, ist er auf einmal auch wieder verschwunden. Schon interessant, wie leise sich Tiere bewegen und plötzlich aus dem Nichts auftauchen. Ich bin froh, dass es in diesem offenen, aber unübersichtlichen Gebiet nur ein Esel war!
Heute Vormittag werden wir einen Game-Drive machen, den wir gestern schon über die Lodge gebucht haben. Punkt 08:00Uhr sind wir am Hauptgebäude und werden schon von unserem Guide Patrik erwartet. Wir sind heute morgen die einzigen und machen uns so zu dritt auf in die Wildnis.
In einem offenen Safari-Geländewagen, der eigentlich locker Platz für 10 Personen bieten würde, fahren wir zunächst durch das trockene Flussbett, bis wir eine dschungelähnliche, sehr dicht bewachsene Gegend erreichen. Hier sind bis vor einigen Tagen noch Löwen gesichtet worden, die aber offenbar weitergezogen zu sein. Der Weg wird immer schmaler und schlengelt sich durch das Dickicht, bis wir auf einmal an einem Wasserlauf stehen und umdrehen müssen.
Schon kurze Zeit später ist weit und breit kein Baum, oder Gebüsch mehr zu sehen und wir finden uns in einer kragen Mondlandschaft wieder. Von hier haben wir eine super Fernsicht auf den Brandberg und über die umliegende Steppe. Wir sehen auch, wie sich die Dschungellandschaft, aus der wir gerade kommen, wie eine schmales Band durch die sonst sehr einfältige Landschaft zieht. In dieser kargen Mondlandschaft leben angeblich Bergzebras und einige Antilopen, die wir aber nicht zu Gesicht bekommen. So fahren wir weiter durch weite Geröllfelder bis zu einer großen Formation ausgespülter heller Kalksteine.
Das sind völlig surreal aus und erinnert eher an ein Korallenriff. Von Patrik erfahren wir, dass heute von den Einheimischen in dieser Gegen, den Damara, ein kleines Fest ausgerichtet wird, was er uns gern zeigen würde. So durchqueren wir zunächst in der Näher unserer Campsite das Flussbett und fahren ein Stück außerhalb zu einer kleinen Siedlung.
Wir sind hier die einzigen Touristen und fühlen uns zunächst nicht ganz zugehörig, werden aber von den Damara herzlich begrüßt. Es sind alle Generationen vertreten. Von kleinen Kindern, die völlig unbedacht zwischen uns und den feiernden herumlaufen, bis hin zu den Senioren der Gemeinschaft.
Die Frauen tragen bunte Kleider und einen dazu passenden Kopfschmuck. Die "Krieger" des Stammes zeigen sich in ihren traditionellen Outfits mit Ketten und Speeren. Die kleinen sind sehr zutraulich und Sven macht eine ganze menge Selfies mit ihnen. In der Halle, finden den ganzen Tag über verschiedene Veranstaltungen und Rituale der Krieger statt, an denen wir ebenfalls teilhaben dürfen. Mich hat das Ganze etwas an ein Schützenfest bei uns zu Hause erinnert.
Hier mal ein kleines Video dazu:
Die Krieger führen ihren Traditionstanz auf. Unter den Zuschauern sind vor allem die älteren Damara und zu finden.
Wir sehen uns das Ganze von außerhalb an und werden neugierig von den Kindern beobachtet.
Wir sind sicher eine Stunde hier auf dem Fest und sehen uns die Bräuche und das Treiben an, bis es dann langsam zurück zur Lodge geht. Auf der Fahrt sehen wir noch zwei Strauße, die schnell durch die Steppe laufen und sich kaum fotografieren lassen. Leider haben wir hier außer den beiden und ein paar kleinen Echsen keine weiteren Tiere gesehen. Durch die tolle Landschaft und die Eindrücke des Damarafestes sind wir aber trotzdem rundum zufrieden und haben die Tour genossen. Nach rund 3 Stunden sind wir zurück an der Campsite und haben einen riesigen Hunger. Jetzt wird´s auch wirklich Zeit für unser Frühstück.
Den Nachmittag verbringen wir noch einmal ganz entspannt im Garten der Lodge am Pool. Sowas muss auch mal sein, es ist ja schließlich Urlaub! Der Garten ist wirklich top gepflegt, passt aber irgendwie so gar nicht zu der öden Landschaft, die das Lodge-Gelände umgibt. Wir sichern noch einmal unsere Fotos und Videos auf den externen Festplatten und laden sämtliche Akkus. Leider hatten wir an der Spitzkoppe und hier auf der Campsite des Brandberg keine Stromanschluss. Aber wir dürfen uns mit unseren Ladegeräten hier auf der Terrasse breitmachen. Im Laufe des Nachmittags kommen hier 3 Mountainbiker an. Wo die wohl herkommen? Mit dem Fahrrad durch Namibia ist sicher auch eine Herausforderung!
Nach zwei, drei Stunden haben wir genug Sonne getankt und gechillt und machen und mit Sack & Pack auf den Weg zurück zur Campsite. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, wie es ist, hier über den hellen weichen Sand zu laufen, die unberührte Natur zu sehen und zu wissen, dass hier Elefanten, Löwen, Zebras und zig andere Tiere in freier Wildbahn leben. Einfach unbeschreiblich!
Generell ist das Campinggelände nur maximal zu einem Drittel belegt und man sieht kaum andere Menschen hier. Zwischen den einzelnen "Parzellen" die häufig durch Sträucher und Büsche eingegrenzt sind, liegen oftmals bis zu einigen 100m. Wir merken also schon deshalb gar nicht, dass sich noch weitere Gäste hier bewegen. Wir sind früh dran und ich mache mich mit meiner Kamera bewaffnet zu Fuß auf den Weg. Vielleicht sehe ich ja doch noch was interessantes.
Nur ein paar Minuten Fußmarsch entfernt finde ich eine etwa 2m hohe runde Abmauerung mit ungefähr 5m Durchmesser. Von einem anderen Gast, ein Südafrikaner, der hier schon mehrfach seinen Urlaub verbracht hat, erfahre ich, dass das eine Elefantentränke ist. Das erklärt auch die ganzen "Knödel", die hier überall rumliegen. Die Elefanten waren zuletzt vor 2 Wochen hier und sollten bald zurückkommen. Erfahrungsgemäß sind die Dickhäuter alle 2-3 Wochen in diesem Gebiet. Leider aber nicht während unseres Aufenthalts. Wie wir im Internet sehen, sind die Elis aber nur wenige Tage später zurück auf der Campsite. Sehr schade, dass wir sie verpasst haben!
Sven ist mit seiner "Tüte Mücken" geflogen und hat die Campsite von oben gefilmt. Das sind richtig gute Aufnahmen geworden und man bekommt einen Überblick, wie weitläufig das Gelände überhaupt ist.
Heute Abend grillen wir mal wieder und machen dazu Bratkartoffeln. Es gibt Steak und Boerewors und dazu kühles Windhoek Lager. So lassen wir den Abend ausklingen und sind heute mal wirklich früh im Bett. Morgen geht´s dann weiter....
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