Namibia - Swakopmund & Walvis Bay


 22. + 23. Mai

Swakopmund & Walvis Bay

Nach einer kurzen Nacht sind wir gegen 7 Uhr auf den Beinen und irgendwie beide etwas platt. Wir entschließen uns, nur eben einen Kaffee zu trinken und gar nicht groß zu frühstücken. Wir können ja auch später eine Pause einlegen.

Heute werden wir von Rooiklip zurück auf die C26 Fahren und von da aus der C14 folgend über den Kuiseb-Pass Richtung Küste nach Swakopmund. Unsere Überlegung ist, schon kurz nach dem Pass den Namib Naukluft Par in nördlicher Richtung zu durchqueren und dann über die C28 nach Swakopmund zu fahren. Das werden wir aber spontan entscheiden, wenn wir am Abzweig sind.

Unser heutige Streckenabschnitt ist nicht so lang. Wir haben also viel Zeit um den Tag ganz entspannt anzugehen. So spülen wir erstmal das Geschirr vom Vorabend, räumen das Auto auf, packen unser Canopy neu und bauen gemächlich die Zelte ab. Gegen 08:30Uhr verlassen wir die Campsite und möchten uns noch kurz von Lore und Frans verabschieden und unsere Rechnung bezahlen.

Als wir unten am Farmgebäude ankommen werden wir wieder von den beiden aufgedrehten Jack-Daniels-Terriern begrüßt. In der Lappa finden wir Lore, die uns, nachdem wir gezahlt haben, noch kurz das Farmgebäude zeigen möchte. Frans hat heute schon sehr früh die Farm verlassen um aus Walvis Bay (~200km entfernt) Zement zu holen.

Auf der hinteren Terrasse hat Frans einen neuen Windschutz errichtet. Die Wände und Abmauerungen hat er aus alten Glasröhren von Sonnenkollektoren gebaut. Es sieht aus, als wären die gesamten Wände des Windschutzes und des hinteren Anbaus aus Bierflaschen errichtet worden. Sieht wirklich interessant aus. In dem neuen Anbau ist ein moderner Kühlcontainer für Lebensmittelintegriert, den man eigentlich eher aus der Gastronomie kennt. Es ist schon echt unglaublich, was die Beiden mit rund 80 Jahren noch auf die Beine stellen!

Anschließend zeigt uns Lore noch ihre  Haustiere Linus (Zebra), Nr. 7 (Esel) und Jonathan (Oryx). Kaum waren wir am Gehege von Linus und Nr. 7 kamen die beiden auch schon an und ließen sich von Lore kraulen. Es entwickelte sich ein sehr interessantes und emotionales Gespräch. Lore erzählte uns von ihrem Leben in Deutschland, wie sie damals bei der BASF in Ludwigsburg arbeitete und den technischen Fortschritt mit der Entwicklung von Computer mitbekam, bis sie anschließend im Rentenalter vor 17 Jahren nach Namibia auf die Rooiklip Farm kam.

 Sven und ich waren total fasziniert, wie Lore uns das alles erzählte und dabei auch die ein, oder andere Träne in den Augen hatte. Wie frei sie sich jetzt fühle und dass sie in ihren ersten beiden Jahren in Namibia erst einmal zu sich selbst finden musste, bis sie begriffen hat, wo und wie sie jetzt überhaupt lebt. Das war für uns das mit großem Abstand beeindruckendste Gespräch auf unserer Reise. Während Lore von Ihrem Leben auf Rooiklip erzählte, konnten wir ebenfalls Lunis und Nr. 7 streicheln. Nur bei Jonathan, der im Nachbargehe untergebracht ist, sollten wir etwas vorsichtiger sein. Wir haben besser etwas Abstand gehalten...😏 Nachdem wir die Zeit völlig aus den Augen verloren und uns fast 1 1/2 Stunden mit Lore so intensiv unterhalten haben, verlassen wir gegen etwa 10:00 die Farm über die 18km lange Zufahrt.

Wir sind beide noch so überwältigt von diesem Gespräch, dass keiner auch nur ein Wort sagt, bis wir am Wegesrand direkt im spärlichen Gebüsch neben uns 3 Kudus sehen. Wir halten an und machen ein paar Fotos. Das sind die ersten Kudus, die wir hier gesehen haben, was es für uns um so interessanter macht. Nur ein paar Meter weiter ist eine kleine Gruppe Springböcke zu sehen. Nach verlassen des Farmgeländes geht es über die C26 nach Westen.
Zwischendurch sehen wir immer wieder einige unterschiedliche Antilopen und kreisende Geier. Es ist schon beeindruckend, wie groß diese Vögel wirklich sind. Ohrengeier haben eine Spannweite von bis zu knapp 3m und dabei ein Gewicht von bis zu 10kg. Nach knapp 30km Fahrt erreichen wir die C14, die wir Richtung Küste einschlagen. Schon nach einigen Minuten ändert sich das Landschaftsbild wieder von weiter Gras-Steppe und eine schroffe Mondlandschaft. Wir haben den Kuiseb-Pass erreicht! Hier sehen wir ein einzelnes Bergzebra in Mitten der Steinwelt und wundern uns, dass hier überhaupt Tiere leben können.

Kurz darauf beginnt die Steigung den Pass herauf. Wir sehen 2, oder 3 Busse, die sich bei dieser Steigung wirklich quälen müssen und sind froh, mit unserem Geländewagen unterwegs zu sein. Die Strecke führt uns anfangs in Serpentinen zwischen hohen Felswänden entlang, bis wir anschließend zu einem Tal gelangen und über die Kuiseb Brücke den gleichnamigen Fluss überqueren. Diese Gegend war vor einigen Tagen noch in den Schlagzeilen, als ein deutsches Rentner-Ehepaar beim Wildcampen von einem Leoparden angefallen wurde.

Ab hier ändert sich die Landschaft erneut in eine triste, kahle, unendlich scheinende Ebene. Wir beschießen wie geplant die Route quer durch den Namib Naukluft Park zu nehmen und biegen nach wenigen Kilometern rechts ab.

Die Straße zieht sich durch die Steppe und nur hin und wieder sind von weitem einzelne Bäume zu sehen. Wir fahren fast 1 1/2 Stunden, bis wir im Norden auf die C28, der Verbindungsstraße zwischen Windhoek und Swakopmund ankommen. Seit dem Kuiseb-Pass haben wir kein einziges Auto gesehen und sind gefühlt nur geradeaus gefahren. Ab hier haben wir noch rund 80km bis Swakopmund vor uns und entschließen uns nicht mehr den Welwitschia-Trail zu nehmen, sondern direkt bis in die Stadt durchzufahren. Das ist der vermutlich uninteressanteste Abschnitt unserer Reise. Hier ist einfach nichts! Je näher wir Swakopmund kommen, um so mehr Pipelines, Strommasten sehen wir und der Verkehr nimmt deutlich zu.

Wir erreichen Swakopmund gegen 15:00 Uhr und fahren direkt zu unserer Unterkunft, dem Secret Garden Guesthouse in der Bismarck Straße. Nach kurzem Checkin parken wir das Auto auf dem Hinterhof und beziehen unser Quartier. Da es noch relativ früh ist, beschließen wir, uns ein wenig die Beine zu vertreten und uns die Stadt anzusehen. Swakopmund hat ungefähr 45.000 Einwohner und zählt als "deutscheste" Stadt Namibias.

Der Baustil der Häuser und deren Namen, wie beispielsweise das Wörmannhaus, die Straßennamen, die Namen der Geschäfte und Restaurants und natürlich die Einwohner der Stadt selbst erinnen tatsächlich stark an die alten Zeiten. Wir fühlen uns teilweise wie zu Hause in einer deutschen Stadt. Auch die alten Schilder an den Häusern erinnern noch an die Kolonialzeit, die 1915 schon vor über 100 Jahren endete.

Direkt gegenüber unserer Unterkunft ist das Hotel Europahof. Wir gehen zunächst Richtung Stadtzentrum vorbei am "Altstadthof" und dem "Hohenzollernhaus" zu Peters Antiques. Im Eingangsbereich ist noch ein Schild der Kaiserlichen Zollstelle angebracht. Weiter gehts über den Ankerplatz zum Strand. Auf dem Rückweg sehen wir noch das Wörmannhaus mit seinem markanten Turm. Im Haus ist mittlerweile ein Museum eingerichtet und man kann den Turm sogar besteigen und hat eine super Aussicht über die Stadt.

Nachdem wir zurück in unserer Unterkunft sind machen entspannen wir noch etwas und machen uns anschließend auf den Weg zum Essen ins "Brauhaus".

Als wir ankommen können wir es kaum glauben. Unter der Decke hängen zig Fahnen von deutschen Bundesländern und Fußballvereinen. Hinter der Theke am Schnapsregal sind zig deutsche Polizeiabzeichen. Man könnte meinen, dass man in Deutschland in einem Brauhaus sitzt, aber sicher nicht in Afrika. Da schon alle Tische besetzt, oder reserviert sind, nehmen wir direkt an der Theke Platz und entscheiden uns für das Menü des Tages. Es gibt eine kräftige Rindfleischsuppe vorab und als Hauptgericht Wildsteak, ich glaube es war Kudu, mit Beilagen. Das Essen war super lecker!

Nachdem wir jetzt die passende Bettschwere haben, geht es gegen 22:30Uhr zurück ins Secret Garden und direkt in die Waagerechte!

Heute sind wir 220km gefahren und waren von 10:00 - 15:00Uhr unterwegs.


Die Nacht ist leider viel zu schnell vorbei. Tat das gut, endlich mal wieder in einem "richtigen" Bett zu schlafen. Wir stehen kurz nach 07:00Uhr auf, packen unsere dreckige Wäsche zusammen und geben sie auf dem Weg zum Frühstück an der Rezeption zum Waschen ab. Nach 3 Nächten im Zelt und mit Selbstversorgung lernen wir die Annehmlichkeiten unserer Unterkunft zu schätzen. Es gibt ein umfangreiches Frühstückbuffet mit Käse, Aufschnitt, gekochten Eiern, leckerem Brot und gutem Kaffee. Wir genießen diesen Luxus und frühstücken ausgiebig.

Gegen 09:30 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Walvis Bay. Walvis Bay liegt ca. 30km südlich von Swakopmund und ist eine Industriestadt. Hier wird Salz gewonnen und es gibt einen Hafen für Frachtschiffe. Heute morgen ist es hier extrem nebelig und sehr frisch, was hier wohl normal ist. Der Nebel kommt vom Meer und wir haben auf der Fahrt Sichtweiten von unter 50m.  Teilweise können wir nicht einmal das Meer, oder die Häuser sehen.

In Walvis Bay klar der Himmel aber schnell auf. Im Süden sehen wir einige teure Villen, die irgendwie gar nicht hier hin passen. Als wir den Ort südlich verlassen, kommen wir zu einer riesigen Flamingo-Kolonie. Wir machen anfangs ein paar Fotos, entscheiden uns dann aber, noch etwas weiter in die Lagune zu fahren. Leider sind die Vögel sehr scheu. Aber wir machen dennoch einige tolle Aufnahmen.

Gegen Mittag sind wir zurück in Swakopmund. Wir stellen nur schnell das Auto ab und wollen dann die Stadt zu Fuß erkunden. Gestern haben wir ja schon einiges gesehen, aber heute wollen wir uns den Jetty und Leuchtturm ansehen und genau in die Richtung starten wir. Der Jetty ist ein über 300 Meter langer Landungssteg, der in den flachen Südatlantik reicht. Am Ende ist das bekannte gleichnamige Restaurant "Jetty 1905".
Wir folgen der Promenade bis zum Himba Markt. Hier werden Holzschnitzereien angeboten, allerdings völlig überteuert! Eine wesentlich größere Auswahl hat man beispielsweise in Okahandja. Aber es ist trotzdem interessant und wir sehen uns etwas um. Anschließend gehts zur alten Brauereistube am Museum. Hier machen wir eine kurze Pause.

Weiter gehts am alten Leuchtturm vorbei kreuz und quer durch die Straßen. Wir kommen uns bei den ganzen alten Gebäuden wie dem alten Amtsgericht, der evangelischen Kirche, dem alten Bahnhof und der Antonius Residenz um 100 Jahre zurückversetzt vor. Am Gericht finden wir das Marine Denkmal.
Das Denkmal wurde 1908 enthüllt und gedenkt den deutschen Schutztruppen und deren Beitrag im Rahmen des Herero- und Namaaufstand 1904.

Weil es uns am Vorabend schon sehr gut gefallen hat und das Kükies ausgebucht ist, gehen wir heute noch einmal ins Brauhaus zum Essen. Es gibt als Vorspeise wieder eine Suppe und danach Zebrasteak  mit Pommes und Salatbeilage. Nach einiger Zeit kommen wir mit unserem Thekennachbar Lothar ins Gespräch. Lothar wohnt in Windhoek und ist selbstständig. Er vertreibt Salz und ist geschäftlich in Swakopmund, bzw. Walvis Bay. Wir unterhalten uns lange und gut und müssen etwas lachen, als er erzählt, dass er Paderborn kenne, weil er noch ein Grundstück in Bad Lippspringe besitze. Wie klein die Welt mal wieder ist. Lothar und Wirt Manni geben uns noch einige gute und hilfreiche  Tipps für unsere weitere Tour.

Gegen 22:00Uhr machen wir uns auf den Heimweg. Morgen wird wieder ein stressiger Tag...











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